KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
unglücklich war, und weil sie sich verzweifelt wünschte, sie könnte alles wieder rückgängig machen und sich Dominic so nahe fühlen wie vorher, während er sie ansah, als wäre es ihm lieber, sie nie wieder sehen zu müssen, tat Lilah etwas, was ihr von frühester Kindheit an beigebracht worden war. Sie stieß von sich, was sie am meisten begehrte. „Ich denke, unter diesen Umständen ist es besser, wenn du jetzt gehst.“
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen, und einen Moment lang dachte sie, dass er wohl doch nicht so gelassen war, wie er vorgab. Aber dann zeichnete sich vollkommene Gleichgültigkeit auf seinem Gesicht ab, und Lilah wusste, dass sie sich nur etwas vormachte. Dominic richtete sich auf. „Nun, du wirst diejenige sein, die es bereuen wird, Prinzessin, nicht ich.“ Damit verließ er das Poolhaus.
Und Lilah stand nur regungslos da und ließ ihn gehen.
Das Geräusch eines näher kommenden Wagens riss Lilah aus ihren Gedanken. Sie erstarrte, war aber insgeheim froh, unterbrochen zu werden. Sie stand auf und bahnte sich einen Weg durch die dichte Vegetation, um einen Blick auf die Straße unter ihr zu werfen.
Es war ein uralter Pickup, der übel riechende schwarze Dämpfe ausstieß und so verrostet war, dass man seine ursprüngliche Farbe nicht mehr erkennen konnte. Lilah sah einen sonnengebräunten Arm auf dem Fensterrahmen, und gleich darauf erschien das geliebte Gesicht von Dominic, der die Anhöhe nach ihr absuchte. „Na, was ist?“ Er hob eine Augenbraue. „Kommst du, oder was?“
Ihr wurde ganz schwach vor Erleichterung. Es ging ihm gut. „Ich bin sofort unten“, rief sie ihm zu. Plötzlich so leichtfüßig, als hätte sie sich drei Tage vollkommen ausruhenkönnen, lief sie zurück, um den Rucksack zu holen.
Sie mochte Dominic als Teenager geliebt haben, aber sie war sehr jung gewesen, und so vieles war ihr damals noch unklar gewesen. Ihre Gefühle von damals ließen sich nicht mit denen vergleichen, die sie jetzt für ihn empfand. Das Schicksal hatte ihr eine zweite Chance gegeben. Und wenn es dieses Mal auch nicht klappen sollte, dann sollte es nicht daran liegen, dass sie Dominic ihre wahren Gefühle verbarg. Sobald der richtige Zeitpunkt kam, wollte sie ihm die Wahrheit sagen.
Aber bis dahin war er wenigstens in Sicherheit, und sie waren beide zusammen. Und für den Augenblick war das mehr als genug für sie.
10. KAPITEL
Die pastellfarbenen Stuckgebäude von Santa Marita wirkten silberfarben, und der mitternachtsblaue Himmel war schon schwarz, als Dominic und Lilah an jenem Abend in die Stadt fuhren.
Obwohl „fuhren“ tatsächlich ein etwas übertriebener Ausdruck war für die Art, wie sich ihr Gefährt fortbewegte. Schleichen wäre passender, dachte Dominic. Oder kriechen …
Die dreißig Meilen waren ihnen unendlich vorgekommen. Der Kühler hatte sich überhitzt, der Vergaser hatte Probleme gehabt, und sie hatten einen platten Reifen durch einen uralten Ersatzreifen ersetzen müssen, von dem sie nicht wussten, wie lange er halten würde. Dazu kam, dass die Straße so schmal gewesen war, dass jede Begegnung mit einem anderen Wagen zu einem lebensgefährlichen Abenteuer wurde. Und dann erfuhr Dominic leider viel zu spät, dass morgen Markttag war in Santa Marita, und das bedeutete, dass sie immer häufiger durch Herden von unberechenbaren meckernden Ziegen aufgehalten werden würden, je näher sie der Hauptstadt kamen.
Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass Lilah endlich ein wenig der so dringend nötigen Ruhe bekam. Sie hatte es verdient, denn sie hatte sich als eine sehr starke Frau erwiesen. Sie hatte sich nicht über die geringen Essensrationen beschwert oder darüber, dass ihr zu heiß warund dass sie zu müde, zu erschöpft und zu schmutzig sei. Dabei hätte sie mit allem Recht gehabt. Sie hatte sogar die heutige Fahrt mit dieser Schrottkiste mit stoischer Gelassenheit hingenommen, obwohl sie gerüttelt und geschüttelt worden war wie ein Spielwürfel im Becher.
Lilah hatte den Kopf an seine Schulter gelegt, um schlafen zu können, und jetzt hielt Dominic sich nicht länger zurück und strich ihr sanft über die Wange. Lilah murmelte etwas, was er nicht verstand, legte ihre Hand auf seine und zog sie an ihre Brust.
Er lächelte müde. Selbst wenn sie schlief, schaffte Lilah es, ihm fast einen Herzschlag zu bescheren. Es war schade für sie beide, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Dominics Lächeln verschwand, er befreite seine Hand aus
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