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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Terbrack
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Gründerzeit. Mit viel Schnörkel, also. Ein optisches Highlight in der sonst recht tristen Innenstadt. Es gibt zwar noch wilhelminische Bauten, aber die paar, die den Krieg überlebt haben, wurden häufig von ihren Besitzern mit schmucklosen Fassaden versehen. Vielleicht waren die einfacher vom Dreck und dem Staub der Hütten zu reinigen. Wer alte Gemäuer mit Stuck sehen will, muss in den Süden des Reviers fahren. Also dahin, wo nicht so viele Bomben gefallen sind, es weniger Schwerindustrie gab oder die Städteplaner nicht rücksichtslos zugeschlagen haben.
      Ich stieg die vier Stufen zu den Doppeltüren des Polizeipräsidiums hoch und las ein Schild: „Bitte Schelle benutzen“. Also schellte ich und wartete. Ein unsichtbares Auge untersuchte mich und nach einigen Momenten ertönte ein Summer. Offensichtlich war ich für unbedenklich oder zumindest harmlos eingestuft worden. Ich würde den Polizisten nichts tun. Es gab ein Klack-Geräusch als ich die Glastür aufdrückte. Es folgten noch fünf weitere Stufen, bevor es links in das Wachlokal mit dem Tresen ging. Linoleumboden und billige Einrichtung. Es roch nach Zigaretten. Vor einem Pult aus Holz saß ein Uniformierter und sprach rauchend mit einem Mikrofon. Er ließ sich nicht weiter stören. Aus einem hinteren Raum tauchte ein weiterer Uniformierter auf. Größer und breiter als sein Kollege. Aus seinen kurzen Ärmeln ragten muskulöse Arme. Mister Selbstbewusst in Person. Er näherte sich der Theke.
      „`n Abend. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“
      „`n Abend. Larsen. Ich habe da ein kleines Problem.“ Ich reichte ihm meine Hand zum Gruß. Misstrauisch starrte er sie an. Nachdem er mich noch einmal von oben bis unten gemustert hatte, griff er zögerlich zu. Junge, lass´ mal deine Psychose untersuchen! Nicht jeder ist ein Schwerverbrecher und will dir was. Ich erklärte ihm mein Anliegen. „Ich vermisse eine Bekannte. – Wir waren heute Morgen bei einer Beerdigung und seitdem ist sie verschwunden.“
      Er stellte die erwarteten Fragen nach dem wann und wo. Fragte, ob ich dieses und jenes schon getan hätte. Geduldig antwortete ich und erzählte ihm womit ich den Tag verbracht hatte. Er stemmte sich mit den Armen auf den Tresen. „Sehen Sie, die meisten Personen tauchen nach unseren Erfahrungen innerhalb der nächsten Tage von alleine wieder auf. Darum unternehmen wir in der Regel zunächst einmal nicht viel.“
      „OK. In der Regel.“ Ich sah ihn ernst an. „Vielleicht ist es in diesem Fall etwas anderes.“ Ich legte meine Hände auf die Theke.
      „Warum?“
      „Weil ich Ihnen gesagt habe, dass die Dame hier außer mir niemanden kennt, sie sich hier nicht auskennt und vielleicht auch nicht verständig machen kann.“
      „Hm, hm.“ Immerhin fing er an zu überlegen. Oder er tat zumindest so. Vielleicht tue ich einer Zunft unrecht. Aber Polizisten meinen scheinbar immer, dass sie überlegen oder gelangweilt wirken müssen. Soll wohl Ruhe ausstrahlen. Nach dem Motto: Keine Panik. Wir haben alles unter Kontrolle.
      Ich versuchte noch einen draufzusetzten, um ihn, zu, ich weiß nicht was, zu bewegen. „Außerdem wirkte sie reichlich verstört. … Verstehen Sie?“ Ich sah ihn an. Fuhr fort, „Wie ferngesteuert. Traumatisiert. Könnte sein, dass sie sich was antut.“
      „Hm, hm.“ Er nickte wieder. „Hab´ Sie schon verstanden.“ Na hoffentlich! Er drehte sich zu seinem Kollegen um, der seinen Stuhl in unsere Richtung gedreht hatte und zuhörte.
      Der hatte die Hände auf dem Bauch gefaltet und wippte auf seinem Stuhl. „Wie sieht denn Ihre Bekannte aus?“
      Ich gab eine Beschreibung ab. Selbstbewusst hatte einen Zettel genommen und schrieb mit. Als ich fertig war, reichte er ihn seinem Kollegen. Der las das Geschriebene und legte den Zettel auf sein Pult. Dann nahm er wieder seine Buddha-Haltung ein. Das Wippen setzte erneut ein. „Ich gebe das jetzt an die Kollegen durch. Sollen die Augen offen halten.“ Ich nickte. „Mehr kann ich im Augenblick nicht tun.“ Selbstbewusst hatte eine Hand in die Tasche gesteckt und lehnte am Tresen. Buddha sah noch einmal auf den Zettel und reichte ihn mit, „Schreib´ auf, wie wir Herrn Larsen erreichen können.“ zurück.
      Ich diktierte meine Telefonnummer und Selbstbewusst schrieb mit. Als wir damit fertig waren, fragte ich: „Informieren Sie Ihre Kollegen in Mülheim und Duisburg? Die Stadtgrenzen sind ja nicht weit weg.“
      Buddha nickte. „Machen wir.

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