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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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zu lindern, ihm sein rechtes Auge zurückzugeben, das Rad der Zeit zurückzudrehen und zu verhindern, dass Jasmine in sein Leben trat. Mac und ich hatten tatsächlich einen Umzug in Erwägung gezogen, damit Billy nicht jedes Mal, wenn er zu uns kam, an die schrecklichen Ereignisse jenes schicksalhaften Tages erinnert wurde. Doch da die Immobilienpreise stark gefallen waren, hatten wir nicht die Möglichkeit, unsere Maisonette-Wohnung zu einem halbwegs vernünftigen Preis zu verkaufen und woanders im Viertel unsere Zelte aufzuschlagen. So war uns nichts anderes übrig geblieben, als weiterhin hier zu wohnen.
    »Komm rein, Billy. Hier draußen ist es einfach zu kalt.«
    Ich hängte gerade seine Jacke an die Flurgarderobe, als Ben auf ihn zugestürmt kam. Chali schien bei Billys Anblick kurz zu zögern. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, weil es ihr – wie ich mutmaßte – nicht passte, dass Ben vom Aufräumen abgelenkt wurde. Oder lag ich da falsch? Doch was auch immer der Auslöser für ihre Reaktion sein mochte, es beunruhigte sie nur kurz, denn kurz darauf lächelte sie wieder gut gelaunt.
    »Pirat Bill!«
    »Ahoi, Maat!« Billy kniete sich hin und umarmte Ben. »Wo ist dein Hut? Du trägst ja gar keine richtige Montur. Willst du mal über die Planke gehen?«
    Ben flitzte davon und kam kurz darauf zurück. Nun thronte ein schwarzer Piratenhut mit weißem Totenkopf und gekreuzten Knochen auf seinem Haarschopf. Billy hatte ihm den Hut letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt. Seit diesem Geniestreich zeigte Ben nicht mehr andauernd auf Billys Augenklappe, sobald dieser bei uns auftauchte, sondern die beiden schlüpften einfach in die Rolle von Piraten.
    »Wie lauten meine Befehle, Pirat Bill?«
    Billy richtete sich wieder auf und massierte melodramatisch sein Kinn. »Fessele die Prinzessin!«
    »Wird gemacht, Bill!«
    »Nicht schon wieder.« Lachend lief Chali in die Küche, holte die Schnur, setzte sich mitten im Wohnzimmer auf einen Stuhl und ließ sich von Ben fesseln.
    Währenddessen verzogen Billy und ich uns in die Küche, wo ich uns Kaffee einschenkte. In seine Tasse gab ich einen Schuss Milch. Ich trank meinen schwarz.
    »Wie geht es Mac?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hoffentlich zieht sich diese Grippe nicht ewig hin.«
    »Ein Virus geht gerade rum. Ein paar von meinen Arbeitskollegen, die’s auch erwischt hat, mussten eine Woche daheimbleiben.«
    »Billy, können wir über gestern Abend reden?«
    »Das wird nicht wieder vorkommen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich spüre es«, antwortete er ungerührt. Doch er klang benommen und womöglich sogar leicht irritiert. Mir kam es vor, als hätte sich seine Abneigung, den Tatsachen ins Auge zu sehen, in den letzten Stunden noch verstärkt.
    »Es gibt da diese Selbsthilfegruppe namens POPPA ...«
    »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Aber du kannst nicht ewig die Augen davor verschließen.«
    »Es gibt Wichtigeres als mich und meine Probleme, Karin. Zum Beispiel das Mädchen, das gestern Abend angefahren wurde.«
    Die Erinnerung an ihr Engelsgesicht und ihre blau lackierten Nägel versetzte mir einen Stich. »Abby Dekker. Ich habe heute Morgen recherchiert. Einmal abgesehen von ein paar spärlichen Fakten wurde über den Vorfall nicht groß berichtet.«
    »Sie wohnt nur ein paar Blocks von hier. Leider ist es uns nicht gelungen, die Eltern zu kontaktieren. Ich habe Dash versprochen, mich darum zu kümmern. Sie ist gerade ziemlich gestresst, weil eins ihrer Kinder an einem Krippenspiel in der Schule teilnimmt und sie nicht überall gleichzeitig sein kann, blablabla.« Während er La-as Worte wiederholte, schüttelte er den Kopf und musste grinsen.
    Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Spannungen zwischen den beiden die Arbeit für Billy erträglicher machten. Doch an gewissen Tagen hätte ich mir die Frau am liebsten zur Brust genommen und ihr befohlen, endlich mit dem ewigen Gejammer aufzuhören.
    »Mac kennt den Vater – Reed Dekker. Er ist Banker und arbeitet bei Goldman Sachs.«
    »Hat Mac zufällig seine Privatnummer? Seine Sekretärin sagt, er sei heute nicht ins Büro gekommen und sie wisse nicht, wo er steckt. Über das Festnetz ist er jedenfalls nicht zu erreichen.«
    »Ich denke nicht, dass Mac seine Nummer hat. Nach dem, was ich gelesen habe, geht Abby auf das Packer Collegiate. Hast du schon mit der Schule gesprochen?«
    »Die geben telefonisch keine Auskunft. Mann, wir wollen doch nur die Eltern finden, damit sie die Kleine im

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