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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Affen.
    Das Frankenreich erstreckt sich im späten 8 . Jahrhundert von der Elbe bis zum Ebro und von den friesischen Inseln bis nach Mittelitalien. Riesige unberührte Wälder, Gebirgsketten, Moore und Sümpfe prägen die Landschaft. Das Reich ist ein 1600 mal 1400 Kilometer großes Mosaik aus Grafschaften, die von zahlreichen Völkern – von Romanen über Thüringer bis hin zu Bretonen und Basken – mit unterschiedlichen Sprachen und Traditionen bewohnt sind. Sogar in Städten wie Paris oder Köln leben nur wenige tausend Menschen; ganz West- und Mitteleuropa hat keine zwölf Millionen Einwohner. Wenige, schlecht befestigte Überlandstraßen verbinden die Höfe, Dörfer, Klöster und Pfalzen des Königs, die wie Inseln in ausgedehnten Urwäldern liegen.
    Mehr als 90 Prozent der Untertanen Karls leben von beschwerlicher Feldarbeit. Ein selbstgezimmerter Tisch, ein paar Schemel und Bänke sind ihr gesamtes Mobiliar. In Holzkisten liegen ihre wenigen Habseligkeiten: tönerne Schüsseln und Becher, ein Kochtopf, Holzlöffel. Mutter, Vater, Kinder nächtigen auf Strohsäcken rund um das Herdfeuer. Ein Fläschchen mit Weihwasser soll sie vor Dämonen schützen.
    Doch das Christentum hat sich seit dem 6 . Jahrhundert nur oberflächlich im Reich durchgesetzt. Die Menschen glauben auch an Magier, Wettermacher und Hexen, die das Vieh unfruchtbar machen. Viele Bauern beten nicht direkt zu Gott, sondern rufen Schutzheilige an. Gegen Heuschreckenplagen ziehen Geistliche mit Reliquien und Kreuzen bewaffnet ins Feld. Seher interpretieren den Flug der Krähen, um die Zukunft vorherzusagen.
    Nicht nur im Hungerwinter 792 leben die Leute in Furcht. Missernten, Seuchen, Raubtiere und Banditen bedrohen unausgesetzt ihr Leben: Krieger und Räuber überfallen ihre Höfe, plündern die Bauern aus, hacken ihnen die Hände ab. Immer wieder wüten Tuberkulose, Typhus, Cholera und Ruhr. Mutterkornpilz im Getreide löst das berüchtigte Antoniusfeuer aus: Es kommt zu Durchblutungsstörungen, Gliedmaßen sterben ab. Wölfe und Bären sind eine ständige Gefahr für das Vieh, manchmal auch für die Menschen. Deren durchschnittliche Lebenserwartung beträgt knapp 33 Jahre; mehr als jedes dritte Kind stirbt vor dem Erwachsenenalter.
    Das Tagewerk eines Bauern beginnt mit dem ersten Sonnenstrahl und dauert, bis die Dunkelheit hereinbricht. Mit primitiven Geräten bestellt er die Felder. Bis zu zwei Drittel der Getreideernte muss für die Aussaat im folgenden Jahr zurückgelegt werden. Oft reicht der Ertrag nicht zum Überleben. Angesichts der Not der Bauern wirkt es fast zynisch, wenn die Kirche auf ihr Verbot der Sonntagsarbeit pocht, damit auch das Volk Zeit für den Besuch der heiligen Messe habe.
    Das Frankenreich ist ein Reich extremer sozialer Gegensätze: Während die Bauern mit Haferbrei, gekochten Erbsen, Saubohnen und Wicken zu überleben versuchen, lassen sich König und Adel Rinder- und Schweinebraten schmecken, Hirsch, Wildschwein, Perlhuhn und Fasan. Bauern und Mönche tragen einen einfachen Rock aus Wolle oder Leinen. Grafen und manche Bischöfe hingegen können sich in reichverzierte Gewänder aus edlem Tuch hüllen und streifen gern weiße Handschuhe über. Sie »gingen einher, gekleidet in die Häute phönizischer Vögel, die mit Seide eingefasst waren, und geziert mit Pfauenhälsen«, schreibt der Mönch Notker »der Stammler« aus dem Kloster St. Gallen über den Aufzug einiger Lokalfürsten bei der Jagd. Garderobe und Geschmeide der Edelfrauen sind noch opulenter: Ihre schmalen Taillen zieren bis zu drei Pfund schwere, mit Juwelen gespickte Gürtel. Darüber hinaus schmücken sie sich mit kostbaren Halsketten, Ohrringen, Armbändern, Broschen und Ringen.
    Als Herr und Richter zieht Karl der Große – so er nicht gerade Krieg führt – von Pfalz zu Pfalz durchs Reich. Etwa tausend Menschen, von politischen Beratern über Leibwächter bis hin zur Gattin und zur Konkubine, begleiten ihn. Die meisten Bauersleute bekommen König und Hofstaat dennoch nie zu Gesicht: Sie verbringen ihr ganzes Leben auf der heimischen Scholle. Der Boden, den sie bewirtschaften, gehört ihnen in der Regel nicht selbst. Viele Bauern sind Unfreie, oft Beinahe-Sklaven eines Großgrundbesitzers, die die Felder um dessen Herrenhof bestellen müssen. Ihrem Besitzer sind sie mit Leib und Leben ausgeliefert. Versuchen sie zu fliehen, werden sie verprügelt. Und selbst als Seeräuber aus Skandinavien die fruchtbaren Küstenregionen des Reichs ausplündern,

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