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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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unterstützte, schob die Schneereste auf die Straße. Mac stand am Fenster und schaute uns zu. Wahrscheinlich plagte ihn das schlechte Gewissen, weil er sich nicht selbst darum kümmerte oder uns wenigstens zur Hand ging; aber aus Sorge vor einem Rückfall hatten Billy und ich darauf bestanden, dass er drinnen im Warmen blieb. Nach getaner Arbeit saßen wir am Küchentisch und genehmigten uns Rühreier, Croissants und heiße Schokolade.
    »Wir sollten uns gesünder ernähren«, meinte Mac, gab etwas Rührei auf ein Stück Croissant und steckte es in dem Mund. »Mhm, sehr köstlich.«
    »Du siehst aus, als hättest du in dieser Woche zehn Pfund verloren. Verschieb die gesündere Ernährung auf später.« Billy grinste breit, was er meiner Meinung nach schon seit Wochen nicht mehr getan hatte.
    »Und ... wie geht es dir?«, erkundigte ich mich.
    »Na, da ich gerade nicht an einem Tatort bin, ganz gut.« Er lachte verhalten. »Vielleicht ist es an der Zeit, mir einen anderen Job zu suchen.«
    »Was würdest du denn stattdessen gern tun?« Mac, der aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, weil ihm der Job zu sehr unter die Haut gegangen war, beugte sich neugierig vor.
    »Keine Ahnung.« Das Grinsen verschwand, und Billy setzte wieder seine mürrische Miene auf.
    Mac lehnte sich zurück und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Du hast die Nummer noch nicht angerufen, oder?«, fragte ich Billy.
    »Doch, um ehrlich zu sein. Ich habe sogar eine Nachricht hinterlassen. Zufrieden?«
    »Ich weiß, ich nerve dich damit, aber du musst diese Sache in Angriff nehmen.«
    »Stimmt«, pflichtete Mac mir bei.
    Billy verbarg das Gesicht in den Händen. Dabei rutschte seine Augenklappe hoch, und einen kurzen Moment lang sah ich den Mann, den ich vor vier Jahren kennengelernt hatte. Obwohl er damals bereits vierzig gewesen war, hatte er zehn Jahre jünger gewirkt und Lässigkeit und Selbstvertrauen ausgestrahlt. Und wenn dieser gutaussehende Mann einen dann mit seinen warmen braunen Augen anblickte, verfehlte das seine Wirkung nicht. Seit einiger Zeit war von der ihm eigenen Vitalität leider nicht mehr viel zu spüren. Die Haut auf seinen Handrücken war runzlig und trocken, wie ich jetzt bemerkte. Und als er sein Gesicht wieder hob, loderte in seinem gesunden Auge auch nicht mehr das Feuer. Es dauerte einen Moment, bis die Falten, die seine Hände auf den Wangen hinterlassen hatten, wieder verschwanden.
    »Ich weiß«, sagte er. »Darum habe ich ja endlich dort angerufen. Mir ist bewusst, dass ich mich den Tatsachen stellen muss, aber diese Flashbacks sind total verstörend. Wenn ich mich wieder im Griff habe, weiß ich ja nicht mal, wo ich war oder was passiert ist. Und wie soll es einem wildfremden Menschen gelingen, Ordnung in meinen Kopf zu bringen und den Schalter umzulegen? Wäre das so einfach, bräuchte ich auch keine Hilfe. Über all das zu reden bringt doch nichts. Und am Ende kostet es mich womöglich noch meinen Job.«
    »Womöglich wirst du ihn verlieren, wenn du das nicht angehst«, gab Mac mit einem schiefen Lächeln zu bedenken, auf das Billy nicht reagierte.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich will.«
    »Es gibt leider keinen Schalter, den man einfach umlegen kann«, meinte ich. »Nur hilft es manchmal schon, mit jemandem zu sprechen.« Da ich gleich mehrere Krisen mit Hilfe von Therapeuten überstanden hatte, sprach ich aus Erfahrung. »Wie dem auch sei ... du kannst das nicht ewig vor deinen Arbeitskollegen verbergen. Früher oder später kommt dir jemand auf die Schliche.« Dass La-a höchstwahrscheinlich schon Bescheid wusste, erwähnte ich nicht.
    »Ich habe jedenfalls dort eine Nachricht hinterlassen und warte jetzt auf einen Rückruf.« Billy trank einen Schluck heiße Schokolade, holte tief Luft und wechselte das Thema. »Nun zu unseren Fällen.«
    Mac drehte sich zu Ben um, der am Tisch saß und malte. »He, Benny, möchtest du nicht ein paar von deinen Zeichnungen im Flur aufhängen?« Dort schmückten bereits einige von seinen Bildern eine Wand.
    »Gute Idee.« Ich holte eine Rolle Klebeband aus einer Schublade und gab sie Ben, der anschließend mit seinen Bildern aus der Küche stürmte.
    Mac und ich rückten näher an Billy heran, um von ihm die neuesten Entwicklungen zu unseren Fällen zu hören. Die vergangenen beiden Nächte hatte ich nicht abschalten können und deshalb kaum ein Auge zugetan. Die Frau auf der Nevins Street und Chali, beide mit einem Messer in der Brust, das viele Blut im Haus der

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