Karl der Dicke & Genossen
„Die stellen wir natürlich selber her. Pfannkuchen sind doch meine Spezialität. Daß du das nicht weißt, ist eine Bildungslücke.“
„Na, wenn das so ist“, sagte Guddel, „wollen wir keine Zeit verlieren und schnellstens mit der Produktion beginnen. Hältst du diesen Platz hier am Waldesrand für deine Bäckerei geeignet?“
„Dumme Frage“, entgegnete Karl. „Siehst du nicht, daß ich schon bei der Arbeit bin?“
Er lehnte sein Fahrrad an einen Baum, suchte Mehl, Eier, Margarine und Zucker aus dem Gepäck und rührte den Teig an. Egon mußte Eierschnee schlagen und Guddel die Feuerstelle bauen.
Der Teig wurde allerdings nicht glatt. Zehn bis zwölf stachelbeergroße Klumpen schwammen munter darin herum. Als Karl sah, wie Guddel darüber die Stirn runzelte, sagte er: „Die schmecken am besten, sie werden so schön kroß, und man kann herrlich darauf lutschen.“ Egon schlug auf das Eiweiß ein, daß die Flocken nur so flogen. Schließlich hielt er erschöpft inne und kippte den Schneematsch in den Teig. Karl rührte das Ganze durcheinander und versuchte noch einige der Klumpen mit einer Gabel zu zerdrücken. Mittlerweile hatte Guddel das Feuer in seinem kunstlosen Herd in Gang gebracht und Egons Pfanne mit einem großen Eßlöffel voll Fett aufgesetzt. Er beobachtete, wie es langsam zerging und zu brutzeln begann. Karl klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und goß langsam einen dünnen Strahl von dem Teig in das zischende Fett. Vier Klumpen machten einen Kopfsprung hinterher. Guddel sah kritisch zu.
„So wird es gemacht“, sagte Karl. „Wenn man es kann, ist es kinderleicht.“
Der Teig floß auseinander und füllte die ganze Pfanne aus. Er färbte sich an den Rändern braun und bildete in der Mitte eine dicke Blase, die plötzlich zerplatzte, wobei Egon ein Tropfen heißen Fetts auf die Nase sprang. Er griff so hastig danach, daß er fast die Pfanne umgestoßen hätte. Guddel rettete sie in höchster Not.
„Aufgepaßt!“ rief Karl. „Jetzt kommt Trick siebzehn mit Anschleichen!“ Er nahm die Pfanne in die rechte Hand und schüttelte sie, so daß der Pfannkuchen darin hin und her rutschte. Das ließ sie sich gefallen, denn sie war eine Campingpfanne und sehr praktisch konstruiert. Ihren Stiel konnte man hineinklappen. Dadurch nahm sie viel weniger Platz ein. Für das, was Karl jetzt vorhatte, war der Klappstiel allerdings nicht sehr günstig. Er wollte den Pfannkuchen hochwerfen und, wenn er eine bildschöne Luftrolle gemacht hatte, wieder auffangen. Ein Pfannkuchen schmeckt nämlich besser, wenn beide Seiten braun sind.
Also ließ er das halbfertige Backwerk in dem heißen Fett Schlitten fahren, warte auf einen passenden Augenblick und warf es dann schwungvoll hoch.
„Heijo!“ rief er dabei wie ein Seiltänzer auf dem Hochseil. Heijo! da klebte der Pfannkuchen auf seiner Hand, denn die Pfanne war mit hochgekippt und hatte ihren Inhalt kurzerhand ausgeladen. Karl warf die Pfanne von sich, daß das Fett nur so spritzte. Dann streifte er sich den Pfannkuchen ab und warf ihn hinterher. Er klemmte die Hände zwischen die Schenkel und sang in höchsten Tönen: „Oh, wie ist es kalt geworden!“
Guddel lag auf dem Rücken und lachte, daß ihm der Bauch weh tat. Egon lachte nicht. Er fischte den Pfannkuchen aus dem Gras und aß ihn heißhungrig auf. Dann stellte er die Pfanne auf den Herd zurück und übernahm die Herstellung des zweiten Omeletts. Das Umwenden machte er mit zwei Messern.
Karl war merklich gekränkt, als er sah, daß Egon es besser konnte als er. Aber er aß das fertige Produkt dann doch mit zufriedener Miene.
Und so verspeiste im Laufe einer Stunde jeder von ihnen vier Pfannkuchen, von denen die letzten allerdings mehr nach Rauch als nach Kuchen schmeckten. Drei Birnen von Tante Annas Obstmischung neutralisierten den Geschmack jedoch wieder.
Nach dem Essen hatten sie keine Lust mehr weiterzufahren und bauten darum ein Stück waldeinwärts das Zelt auf. Um auszuschließen, daß sie im Schlaf von Wegelagerern und Halsabschneidern überrascht würden, bestimmten sie, daß die ganze Nacht über jemand Wache stand. Sie losten und ermittelten Egon als Wachmann Nummer eins. Karl sollte als zweiter den Schlaf seiner Kameraden behüten und Guddel als letzter.
Klammen Herzens sah Egon zu, wie Karl und Guddel gähnend ins Zelt krochen.
„Du kannst ja im Mondschein das Geschirr abwaschen“, rief Karl, als er noch einmal den Kopf durch den Eingang steckte. „Dann wird dir
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