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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Pfennig zahlen. Jeder sollte ferner nach eigenem gutem Willen und seinen Möglichkeiten spenden. Jeder der Priester, sofern ihn keine Krankheit abhielt, sollte eine spezielle Messe lesen; von den Klerikern, die Psalmen beherrschten, sollte jeder fünfzig singen. Während sie diese Zeremonien abhielten, sollten sie mit bloßen Füßen gehen. Das war die Ansicht meiner Gottesmänner, und wir haben alle danach gehandelt und es mit der Hilfe des Herrn absolviert.
So möchte ich nun, dass Du mit meinen Getreuen überlegst, wie dieselben Gottesdienste dort (bei Euch) stattfinden sollen. Du aber halte es, wie es Deine Gebrechlichkeit möglich macht; das musst Du selbst wissen.
Ich fand es seltsam, dass ich seit dem Aufbruch aus Regensburg keinen Boten oder Brief (von Dir) bekommen habe. Ich möchte also, dass Du mir häufiger über Deine Gesundheit und alles, was Du richtig findest, Nachricht gibst. Noch einmal mit Gott viele Grüße!

Widerstand aus den Sümpfen
    Die heidnischen Sachsen rebellierten mehr als drei Jahrzehnte lang gegen den christlichen König Karl. Später verschmolzen sie mit den Franken und anderen Stämmen zum Volk der Deutschen.
    Von Uwe Klußmann
    Sie war hölzern und mit Schnitzarbeiten verziert, die große Säule, die den Unfrieden auslöste. Die Irminsul galt den Sachsen als zentrales Heiligtum. Kein Wunder, dass es den ganzen Volksstamm erbitterte, als Soldaten des fränkischen Königs Karl den Kultort heimsuchten und das totempfahlartige Mal umlegten. Die Zerstörung der Pilgerstätte bei Paderborn im Jahre 772 schürte bei den Bauern und Kriegern des germanischen Stammes ungeheuren Hass.
    Seit Jahrhunderten siedelten die Sachsen in der Gegend zwischen Nordsee und Harz, Elbe und Ruhr. Sie lebten von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Ihre Äcker bearbeiteten sie mit hölzernen Pflügen. Die Sachsen waren frei von Königs- und Priesterherrschaft; die Macht lag in den Händen regionaler Fürsten. Man frönte Fruchtbarkeitsriten und einem Phalluskult. Vielweiberei und Blutrache gestalteten das Leben keineswegs langweilig. Sie beteten die Sonne an, auch Bäume und Quellen, so der Historiker Hermann Dörries. Den Sachsen waren Lebensgesetz und religiöse Vorstellung eins. Mit anderen Völkern des Nordens verband sie der Glaube an Wotan (Odin) und an Donar (Thor), den Wetter- und Gewittergott.
    Kulte übten die Sachsen im Freien aus. An den Herdfeuern ihrer Holzhäuser erzählten sie sich die Sage vom Untergang der Burgunden. Sie trugen auswendig gelernte Poesie vor wie das Hildebrandslied über germanische Kämpfer. Der Totenkult und die Überlieferung der Ahnen prägten das Lebensgefühl. Seine Gemeinsamkeit demonstrierte der Stamm alljährlich auf einer Versammlung von Führern und Weisen in Marklo an der Weser. Die Sachsen kannten kein stehendes Heer. Im Falle eines Krieges wählten sie einen Feldherrn, der die wilden Haufen in die Schlacht führte. Bewaffnet waren die Fußtruppen mit Speeren, Schilden und Schwertern. Ihren Kopf bedeckten Strohhüte.
    Die christliche Lebenswelt des benachbarten fränkischen Königreichs war ihnen fremd – so fremd wie die Liebe zu Büchern und dem Wissen darin, wofür König Karl sich einsetzte. Als Nachfahre jener Germanen, die einst den römischen Feldherrn Varus in die Verzweiflung und in sein Schwert getrieben hatten, konnte ein Sachse die von Rom inspirierte Reichsidee des Frankenkönigs nur als Einbruch von etwas bedrohlich Fremdem empfinden. Zwei Welten stießen hier aufeinander: sächsische Vitalität und fränkische Weitsicht. Naturverbundene Hinterwäldler standen gegen die Begründer eines neuen Stils, der sich in Kirchenbauten wie dem Aachener Dom und in den Häusern wachsender Städte ausdrückte.
    Dieses fränkische Reich musste seiner imperialen Logik nach die Mitte des europäischen Kontinents beherrschen. Auch sah Karl bereits in Magdeburg und Erfurt Umschlagplätze für den wachsenden Handel mit den ostslawischen Gebieten des späteren Russland. Schon um dieser Entwicklung willen brauchte das fränkische Reich an seinen nicht exakt markierten Grenzen Ruhe und konnte keinen Rivalen dulden; zumal kein Gemeinwesen wie das der Sachsen. Denen waren Raubüberfälle in Nachbargegenden seit Jahrhunderten zum Lebenselixier geworden.
    Als der junge König Karl 772 von Worms aus seinen ersten Feldzug gegen die Sachsen antrat, war das der Auftakt zu einem 32 Jahre langen, erbitterten Kampf. Sächsische Aufstände und fränkische Vergeltungsschläge,

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