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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Strand, die Belegschaft beginnt mit einer Routine zusammenzupacken, die zeigt, sie machen das jeden Tag. Zelte werden abgebaut, Tische zerlegt, Besteck und Gläser und Flaschen in Containern verstaut. Wie lange wird der Offizier warten? Er gibt Anweisungen, legt hie und da auch selbst Hand an, benimmt sich völlig unauffällig. Wir haben uns so weit als möglich genähert. Näher hin können wir nicht, das würde auffallen. Mein Fotoapparat hat ein Teleobjektiv. Ich hoffe, es ist stark genug.
    Vesna stößt mich an. Der Offizier hat sich rasch umgesehen, nimmt aus einem der Container einen blassblauen Plastiksack, verschwindet im Gebüsch. Ich drücke ab, immer wieder. Ob ich ihn erwischt habe? Mit etwas Pech ist er zu schnell abgetaucht. Er kommt ohne Sack wieder. Wo hat er das Geld? Thomas und Vesna sprinten los. Ich fotografiere, renne ihnen nach. Thomas hat ihn gestellt, der Offizier schreit empört: „Lassen Sie mich los, Männer, helft mir, der Typ ist verrückt geworden!“ Oststaatenenglisch.
    Thomas wälzt sich mit ihm auf der Erde, die Besatzung des Schiffes kommt ihrem Offizier zu Hilfe, ich rufe: „Er hat Drogen versteckt!“
    „Das auch noch!“, brüllt der dickste der indonesischen Köche und versetzt Thomas einen Boxhieb.
    „Nicht Thomas, euer Offizier“, versuche ich alle zu übertönen. Thomas kämpft wie ein Löwe, Vesna versucht ihm zu helfen, wird aber von zwei Männern festgehalten. Ich nehme eine Plastikflasche vom Boden und schlage auf alle rund um mich ein. Unsinnig.
    „Schnell zum Schiff“, befiehlt der Offizier, „haltet ihn fest, bis wir weg sind.“
    „Soll man nicht die Polizei …?“
    „Nein“, befiehlt er. „Keine Komplikationen, die Touristen gehen vor.“
    Rosemary hat den Tumult gesehen und läuft in unsere Richtung, sie lässt einen derartigen Schrei los, dass alle irritiert in ihre Richtung sehen. Vesna nützt die Gelegenheit, reißt sich los und springt den Offizier wie eine Raubkatze an, sie greift in seine Hosentasche, Bündel von Geldscheinen fallen in den Sand. Wo ist mein Fotoapparat? Außerdem muss jemand die Drogen …
    Blaulicht. Bradley bewegt sich schneller, als ich es ihm jemals zugetraut hätte.
    Er sieht mich an. „Wenn das jetzt ein Fehlschlag ist …“
    „Im Gebüsch liegen die Drogen.“
    „Er hat uns angegriffen“, protestiert der Offizier und zeigt auf Thomas. Der liegt immer noch am Boden, wird von vier Männern gehalten.
    Bradley weist eine Polizistin an, das Geld sicherzustellen.
    „Es ist meines“, versucht es der Offizier.
    Ich gehe mit Bradley zum Gebüsch. „Hier drinnen!“
    Wir biegen ein paar Dornenzweige zur Seite, sehen in diese Höhle unter dem Gestrüpp, dort drüben bei den Wurzeln liegen acht, zehn Plastiksäcke. „Es ist der blassblaue“, sage ich und kratze mich an einem Dorn blutig.
    Bradley schiebt sich vor, ich hinterher, er öffnet den Sack. Braune Päckchen, regensicher umwickelt mit Schichten aus Isolierband. In den anderen Säcken ist Müll. Wir kriechen wieder aus dem Gebüsch, zurück an die Sonne. Bradley nimmt ein Taschenmesser aus dem Hosensack, klappt es langsam und bedächtig auf, öffnet damit eines der Päckchen. Alle starren ihn wie gebannt an. Ein weißliches Pulver. Er schnuppert, kostet, nickt.
    Der Offizier hat keine Chance, zu fliehen.
    Die Touristen müssen es hinnehmen, dass ihr Schiff heute nicht auf die Minute genau ablegt. Zuerst einmal wird der Kapitän mit einem Beiboot an Land gebracht. Er reagiert entsetzt. Man wirdklären müssen, wie es dem Offizier gelungen ist, die Drogen regelmäßig an Bord zu schmuggeln. Der Container, aus dem er den Sack gezogen hat, besitzt einen doppelten Boden, das lässt sich gleich vor Ort feststellen. Der Hohlraum ist so geschickt eingebaut, dass sich der Behälter kaum von den üblichen unterscheidet.
    „Mit dem Mord habe ich nichts zu tun“, winselt der Offizier, „ich habe nicht einmal etwas gewusst davon. Ich wusste nur, dass Mick aussteigen wollte, und das habe ich weitergegeben.“
    „Wem?“, will Bradley wissen.
    „Eher bringe ich mich um, als dass ich das sage“, jammert er, „ich bin nur ein kleiner Fisch, sie haben mich gezwungen, sonst hätte ich das nie gemacht. Ich habe Schulden, sie wollten mich töten, ich verteile ein wenig auf der Tour, nur weil ich muss. Sonst weiß ich nichts. Ich bin kein Killer.“
    Zwei Beamte schieben ihn auf den Rücksitz eines Streifenwagens.
    Mag sein, dass es stimmt, was er sagt.
    Bradley gibt mir die Hand.

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