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Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Karl der Große: Der mächtigste Kaiser des Mittelalters - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Brandstiftungen und Überfälle machten die Sachsenfeldzüge zum »blutigsten und langwierigsten aller Kriege« des Karolingerreiches, urteilt schon der zeitgenössische Chronist Einhard.
    Karls Truppen zogen 77 2 um den Taunus herum durch die heutigen Städte Gießen und Marburg nordwärts. Seine Soldaten trugen eiserne Helme und Ärmel, metallene Panzer auf Brust und Schulter. Bewaffnet waren sie mit Lanzen, runden Schilden, Pfeil und Bogen, Wurfspießen und Streitäxten. Sie bewegten sich mit ihren Pferden auf Pfaden vorwärts, die nur gelegentlich als Bohlenwege befestigt waren. Ihr Ziel war die Eresburg an der Diemel, das heutige Obermarsberg im Sauerland. Die Burg war ein Vorposten der Sachsen.
    Die Zerstörung der nahe gelegenen Irminsul sollte den Kriegsgegnern den zentralen Ort ihrer Stammesidentität rauben. Die Franken wollten den Heiden die Schwäche ihrer Religion vor Augen führen – und die Überlegenheit des christlichen Glaubens. Zudem kamen die am heidnischen Heiligtum liegenden Opfergaben Karl überaus gelegen. Den Silber- und Goldschmuck ließ er aufpacken und mitnehmen. Der teure Feldzug sollte sich auf diese Weise auch materiell auszahlen.
    Langfristig wollte der König die Sachsen für sein Reich gewinnen. Doch vorerst wehrten sich die Angegriffenen verzweifelt. Kein Chronist hat überliefert, wie sich sächsische Männer in ihren Bauernhäusern in zornigen Gesprächen für neue Schlachten motivierten. Wie von Met berauschte Kämpfer mit Bärten sich in Rage redeten. Und wie sie dabei ihre Sitten und den Glauben ihrer Ahnen beschworen.
    Zwar sandten die Sachsen Späher zu den fränkischen Posten aus, so wie ihr Gott Odin seine beiden Raben Hugin und Munin auf Rundflug über die Welt schickte. Doch im Kampf gegen Karls besser gerüstete Streitmacht gingen ihre mit Strohhüten bedeckten Kämpfer nur allzu oft blutig zu Boden.
    Der gegnerischen Reiterei unterlegen, setzten die Sachsen auf Guerillataktik. Aber Karl ließ nicht locker. Schon 775 zog er erneut mit einem Heer gen Nordosten. Seine Truppe nahm die Sigisburg ein, am Zusammenfluss von Ruhr und Lenne, nahe Dortmund. Die heutige Hohensyburg war damals ein strategisch wichtiger Punkt. Den Sachsen gelang es zwar, die bereits von den Franken eroberte Eresburg zu stürmen, die Sigisburg aber blieb fortan in fränkischer Hand. Da es im Sachsenland keine größeren Städte gab, waren Burgen militärisch besonders wichtig. Im Feldzug 775 / 776 nahmen die Franken abermals die Eresburg ein und brachen auch den sächsischen Widerstand an der Brunisburg bei Höxter in Westfalen. Von den erhöhten, befestigten Orten aus kontrollierten sie nun die Verkehrswege.
    Ihre Niederlage im Burgenkrieg offenbarte die strategische Schwäche der Sachsen. Die Franken machten den Unterlegenen ein Angebot, das viele, vor allem Adlige, annahmen: Die Sachsen konnten sich in Massentaufen zum Christentum bekehren lassen. Solche Veranstaltungen widersprachen zwar dem Kirchenrecht; das sah nur individuelle Taufen vor, vorgenommen von Priestern. Aber die Massenchristianisierung führte allen vor Augen, wozu das fränkische Reich fähig war, und sie legte den Keim einer neuen Identität, die auch das römische Erbe einschloss. Deutlicher konnte Karl nicht demonstrieren, dass er die christliche Religion als Hebel ansah, um seine Macht zu festigen. Und dass er kein Befehlsempfänger der Kirche war.
    Obwohl das fränkische System der Okkupation und Mission im Sachsenland noch nicht gefestigt war, wähnte sich Karl 777 schon als Sieger. Im Sommer jenes Jahres kamen Adlige, Franken und Sachsen, zu einer Reichsversammlung bei der Karlsburg ins sächsische Paderborn. Die befestigte Pfalz hatte Karl errichten lassen, um seine Macht in der Region zu demonstrieren. Wie überzeugt er war, dort Herr der Lage zu sein, zeigte er, indem er zu der Veranstaltung sogar Gesandte aus Spanien bat. Die anwesenden sächsischen Fürsten unterzeichneten in Paderborn Verträge, in denen sie dem Frankenkönig und seinen Söhnen Treue gelobten. In Gönnerlaune bewirtete der Monarch seine Gäste mit vier Gängen auf goldenen Tellern, wie in Chroniken überliefert ist. Sänger und Sängerinnen verbreiteten Feststimmung, Possenreißer sorgten für Lachsalven – Comedy auf Karolingisch. Doch die Siegeslaune erwies sich als trügerisch. Schon im darauffolgenden Jahr, Karl war zu einem Feldzug nach Spanien gezogen, brach in der Krisenregion erneut die Rebellion aus.

    Sächsische Aufständische

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