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Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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hast du aber erst recht Weckenfieber«, sagte Lillebror.
    »Denkst du, ja«, sagte Karlsson. »Aber siehst du, ich hatte Weckenfieber, als ich drei Jahre alt war, und man kann es nur einmal kriegen, genau wie Masern und Keuchhusten.« Lillebror fühlte sich ganz und gar nicht krank und das versuchte er Karlsson klarzumachen. Karlsson zwang ihn jedoch sich auf dem Vorplatz hinzulegen und spritzte ihm eifrig Kakao ins Gesicht.
    »Damit du nicht ohnmächtig wirst«, erklärte Karlsson. Dann schnappte er sich Lillebrors letzten Wecken.
    »Keine Wecken mehr für dich, es wäre dein Tod! Aber denk nur, was für ein Glück dieser arme kleine Wecken hat, dass es mich gibt, sonst hätte er hier ganz allein auf dem Vorplatz liegen müssen«, sagte Karlsson und futterte den Wecken schnell auf.
    »Aber jetzt ist er nicht mehr allein«, sagte Lillebror.
    Karlsson streichelte sich zufrieden den Bauch.
    »Nein, jetzt ist er bei seinen sieben Kumpels und da gefällt’s ihm!«
    Lillebror gefiel es auch. Er blieb auf dem Vorplatz liegen und merkte, wie gut es ihm ging trotz Weckenfieber. Er war satt und gönnte Karlsson diesen Wecken von Herzen.
    Da sah er zufällig auf die Uhr. Es war wenige Minuten vor drei. Lillebror fing an zu lachen.
    »Jetzt kommt Fräulein Bock bald und schließt meine Tür wieder auf. Oh, ich wünschte, ich könnte sie sehen, wenn sie in mein Zimmer kommt und ich nicht da bin!«
    Karlsson klopfte ihm freundlich auf die Schulter.
    »Komm mit deinen kleinen Wünschen nur ruhig zu Karlsson, der regelt alles für dich. Lauf eben rein und hol mein Fernglas. Es hängt vom Sofa aus gerechnet an dem vierzehnten Nagel, ganz hoch oben. Steig auf die Hobelbank.«
    Lillebror kicherte. »Ja, aber ich hab doch Weckenfieber! Muss man dann nicht still liegen?«
    Karlsson schüttelte den Kopf.
    »Still liegen und kichern — du denkst, das hilft bei Weckenfieber! Im Gegenteil, je mehr du an den Wänden und auf dem Dach herumkletterst, desto schneller wirst du gesund, das kannst du in jedem Ärztebuch nachlesen.«
    Und da Lillebror sein Weckenfieber gern loswerden wollte, rannte er gehorsam ins Haus, kletterte auf die Hobelbank und holte das Fernglas herunter, das vom Sofa aus gerechnet am vierzehnten Nagel hing. An demselben Nagel hing auch ein Bild mit einem kleinen roten Hahn in der einen Ecke. Karlsson hatte es selbst gemalt. Lillebror fiel jetzt ein, dass Karlsson der beste Hähnemaler der Welt war. Hier hatte er ein »Porträt von einem sehr einsamen kleinen roten Hahn« gemacht — so hatte er es selber genannt. Und fürwahr, der Hahn war einsamer und kleiner und röter als irgendeiner, den Lillebror je in seinem Leben gesehen hatte. Er hatte jedoch keine Zeit mehr, ihn sich noch länger anzusehen, es war bald drei und er hatte es sehr eilig.
    Karlsson stand flugbereit, als Lillebror mit dem Fernglas kam, und schon schwirrte er mit ihm los, bevor Lillebror sich mucksen konnte, quer über die Straße, und landete auf dem Hausdach gegenüber.
    Jetzt begriff Lillebror. »Oh, das ist aber ein prima Aussichtsplatz, wenn man ein Fernglas hat und in mein Zimmer gucken möchte.«
    »Das hat man und das möchte man«, sagte Karlsson und nahm das Fernglas an die Augen.
    Dann durfte Lillebror es auch einmal haben.

    Und er sah sein Zimmer so deutlich, als wäre er drinnen. Bimbo lag in seinem Korb und schlief, dort stand Lillebrors Bett, da war der Tisch mit den Schulbüchern und dort die Uhr an der Wand. Die schlug jetzt drei. Fräulein Bock aber war nicht zu sehen. »Ruhig, ganz ruhig«, sagte Karlsson. »Sie ist unterwegs, denn ich spüre ein Gruseln am Rückgrat und ich kriege eine Gänsehaut.«
    Er entriss Lillebror das Fernglas und hielt es an die Augen. »Was hab ich gesagt? Jetzt geht die Tür auf, da kommt sie, lieb und goldig wie ein Kannibalenhäuptling.«
    Er gluckste vor Lachen. »O ja, jetzt sperrt sie die Augen auf! Wo ist Lillebror? Wenn er nun aus dem Fenster gefallen ist!« Das dachte Fräulein Bock wahrscheinlich, denn sie kam ganz entsetzt ans Fenster gestürzt. Lillebror tat sie richtig Leid. Sie lehnte sich hinaus und guckte auf die Straße hinunter, als erwartete sie, Lillebror dort unten zu sehen.
    »Nein, da ist er nicht«, sagte Karlsson. »Pech, was?«
    Fräulein Bock sah beunruhigt aus. Sie ging wieder ins Zimmer hinein.
    »Jetzt sucht sie«, sagte Karlsson. »Sie sucht im Bett — und hinter dem Tisch — und unter dem Bett, haha, hihi. Pass auf, jetzt kriecht sie in den Wandschrank hinein! Sie denkt

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