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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindgren Astrid
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weiß, was es sich das nächste Mal holt — am Ende Vaters Sonntagsbier?»
    Er steckte das Hölzchen ein wenig fester in Goldsophies kleine Hand.
    «Ruhig, nur ruhig», sagte er. «Ich weiß schon, was ich tue, denn ich bin der beste Kinderaufpasser der Welt.»
    In diesem Augenblick hörte Lillebror Schritte auf der Treppe draußen, und er zuckte ordentlich zusammen vor Schreck.
    «Oh, jetzt kommen sie», flüsterte er.
    «Ruhig, nur ruhig», sagte Karlsson, und dann stürzten sie beide zum Fenster.
    Lillebror hörte, wie ein Schlüssel ins Schloß gesteckt wurde, und er glaubte, jetzt sei keine Hoffnung mehr, aber siehe da, es gelang ihm gerade noch, sich hinter Karlsson über das Fenstersims zu wälzen. Gleich danach hörte er, wie die Tür aufging und eine Stimme sagte:
    «Susanne, Mamas kleine Susanne — sie schläft und schläft.»
    «Ja, sie schläft und schläft», sagte eine andere Stimme.
    Aber dann ertönte ein Schrei. Und Lillebror wußte, jetzt hatten Goldsophies Eltern die Wurst entdeckt.
    Er wartete nicht darauf, wie es weiterging, sondern rannte schleunigst hinter dem besten Kinderaufpasser der Welt her, der sich gerade hinter einem Schornstein verkroch.
    «Willst du zwei Strolche sehen?» fragte Karlsson, als sie sich etwas ausgeruht hatten. «Ich habe zwei prima Strolche in einer anderen Dachkammer hier drüben.»
    Es hörte sich fast so an, als ob es Karlssons eigene Strolche seien. Das waren sie nun nicht, aber Lillebror wollte sie unter allen Umständen sehen.
    Aus der Dachkammer der Strolche hörte man Reden und Gelächter und Gejohle.
    «Jubel und Trubel», sagte Karlsson. «Komm, wir sehen nach, was die da so Lustiges Vorhaben.»
    Sie schlichen an der Regenrinne entlang, und Karlsson reckte den Kopf und lugte hinein. Vor dem Fenster hingen Gardinen, aber es war doch ein Spalt offen, durch den sie hindurchschauen konnten.
    «Die Strolche haben Besuch», flüsterte Karlsson.
    Lillebror lugte auch. Drinnen saßen zwei, die wohl die Strolche sein mochten, und außerdem ein netter, kleiner, gutmütiger Mann, der aussah, als ob er vom Lande käme, wo die Großmutter wohnte.
    «Weißt du, was ich glaube?» flüsterte Karlsson. «Ich glaube, diese Strolche sind dabei, ganz allein ihre Streiche zu machen. Aber das sollen sie mal hübsch bleiben lassen.»
    Er blickte noch einmal hinein.
    «Ich möchte meinen Kopf wetten, daß sie dabei sind, diesem armen Schlucker mit dem roten Schlips einen Streich zu spielen», flüsterte er Lillebror zu.
    Die Strolche und der mit dem roten Schlips saßen dicht am Fenster um einen kleinen Tisch herum. Sie aßen und tranken, und die Strolche klopften dem mit dem roten Schlips herzlich auf die Schultern und sagten:
    «Wie ist es nett, daß wir dich kennengelernt haben, lieber Oskar.»
    «Für mich ist es auch nett», sagte Oskar. «Wenn man so in die Stadt kommt, dann ist es von Wert, daß man sich gute Freunde zulegt, bei denen man sicher ist. Sonst weiß man nicht, was einem so alles passieren kann. Man kann auch Betrügern in die Hände fallen.»
    Die Strolche nickten.
    «Ach ja, man kann Betrügern in die Hände fallen», sagte der eine. «Was für ein Glück, daß du Fille und mich getroffen hast.»
    «Ja, wenn du nicht Rulle und mich getroffen hättest, dann hätte es dir ganz schön schlimm ergehen können», sagte der andere.
    «Aber jetzt mußt du essen und trinken und dir’s wohl sein lassen», sagte der mit dem Namen Fille, und dann klopfte er Oskar wieder auf die Schulter.
    Allerdings tat er danach etwas, was Lillebror ganz stutzig machte. Er steckte gleichsam zufällig seine Hand in die Hintertasche von Oskars Hose und zog eine Brieftasche heraus, und die stopfte er in die Hintertasche seiner eigenen Hose. Und Oskar merkte nichts. Vielleicht kam es daher, weil Rulle ihn in dem Augenblick gerade umarmte und streichelte. Als Rulle aber genug gestreichelt hatte und seine Hand zurückzog, geschah es, daß Oskars Uhr mitging. Die stopfte Rulle in die Hintertasche seiner Hose. Und Oskar merkte nichts.
    Aber nun steckte Karlsson vom Dach vorsichtig eine kurze dicke Hand durch den Gardinenspalt und zog die Brieftasche aus der Hintertasche von Filles Hose, und Fille merkte nichts. Und dann steckte Karlsson eine kurze dicke Hand hindurch und holte die Uhr aus der Hintertasche von Rulles Hose, und Rulle merkte nichts.
    Nach einer kleinen Weile aber, als Rulle und Fille und Oskar noch mehr gegessen und getrunken hatten, steckte Fille die Hand in die Hintertasche und

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