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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Historiker Johannes Fried. »Konkurrenzkampf und Neid« waren an der Tagesordnung. Die Wissenschaftler des Königs kamen aus Sachsen, Bayern, Irland, Italien und Spanien.
    Am Ende des 8 . Jahrhunderts herrschte Karl über ein riesiges Reich. Es erstreckte sich von der Nordsee bis nach Süditalien und von der Elbe bis zur Spanischen Mark. Der Frankenkönig hatte weite Teile Europas erobert, ihm waren Sachsen, Langobarden, Bayern, Sorben, Tschechen, Friesen und Franken untertan.

Karl der Große mit königlichem Hofstaat.
Französische Miniatur, 15. Jh.
    Album/Art Resource, NYImage

Um die Kontrolle über sein Herrschaftsgebiet nicht zu verlieren, war Karl ständig unterwegs. So konnte er seinen Machtanspruch wirkungsvoll demonstrieren. Die Inhaber der wichtigen Hofämter reisten vorweg, um Vorbereitungen für den Aufenthalt des Monarchen zu treffen. Der residierte mit seiner Entourage meist in Pfalzen, Klöstern und Bischofsresidenzen – in Frankfurt oder Worms, Compiègne oder Quierzy. Sein Weg führte den Frankenkönig durch weite Teile Europas.
    Aber auch die anstrengende Reise-Existenz sicherte Karls Herrschaft keineswegs. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Teilen des Reiches waren so groß, dass es »nicht einfach war, die Vorstellungen der Zentrale draußen im Lande umzusetzen«, resümiert der Bonner Historiker Matthias Becher.
    Im Jahr 786 kam es unter Führung des Grafen Hardrad zu einer Verschwörung Thüringer Adliger und anderer Ostfranken gegen Karl. Der schlug den Aufruhr gewaltsam nieder. Solche Rebellionen, die ständig aufflammten, machten deutlich: Der Frankenkönig musste Strukturen schaffen, die ihm die Durchsetzung seiner Macht ermöglichten, auch wenn er nicht persönlich anwesend war. Zu diesem Zweck unterteilte Karl das Reich in Grafschaften. Seine Herrschaftsvorstellungen ließ er in Kapitularien (Anordnungen) schriftlich fixieren – ein Konzept, das er von den römischen Kaisern übernahm. Die Gesetze ließ der Frankenherrscher den Pfalzgrafen übermitteln, die zugleich Gerichtsherren waren. Sie halfen bei der Umsetzung der königlichen Rechtsprechung, verfolgten aber stets auch eigene Interessen. Wie wenig Karl seinen Amtsträgern vertraute, zeigt die jährliche Entsendung von Königsboten. Mit deren Hilfe kontrollierte der Regent stichprobenartig seine Landesherren. Die Boten, je ein Geistlicher und ein Laie, bereisten ein Gebiet aus mehreren Grafschaften und Bistümern.
    Neben den eigenwilligen Pfalzgrafen behaupteten in Karls Reichsverband aber auch andere »Große« ihren Platz: Herzöge, adlige Eigenherren, geistliche Gebieter wie Erzbischöfe und Äbte in Reichsklöstern. Sie alle verwalteten Ländereien im fränkischen Herrschaftsgebiet. Die flächendeckende Überprüfung seiner Großen fiel dem Frankenherrscher bis zuletzt schwer. Um seine Macht langfristig zu sichern, musste er ein Treueverhältnis mit den Amtsträgern suchen, sie umgarnen und beschenken. Auch den unterworfenen Völkern machte Karl Zugeständnisse: Er tolerierte ihre Stammesrechte, ließ die überlieferten Regeln schriftlich festhalten oder durch Kapitularien ergänzen.
    Zweimal im Jahr organisierte der König Reichsversammlungen – eine Zusammenkunft der geistlichen und weltlichen Großen. Karl nutzte diese Treffen, um alle, deren direkter Herrscher er zu sein beanspruchte, auf sich einzuschwören. Bei der jährlichen Frühjahrsversammlung mussten die wichtigen Amtsträger des Frankenreiches erscheinen, »die höheren, um Beschlüsse zu fassen, die geringeren, um diese Beschlüsse entgegenzunehmen«, schreibt der Chronist Hinkmar von Reims, »schließlich auch um allgemein ihre Geschenke darzubringen«.
    Die Teilnehmer besprachen Kriegführung, Friedensverhandlungen und sonstige Projekte, die auf Karls Agenda standen. Und davon gab es eine Menge. Der Monarch überließ nichts dem Zufall und bearbeitete eine Vielzahl von Themen persönlich. Karl kümmerte sich um Kornpreise, Münzverhältnisse, Wissenschaft und Bildung, Rechtsreformen und kirchliche Angelegenheiten.



Auf die Verbreitung des christlichen Glaubens legte Karl besonderen Wert – auch aus machttaktischem Kalkül: Er nutzte die wachsende Kraft der Kirche zur Festigung seiner weltlichen Herrschaft. Dabei half ihm die kirchliche Infrastruktur des Reiches – Bistümer, Diakonate, Klöster. Der König griff zudem in innerkirchliche Angelegenheiten ein. Seiner Auffassung nach hatte er sich allein vor Gott zu verantworten. So ernannte er nach

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