Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
So blöd kann Kölner doch gar nicht sein, dass er die Tatwaffe in seiner Wohnung versteckt!“
„Das mag ja sein, es ist aber alles, was wir im Moment haben. Deshalb sollten wir die beiden schnellstens finden.“
Gehring ging unruhig auf und ab.
„Auf jeden Fall hat Kölner irgendwas mit diesem Josef Wegener am Laufen. So viel ist schon mal klar.“
Wolfhard Kuhl kam dem Hauptkommissar in den Sinn. Wie Gehring wohl wusste, war der Zweiradfan ein besonders loyaler Freund von Kölner und hatte ihm in der Vergangenheit immer wieder geholfen. Auch schon mal durch Verschweigen oder Verschleiern der tatsächlichen Vorkommnisse. Zum Schluss war Kuhl aber immer im Recht gewesen mit der Vermutung, Karlo sei in falschen Verdacht geraten. Gehring und Kuhl waren zwar keine Freunde, aber im Hauptkommissar war ein gewisses Vertrauen zu dem wohlbeleibten Motorradfahrer entstanden. Außerdem verband Kuhl und Gehring eine große Leidenschaft zu gutem Kaffee und beide zelebrierten mit großer Freude die Zubereitung exzellent gerösteter und mit Fachkenntnis zusammengestellter Mischungen.
Vielleicht hatte Kuhl mit Kölner gesprochen und deshalb eine Ahnung, wo dieser sich gerade aufhielt. Gehring klappte sein Adressbuch auf, blätterte einen Moment und wählte Kuhls Büronummer.
–
Unterdessen lief Karlo am Mainbogen entlang Richtung Offenbach. Er wusste noch nicht, wie es nun weitergehen sollte. So hatte er schweren Herzens Joes Handynummer gewählt und dem alten Freund von den Geschehnissen berichtet. Kurz darauf hielt Karlo sein Mobiltelefon eine Handbreit von seinem Ohr entfernt. Joe schrie und tobte lautstark und schien völlig die Fassung verloren zu haben.
„Du willst mir damit sagen, dass du dich hast volllaufen lassen? Während mir meine Mädels umgebracht werden? Für was hab ich dich in diese Wohnung gesetzt, du Pfeife, wenn du in der Kneipe rumhängst und dir die Lichter ausschießt?“
„Mensch, Joe, du hast doch selbst gesagt, es wäre okay. Ich sollte doch überhaupt erst ab morgen in der Wohnung sein. Mich hat ein Kumpel angerufen. Der wollte was essen gehen und hat gefragt, ob ich mitgehe. Wir sind dann versackt, Mann, du weißt doch, wie das manchmal geht.“
Karlo unterbrach seine Rede und überlegte fieberhaft.
„Joe, ich sag dir doch“, redete er beschwörend auf seinen alten Kumpel ein, „ich habe gleich nachgesehen, als ich die offene Wohnungstür bemerkt habe. Da war es schon zu spät, aber das ist doch nicht meine…“
„Umso schlimmer“, schrie Wegener Karlos Entschuldigungen nieder, „lässt du dich auch noch von den Bullen bei der Toten erwischen. Wie blöde kann man denn noch sein?“
„Was heißt hier denn blöde?“, Karlo verlor die Geduld und wurde nun seinerseits etwas lauter, „ich hab doch versucht, es dir zu erklären, verdammt noch mal. Hörst du nicht zu? Da hat jemand angerufen, er habe einen Schuss gehört. Und wie ich aus der Wohnung rauswollte, standen die Bullen da. Das ist doch nicht meine Schuld.“
Joe ließ sich nicht beschwichtigen.
„Auf jeden Fall bleibst du mir jetzt vom Hals, hast du verstanden? Die Sache ist hiermit gelaufen. Ab jetzt werden wir uns nicht mehr sehen. Und auch nicht telefonieren, klar? Die Schlüssel schmeißt du in den Briefkasten von der oberen Wohnung.“
Für einen Moment war es still in der Leitung. Doch bevor Wegener das Gespräch endgültig unterbrach, hörte Karlo noch einmal dessen argwöhnische Stimme:
„Und überhaupt, wer garantiert mir denn, dass
du
nichts damit zu tun hast?“
–
„So schnell kann es gehen“, dachte Karlo. Eben war er noch stolzer Mieter einer tollen und dazu günstigen Wohnung, Jeannette schien durchaus nicht abgeneigt, sich wieder einmal näher mit ihm zu befassen und plötzlich rann ihm alles durch die Finger. Es war doch wirklich nicht seine Schuld. Er hatte nichts gemacht. Trotz allem aber ahnte er, dass es besser gewesen wäre, die Hände von Joes Angebot zu lassen. So stand er erneut auf der Straße. Keine Wohnung mehr und in den Garten konnte er momentan wohl auch nicht. Die Polizei würde bestimmt ein Auge auf die Hütte haben. Die Schlüssel zu den beiden Wohnungen wollte er allerdings noch behalten. Er war nicht ganz sicher, ob das ratsam war, doch vielleicht könnten sie ihm noch von Nutzen sein.
Als Karlo auf die Uhr schaute, war es schon kurz nach Mittag. Er war während des Gesprächs weitergelaufen und stand nun unter der Carl-Ulrich-Brücke. Gemächlich ging er unter der Brücke
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