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Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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immerhin so viel, dass Fräulein Bock zusammenzuckte.
    »Was war das, um Himmels willen?«
    »Wie soll ich das wissen?«, sagte Lillebror.
    Aber Fräulein Bock, die wusste es!
    »Das waren Töne aus einer anderen Welt, das ist mal sicher.«
    »Aus einer anderen Welt — was bedeutet das?«, fragte Lillebror.
    »Aus der Welt der Geister«, sagte Fräulein Bock. »In diesem Zimmer befinden nur wir beide uns, du und ich, und keiner von uns kann solche Töne hervorbringen. Es war keine menschliche Stimme, es war eine Geisterstimme. Hast du das nicht gehört? Es klang genau wie eine Seele in Not.«
    Sie sah Lillebror mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Guter Moses, jetzt muss ich ans Fernsehen schreiben.«
    Sie warf Handfeger und Schaufel von sich und setzte sich an Lillebrors Schreibtisch. Dort ergriff sie Papier und Federhalter. Sie schrieb lange und mit Ausdauer. Dann las sie Lillebror alles vor.
    »Hör mal zu!

    An das Schwedische Fernsehen. Meine Schwester Frieda Bock hat in Ihrer Serie über Geister und Spuk mitgemacht Ich fand das Programm nicht gut, da mag Frieda sagen, was sie will. Man muss etwas Besseres machen und das kann man auch. Denn jetzt bin ich selbst in einem richtigen Spukhaus gelandet und hier erhalten Sie eine Liste über meine Spukerlebnisse.

    1. Sonderbares Muhen draußen vor dem Fenster und eine Kuh war es nicht, denn wir wohnen vier Treppen hoch, es schien sozusagen nur ein Muhen zu sein.
    2. Sachen verschwinden auf rätselhafte Weise, zum Beispiel Zimtwecken und eingeschlossene kleine Jungen.
    3. Türen werden an der Außenseite abgeschlossen, während ich auf der Innenseite bin. Erklären Sie das, sofern Sie können!
    4. Grausige Geisterschrift an der Küchenwand.
    5. Plötzliche Trauermusik beim Saubermachen. Man möchte am liebsten weinen.
    Kommen Sie sofort her, denn es kann ein Programm daraus werden, das von sich reden machen dürfte.

    Hochachtungsvoll
    Hildur Bock

    PS. Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet Frieda ins Fernsehen zu nehmen?«

    Dann lief Fräulein Bock voller Eifer davon, um ihren Brief in den Kasten zu werfen. Lillebror schaute zu Karlsson hinunter. Der lag unterm Bett mit funkelnden Augen. Jetzt aber kroch er hervor, munter und vergnügt.
    »Hoho«, rief er, »warte nur bis heute Abend, wenn es dunkel ist! Da kriegt der Hausbock was, worüber sie erst recht ans Fernsehen schreiben kann.«
    Lillebror fing wieder an zu kichern und er schaute Karlsson zärtlich an.
    »Es macht Spaß isoliert zu sein, wenn man nur mit dir isoliert ist«, sagte Lillebror.
    Einen Augenblick dachte er flüchtig an Krister und Gunilla, mit denen er immer spielte. Eigentlich hätte er traurig sein müssen, dass er jetzt für eine Weile nicht mit ihnen zusammenkommen durfte. Aber das macht nichts, es ist lustiger mit Karlsson zu spielen, dachte Lillebror.
    Karlsson hatte nun allerdings keine Zeit mehr zum Spielen. Er müsse nach Hause und seinen Schalldämpfer heil machen, sagte er.
    »Es hat keinen Sinn, dass das Gespenst vom Vasaviertel angedröhnt kommt wie eine fliegende Tonne, nicht wahr. Nein, leise und gespenstisch und schaurig muss es sein, sodass sich dem Hausbock die Haare sträuben.«
    Dann verabredeten Karlsson und Lillebror besondere Zeichen für ihre Klingelleitung.
    »Wenn du einmal klingelst«, sagte Karlsson, »dann heißt das: >Komm sofort her<, und wenn du zweimal klingelst, dann heißt das: >Komm unter keinen Umständen her<, und dreimal soll heißen: >Denk nur, dass es einen auf der Welt gibt, der so schön und grundgescheit und gerade richtig dick und mutig und in jeder Weise in Ordnung ist wie du, Karlsson.<«
    »Weshalb soll ich deswegen klingeln?«, fragte Lillebror.
    »Na, man muss seinen Freunden so etwa alle fünf Minuten freundliche und aufmunternde Sachen sagen und so oft kann ich hier nicht angerannt kommen, das musst du schließlich begreifen.«
    Lillebror betrachtete Karlsson nachdenklich. »Ich bin doch dein Freund, nicht? Aber soviel ich weiß, sagst du so etwas nie zu mir.«
    Da lachte Karlsson. »Da ist ja wohl ein Unterschied. Du, du bist doch nur ein dummer kleiner Junge.«
    Lillebror nickte. Er wusste, Karlsson hatte Recht. »Aber du magst mich jedenfalls trotzdem?«
    »Ja, tatsächlich, das tue ich«, versicherte Karlsson ihm. »Ich weiß selbst nicht, wieso, aber ich grübele immer darüber nach, wenn ich nachmittags schlaflos liege.«
    Er klopfte Lillebror auf die Wange. »Klar mag ich dich und an irgendwas muss das ja liegen —

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