Karlsson fliegt wieder
ich bei Kräften bin und im Stande mich zu verteidigen.«
Aber dann wurde er nachdenklich. »Wenn allerdings... wenn dieses Schnuckelchen gleichzeitig da wäre...«
Lillebror sagte mit großer Bestimmtheit, das solle sich Karlsson nur nicht einbilden. O nein, wenn Karlsson ins Fernsehen komme, dann sicher mit dem Hausbock zusammen.
Karlsson fuhr zusammen. »Der Hausbock und ich in derselben Büchse — hoho, wenn bis dahin kein Erdbeben im nördlichen Norrland gewesen ist, dann kommt eins, das geb ich dir schriftlich. Wie kommst du nur auf so was Verrücktes?«
Da erzählte Lillebror alles über das Spukprogramm, das Fräulein Bock im Fernsehen machen wollte, damit Frieda vom Stuhl fallen sollte.
»Hat der Hausbock denn ein Gespenst gesehen?«, fragte Karlsson.
»Nein, nicht gesehen «, sagte Lillebror. »Aber sie hat eins gehört, das draußen vorm Fenster gemuht hat. Sie denkt, du bist ein Gespenst.«
Und Lillebror erklärte ganz genau den Zusammenhang zwischen Frieda und dem Hausbock und Karlsson und dem Fernsehen; wenn er aber geglaubt hatte, das würde Karlsson abschrecken, dann hatte er sich geirrt. Karlsson klatschte sich auf die Knie und wimmerte vor Begeisterung und als er fertig gewimmert hatte, klopfte er Lillebror auf den Rücken.
»Pass gut auf den Hausbock auf! Er ist das beste Möbel, das ihr im Haus habt. Pass bloß gut auf ihn auf! Denn jetzt werden wir wirklich Spaß haben.«
»Wie denn?«, fragte Lillebror ängstlich.
»Hoho«, rief Karlsson, »jetzt wird nicht nur Frieda vom Stuhl fallen! Nee, haltet euch fest, alle Hausböcke und Fernsehmänner! Jetzt werdet ihr sehen, wer da angedampft kommt!« Lillebror wurde immer unruhiger. »Wer kommt angedampft?«
»Das kleine Gespenst vom Vasaviertel!«, brüllte Karlsson. »Hoho!«
Da gab Lillebror es auf. Er hatte gewarnt und versucht zu tun, was Papa und Mama wollten. Jetzt mochte es so werden, wie Karlsson wollte. Denn so wurde es ja ohnehin immer. Karlsson sollte Streiche machen und spuken und figurieren, so viel er mochte, Lillebror würde ihn nicht mehr daran hindern. Und als er sich endlich dazu entschlossen hatte, merkte er, dass es lustig werden könnte. Er dachte daran, wie Karlsson einmal Gespenst gewesen war und Diebe verscheucht hatte, die Mamas Haushaltsgeld und das Silberbesteck klauen wollten. Karlsson hatte es auch nicht vergessen.
»Weißt du noch, was für einen Spaß wir hatten?«, sagte er. »Übrigens — wo ist das Gespenstergewand, das ich damals hatte?«
Lillebror musste gestehen, dass Mama es an sich genommen hatte. Sie war damals ziemlich böse gewesen wegen des Lakens, das Karlsson kaputtgeschnitten hatte. Aber später hatte sie die Löcher ausgebessert und das Gespenstergewand wieder in ein Laken verwandelt.
Karlsson fauchte, als er das hörte. »Diese Grapscherei macht mich wütend. Nie kann man in diesem Haus etwas für sich allein haben.«
Er setzte sich auf einen Stuhl und maulte. »Wenn das so ist, dann mach ich nicht mit. Ihr könnt euch eure Gespenster selber besorgen, so viele, wie ihr wollt.«
Aber dann lief er zum Wäscheschrank und machte ihn auf. »Zum Glück gibt es ja noch mehr Laken.«
Er zerrte eins von Mamas besten Leinenlaken heraus, aber da kam Lillebror angestürzt.
»O nein, das nicht! Lass das! Hier sind alte, abgelegte Laken, die sind ja wohl gut genug.«
Karlsson machte ein unzufriedenes Gesicht.
»Alte, abgelegte Laken! Ich dachte, das kleine Gespenst vom Vasaviertel bekäme ein bisschen hübsche Sonntagskleider. Allerdings, wieso auch? Es ist ja ohnehin kein besseres Haus... Her mit den Lumpen!«
Und Lillebror zog ein paar zerrissene Laken heraus, die er Karlsson gab.
»Wenn du die zusammennähst, dann wird das sicher ein schönes Gespenstergewand«, sagte er.
Karlsson stand mit finsterer Miene da, die Laken im Arm. »Wenn ich sie zusammennähe! Wenn du sie zusammennähst, meinst du. Komm, wir fliegen zu mir rauf, damit der Hausbock nicht mitten ins Gestichel reinplatzt.«
In der nächsten Stunde saß Lillebror oben bei Karlsson und nähte ein Gespenstergewand. In den Handarbeitsstunden in der Schule hatte er alle Stiche gelernt, Vorstich und Stielstich und Kreuzstich, aber wie man zwei zerrissene Laken zu einem Gespenstergewand zusammennäht, das hatte ihm niemand beigebracht, das musste er selbst herausfinden. Er machte einen zaghaften Versuch, Karlsson um Hilfe zu bitten.
»Du könntest doch wenigstens zuschneiden«, sagte Lillebror. Karlsson schüttelte den Kopf. »Wenn
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