Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
vorzulassen.
„Aber wenn er erfährt, worum es geht, gibt er mir sofort einen Termin“, flehe ich ihn an.
„In Polizeiangelegenheiten wenden Sie sich bitte an die zentrale Polizeistation. Sie ist in der Innenstadt, gleich wenn Sie …“
„Ich weiß“, fauche ich ihn an.
Neben einigen großen dunklen Limousinen stehen Schwarze in kurzen weißen Hemden und rauchen. Ich erkenne den jungen Mann, der das Auto von la Croix gewaschen hat. Es ist nur ein Versuch: „Ist der Fahrer von Minister Doledo da?“
Ein bulliger Typ löst sich von der Kühlerhaube eines BMW. „Bin ich. Was wollen Sie?“ Klingt nicht gerade freundlich.
Ich lächle ihn strahlend an. „Ich kenne ihn, ich wollte Minister Doledo nur schnell etwas erzählen, dann brauche ich ihn nicht anzurufen. Wie lange dauert die Besprechung mit Bradley und dem Polizeichef noch?“
„Keine Ahnung, Lady, wer hier mit wem redet und wie lang das dauert. Und wenn, würde ich es Ihnen nicht erzählen.“
Trotzdem: Hochinteressant. Der Polizeichef, Doledo, la Croix, Bradley und wohl der Innenminister. Zurück zum Strand.
Das Schiff ist eine Schönheit, der Rumpf aus dunklem Holz gefertigt, die meisten Segel sind nun geborgen, nur einige Sonnensegel hat man gesetzt. Seefahrer- und Seeräuberromantik, aber jeden erdenklichen Luxus inklusive.
Am Strand ist das Picknick bereits in vollem Gang. Im westlichen Teil der Bucht wurden zwei große weiße Partyzelte aufgestellt, Berge von Plastikcontainern hat man ausgeladen. Vier fernöstliche Köche mit hohen, blütenweißen Mützen stehen hinter Holzkohlengrillern. Es duftet verführerisch. Traumschiffwunderwelt. In dem einen Zelt ist eine Bar aufgebaut, zwei schwarze Barkeeper mixen Drinks, zwei jüngere Frauen schenken Bier und Wein und Fruchtsaft aus. In dem anderen Zelt stehen Tische mit bodenlangem Tischtuch, darauf das Büfett. Ich sehe Früchte und Hummer, Platten mit Schinken und Huhn, kleine Pastetchen. Kein Wunder, dass Rosemary mit diesemSchiff nicht viel Geschäft macht. Eigentlich müsste sie eine Riesenwut auf die Betreiber haben. Ich weiß, alle Strände in St. Jacobs sind öffentlich zugänglich, aber das ist doch irgendwie Rosemarys Bucht, die, in der sie ihr köstliches Inselessen verkauft, auch wenn es nicht auf feinstem Porzellan daherkommt.
Der Strand ist übervölkert mit bleichen oder teilweise, vor allem am Rücken und an den Beinen, rot verbrannten Menschen. St. Jacobs dürfte am Beginn ihrer Tour liegen. Zwei Beiboote bringen laufend neue Landgänger, andere lassen sich schon wieder zurückfahren, offenbar haben sie nur um zu essen den Boden der Insel betreten.
Es gibt noch immer genug Leute, die sich beim Büfett und vor dem Grill anstellen. Eigentlich unterscheidet sich dieser Lunch von einem im Hotel oder auf dem Schiff nur darin, dass die Gäste am Strand auf – kreuzfahrtschiffeigenen – Liegestühlen sitzen und essen. Für manche ist das wohl Abenteuer genug. Zu viel Neues wollen die Touristen nicht, hat Hoffmann gemeint. Vielleicht ist da wirklich etwas dran.
„Es ist der dort drüben, der mit Walkie-Talkie hinter dem Büfett bei Containern steht“, flüstert mir Vesna zu.
Ich sehe einen Typ Mitte dreißig mit blondem Schnurrbart, mittelgroß.
„Er treibt sich die ganze Zeit beim Gebüsch herum.“
Ich nicke. „Das Geld muss schon dort liegen. Habt ihr es …“
„Wir haben nicht mehr schauen können, Schiff war schon zu nah. Mit gutem Fernglas …“
Ich erzähle ihr von meinem Misserfolg bei Bradley, was sollen wir tun? Das nächste Mal ankert die Maritim erst in zwei Wochen.
„Man muss ihn stellen“, befindet Vesna.
„Bist du verrückt? Wie? Vielleicht soll ihn dein Coconut Joe überwältigen?“
„Erstens ist nicht ‚mein‘ Coconut Joe und zweitens ist vor Angst davongelaufen. Wir werden fotografieren. Hast du Fotoapparat mit?“
Missmutig nicke ich, ja, natürlich habe ich ihn mit. Der Mann wird sich nicht so ohne weiteres aufhalten lassen. Wenn sie einenSicherheitsdienst an Bord haben … Aber wem wird man glauben? Und was, wenn die Aktion misslingt? Dann könnten wir die nächsten Opfer der Drogenbosse sein.
Wider Erwarten ist Thomas einverstanden. Er will uns helfen. „Wenn wir Bradley nicht erreichen, müssen wir es eben alleine versuchen. Ich will endlich, dass das Drogengerede vom Tisch ist.“ Er ballt die Fäuste.
Mir wäre trotzdem wohler, ein paar biedere staatlich beeidete Polizisten wären da.
Immer mehr Kreuzfahrttouristen verlassen den
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