Karma-Attacke (German Edition)
um zu demonstrieren, was er mit Schneider tun würde, sollte sie ihn um Hilfe bitten.
Dann empfahl er ihr die Paella mit frischen Meeresfrüchten. Sie aß das hier einmal pro Woche, doch an diesem Abend fürchtete sie, ihr Magen würde nicht mitspielen. Sie musste das Gespräch erst hinter sich bringen. Also bestellte sie zunächst einen Fernet-Branca und ein Kölsch, setzte sich in die Ecke, damit sie über die Spiegel die Tür beobachten konnte, und wartete.
Der Wirt zündete die weiße Kerze an, die in der Mitte des Tisches stand. Ein knoblauchscharfer Duft wehte aus der Küche herüber. Für einen Moment verspürte Brigitte Zablonski Appetit, doch sie entschied sich, bei den Getränken zu bleiben. Sie hatte gerade den zweiten Fernet bestellt und überprüfte im Schminkspiegelchen der Puderdose ihr Make-up, als Richard Schneider mit suchendem Blick das Restaurant betrat.
Der Wirt wusste sofort, dass es sich um den Mann handeln musste, mit dem Frau Zablonski verabredet war. Er kam hinter dem Tresen hervor und spielte mit überfreundlichen Gesten den Butler. «Sie werden bereits erwartet.» Dabei ging er so distanzlos nahe an Schneider heran, dass der gleich zur Seite auswich. Der Wirt geleitete Schneider zu dem Tisch in der Ecke und stellte beruhigt fest, dass er gut fünfundzwanzig Kilo schwerer war als sein möglicher Gegner.
Endlich saß Schneider Frau Zablonski gegenüber. Er bestellte sich ein Mineralwasser und veränderte während der ersten Sekunden dreimal seine Sitzposition. Plötzlich wusste er nicht mehr, wo er die Beine lassen sollte. Seine Hände waren ihm im Weg, und seine Augen gewöhnten sich nur schwer an die Dunkelheit.
Er hatte Brigitte Zablonski anders in Erinnerung. Hastig griff er in die linke Jackentasche, wo er die filterlosen Zigaretten aufbewahrte, dann in die rechte, in der ein Päckchen mit Filtern und die Mentholzigaretten steckten, und häufte alle drei Packungen vor sich auf den Tisch. Er nahm jede Schachtel einmal zur Hand, so als wolle er eine Zigarette herausziehen, entschied sich für die filterlosen und zündete sich eine an der Kerze an.
«Es stört Sie doch hoffentlich nicht?»
Brigitte Zablonski hatte ihr Praktikum in einer Drogenklinik gemacht; Suchtverlagerung war nichts Neues für sie. «Dies ist ein öffentlicher Raum. Rauchen Sie nur.»
Der Wirt brachte das Wasser und den Fernet. Er schob seinen Bauch viel zu nahe an Schneider heran in dem Versuch, ihn einzuschüchtern und zugleich gar nicht zu beachten.
Schneider spürte genau, was hier lief. Er nippte an seinem Mineralwasser. Nachdem er dreimal tief inhaliert und anschließend den Rauch durch die Nase ausgeblasen hatte, fühlte er sich besser. Er wartete noch, bis der Wirt wieder hinter seiner Theke verschwunden war, dann hob er mit krächzender Stimme an: «Ich möchte mich wirklich in aller Form bei Ihnen entschuldigen, Frau Zablonski. Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Ich habe mich schrecklich aufgeführt, und Sie haben sogar die Anzeige gegen mich zurückgezogen …»
Brigitte Zablonski kippte ihren zweiten Fernet und stellte das langstielige Glas hart auf den Bierdeckel. «Sie sind nicht gekommen, um sich zu entschuldigen.»
«Doch, ich …»
Er nahm einen tiefen Zug, doch bevor er ein weiteres Wort herausbekam, stellte sie klar: «Sie sind in Not, mein Lieber. In allergrößter Not. Deshalb, und nur deshalb, bin ich gekommen.»
Er nickte, senkte den Blick und blies Rauch auf die Tischplatte. Von dort stieg der blaue Dunst auf und hüllte Brigitte Zablonski ein, sodass sie, verbunden mit dem Kerzenlicht, im Spiegel für den Wirt jetzt aussah, als ob sie einen Heiligenschein hätte.
«Ja», sagte er schließlich, «Sie haben Recht.»
Brigitte Zablonski fuhr mit beiden Händen durch den Rauch und versuchte einen Scherz. «Das grenzt ja schon wieder an Körperverletzung.»
Sofort drückte Schneider die filterlose Zigarette in den Aschenbecher. Brigitte Zablonski wusste, dass er es nicht lange ohne aushalten würde. Mit der Nervosität wuchs immer die Gier, immer, das war eine alte Erfahrung. Sie überlegte, ob sie etwas in der Richtung sagen sollte, entschied sich dann aber dafür, ihm einfach zuzuhören.
«Ich war in der Klinik. Professor Ullrich will mir meine Tochter nicht zurückgeben. Sie redet wirres Zeug. Sie ist völlig durchgedreht. Sie lag unter dem Bett und hatte Angst, von irgendwelchen Schlangen angegriffen zu werden. Congas oder so. Sie hielt mich für einen Hillruc und … ach!» Er
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