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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Teppich, und sprich wie Karl der Dicke, als Karl der Wandelbare bist du mir unheimlich. Wir wollen uns heute nachmittag in den Redaktionen der Bremer Zeitungen umsehen, um Anregungen zu kriegen, und wünschen, daß du uns dabei begleitest! Aber laß bitte den neuen Karl mit seinen gebügelten Hosen zu Hause, und schlepp uns den alten ran, mit dem konnte man wenigstens hin und wieder im Klartext plaudern.“
    „Heute nachmittag bin ich Höherem verpflichtet und darum leider verhindert“, sagte Karl.
    Darauf konnte Egon nicht mehr antworten, denn in diesem Augenblick erreichten sie die Schule und wurden durch eine große Gruppe hineinströmender Kinder voneinander getrennt.
    Aber in der ersten Pause wollte Egon weiter in Karl dringen. Guddel nahm ihn jedoch auf die Seite und flüsterte ihm zu: „Laß ihn in Ruhe, er ist verliebt!“
    „Woher weißt du das denn?“ fragte Egon erstaunt.
    „Er hat eben sieben- oder achtmal, Teresa“ auf sein Löschblatt geschrieben.“
    „Du kriegst die Tür nicht zu!“ rief Egon. „Das ist also seine Krankheit! Und ausgerechnet eine Teresa! Ob die genauso dick ist wie er?“
    „Glaub’ ich nicht“, antwortete Guddel, „du weißt doch, Gegensätze ziehen sich an.“
    „Jawohl“, sagte Egon, „und gleich und gleich gesellt sich gern! Na, wir werden ja sehen. Ist ja klar, daß wir heute nachmittag die Redaktionen sausenlassen und Karl auf heimlichen Pfaden folgen, um seine Teresa mal unter die Lupe zu nehmen.“
    „Ich weiß nicht“, warf Guddel ein, „das wird ihm gar nicht recht sein.“
    „Darauf können wir keine Rücksicht nehmen“, entgegnete Egon. „Als seine Freunde sind wir es ihm schuldig, daß wir uns um seine Liebschaften kümmern, damit er nicht an eine Falsche gerät.“
     
    Gleich nach dem Mittagessen fuhr Egon zu Guddel hinüber.
    „Los, beeil dich!“ rief er ihm schon durch die geschlossene Tür entgegen, „sonst verdrückt Karlchen sich klammheimlich, und wir kriegen seine Flamme nicht zu Gesicht!“
    Guddel holte sein Fahrrad aus dem Keller und stieg auf. „Ich glaube, Karl wird ganz schön sauer, wenn er merkt, daß wir ihn beschatten“, sagte er. „Schließlich ist seine Liebe doch seine Privatangelegenheit.“
    „Da irrst du“, widersprach Egon. „Unter Freunden hört alles Private auf. Meines Freundes Freundin ist auch meine Freundin, das mußt du dir mal merken!“
    Sie fuhren hinter den Windschirm der Bushaltestelle, der sich auf der andern Seite von Karls Elternhaus befand, und stellten ihre Räder ab. Durch einen Spalt in der leichtgebauten Wand konnten sie die Häuser auf der Gegenseite beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.
    „Wie ich Karl kenne“, sagte Guddel nach einigen Minuten, „hat er sich nach dem Essen erst mal für zwei Stunden aufs Ohr gelegt, um zu verdauen, und wir stehen hier rum wie vergessene Regenschirme.“
    „Ist dir entfallen, daß er ein Verwandelter ist?“ sagte Egon. „Er hat bestimmt vorübergehend seine liebgewordenen Gewohnheiten über Bord geworfen und kann sich unter Umständen nicht mal mehr daran erinnern, daß er nach dem Essen ein Weilchen auf der Couch liegen und verdauen muß. Ich wette, er ist längst wieder in seine gebügelte Hose geklettert und zupft sich bereits vor dem Spiegel die letzten Lockenwickler aus dem Blondhaar. Sollte mich gar nicht wundern, wenn er sich sogar einen Schlips vor die Jünglingsbrust gebunden hätte!“
    „Du, er kommt!“ flüsterte Guddel. „Mensch, hat der sich rausgeputzt!“
    Egon blickte auch durch den Spalt.
    „Donnerwetter“, sagte er staunend, „was doch die richtigen Klamotten ausmachen! Richtig fesch, unser Karlchen. Da wird seine Teresa sich aber freuen! Die Hose kommt mir allerdings ein wenig eng vor. Hoffentlich hält sie seiner Körperfülle stand! Nun guck dir nur an, wie graziös er sich auf die Karre schwingt! Ein Bild zum Filmen!“
    Karl hatte seine Freunde nicht bemerkt.
    In heiterster Stimmung radelte er davon. Vor dem Supermarkt machte er halt, kaufte eine Schachtel Pralinen und fuhr weiter. Egon und Guddel folgten ihm in Sichtweite. Sein fröhliches Pfeifen wies ihnen sicher den Weg, wenn sie ihn mal aus den Augen verloren.
    „Wo will er denn hin?“ rief Egon nach fünf Kilometern ungeduldig.
    „Sein Tausendschönchen wohnt doch wohl nicht in Australien, was?“
    „Hoffentlich nicht!“ antwortete Guddel. „Ich hab nämlich gar keine Badehose mit.“
    Schwimmen brauchten die beiden Verfolger indessen nicht, weder durch das

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