KARIBISCHES LIEBESABENTEUER
war der erste Vorposten der Zivilisiation, seit sie Las Rocas verlassen hatten, und wenn es nach Lilah gegangen wäre, hätten sie einen weiten Bogen darum gemacht.
Dominic hatte jedoch einen anderen Plan, und der drehte sich darum, ihnen irgendeine Art von fahrbarem Untersatz zu besorgen. „In Ordnung?“, wiederholte er.
Lilah schüttelte den Kopf. Sie hatte schließlich nichts zu verlieren, wenn sie ehrlich war. „Nein, nichts ist in Ordnung. Wenn nun etwas schiefgeht?“
„Nichts wird schiefgehen.“
„Aber wenn nun doch?“ Lilah ließ sich nicht beirren,obwohl sie nicht sicher war, warum sie Einwände hatte. Sie sollte doch eigentlich froh sein, dass sie sich ausruhen konnte. Denn immerhin war sie ins Meer gesprungen, hatte einen anstrengenden Marsch hinter sich, der mehrere Tage gedauert hatte, wäre beinahe ertrunken und hatte die zwei letzten Nächte nur wenig geschlafen, weil Dominic und sie sich geliebt hatten. Jetzt war Lilah war hundemüde.
Dennoch wollte sie ihn nicht gehen lassen. „Du kannst nicht einfach ein Auto stehlen und erwarten, dass niemand das mitkriegt“, sagte sie.
„Ich werde es nicht stehlen“, korrigierte er sie mit bemerkenswerter Geduld, „sondern bezahlen. Und zwar mit mehr, als es wert ist. Und das wird den Besitzer glücklich machen und ihn davon abhalten, mich zu verraten – zum Beispiel an die lokale Polizei oder an einen von Condestas Suchtrupps. Und selbst wenn einer der Dorfbewohner reden sollte, werden wir schon längst weit fort sein. Vertrau mir. Es wird alles gut gehen.“
Lilah wusste, dass sie nicht ganz vernünftig war, aber sie konnte nicht anders. „Aber wenn es das nicht tut?“, beharrte sie.
Zu ihrer Überraschung gab er nach. „In Ordnung. Wenn ich bis zum Mittag nicht zurück bin, nimm alles nicht so Wichtige aus dem Rucksack heraus, folge der Straße und gehe in Richtung Santa Marita weiter. Wir sind nur etwa dreißig Meilen entfernt. Es sind zwar dreißig Meilen, aber sobald du dort ankommst …“
„Dominic!“ Sie sah ihn entsetzt an. „Hör sofort auf.“
Die offensichtliche Qual in ihrer Stimme ließ ihn sofort innehalten. „Was?“
„Ohne dich gehe ich auf keinen Fall, also sagst du mir lieber, wie ich dir am besten helfen kann, wenn es doch noch ein Problem geben sollte.“
„Das würdest du tun? Du würdest nach mir suchen?“
Wie konnte er nur fragen? „Aber natürlich.“
Einen Moment lang wurde sein Ausdruck weich, doch Dominic fasste sich schnell. „Zum Glück wirst du es nicht zu tun brauchen.“
„Verdammt noch mal, Dominic …“
Er hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. „Hör mir gut zu, Lilah. Könntest du ein Messer nehmen und einem fremden Menschen die Kehle durchschneiden? Oder könntest du jemanden erschießen, dessen einziger Fehler es war, mit meiner Überwachung beauftragt worden zu sein?“
Lilah sah ihn verunsichert an. „Siehst du, das dachte ich mir schon. Die Sache ist die – wenn etwas geschieht, werde ich entweder nicht mehr zu retten sein …“
Lilah zuckte zusammen. Die Möglichkeit war ihr nicht in den Sinn gekommen.
„… oder du wirst El Presidente zwei Geiseln liefern statt nur einer. Der Mann steht in dem Ruf, sehr bösartig zu werden, wenn man sich ihm widersetzt. Und wenn du glaubst, dass ich einfach zusehen werde, wie er oder sonst jemand dir wehtut … nun, vergiss es. Um unser beider willen also, sollte ich nicht bis Mittag zurück sein, wirst du dich nach Santa Marita begeben und die Nummer anrufen, die ich dir vorhin gegeben habe. Derjenige, der sich dort meldet, wird die Nachricht an Gabe weiterreichen, und er wird sich dann um alles kümmern. Okay?“
Sie nickte. „Okay.“
„Braves Mädchen.“
Er sah sie mit offensichtlicher Anerkennung an, und da Lilah nicht sehr viel davon erfahren hatte in ihrem Leben, genoss sie den Augenblick. Ihr wurde auf einmal klar, dass sie Dominic nur helfen konnte, indem sie ihm keine weiteren Sorgen bereitete. Er musste schon mit genug anderen Problemen fertig werden. Also warf sie scheinbar empört das Haar nach hinten und schenkte ihm ihren hochmütigsten Blick. „Wie hast du mich genannt?“
Er lächelte. „Okay, ich nehme das zurück. Tu einfachso, als hätte ich dich eine weise Frau genannt oder eine bewundernswerte Erwachsene oder etwas ähnlich Idiotisches, aber politisch Korrektes.“
Sie lachte. „Eine bewundernswerte Erwachsene? Das kann nicht dein Ernst sein.“
Er fiel in ihr Lachen ein und beugte sich plötzlich vor
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