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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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tatsächlich. Als sei damit eine Pause eingeläutet, ließ der Professor sich müde in einen Sessel fallen. Tom stand unschlüssig herum. Vivien hielt das Messer in der rechten Hand, ohne jedoch die Klinge auf jemanden zu richten. Sie atmete flach.
    «Okay», sagte sie schließlich, «okay. Wenn ihr mir beide nur helfen wollt, dann meinetwegen. Es ist mir völlig egal, wer Josch ist und wer nicht. Toi ist hinter mir her. Toi will mich töten. Er wird auch euch umbringen. Gemeinsam können wir ihn vielleicht schaffen.»
    Der Professor hatte den ersten Schock überwunden und besann sich. Er ging ins Badezimmer und ließ Wasser in einen Zahnputzbecher laufen. So, wie Tom ihn ansah, wusste er, dass der Junge nichts lieber wollte als seinen trockenen Hals spülen. Also füllte er den Becher noch einmal und hielt ihn Tom hin. Der grabschte hastig danach, als befürchte er eine Finte, und leerte ihn mit einem Zug.
    «Wie hast du uns gefunden?», fragte der Professor.
    Das wollte Vivien auch wissen. Überflüssigerweise fügte der Professor hinzu: «Wenn er uns gefunden hat, dann findet uns jeder Narr.»
    «Ich habe Sie nicht gefunden. Ich bin einfach nur zufällig hier rein, um einen Milchkaffee …»
    Der Professor lächelte nur müde. Tom wusste, dass er mit diesem Mann anders sprechen konnte, also sagte er: «Ich wusste es einfach. Es war völlig klar. Ohne jede Frage. Hier musste es sein.»
    «Wir müssen in die Berge», sagte der Professor, «sofort. Aber ich habe nur eine Ausrüstung für zwei Personen. Du musst hier bleiben, Junge.»
    Tom schüttelte den Kopf. «Nie und nimmer. Ich weiche nicht mehr von ihrer Seite, damit das klar ist.»
    Ullrich zeigte auf Toms Westernstiefel. «So wirst du dir die Beine brechen. Und ohne Schlafsack erfrierst du.»
    «Ich nehme ihn mit in meinen», sagte Vivien.
    Der Professor sah aus wie ein Boxer, der angezählt worden, aber noch keineswegs ausgeknockt war. Tom verspürte den irren Drang, sich zu bücken, eine Hand in den Stiefelschaft gleiten zu lassen, den Perlmuttschaft des Dolches mit beiden Händen zu umfassen und die Klinge tief in Professor Ullrichs Brust zu treiben. Er ahnte, dass der, der er gerade in der Eishöhle gewesen war, dies vermutlich getan hätte. Doch das Jetzt-Ich hatte längst wieder Besitz von ihm ergriffen. Alles andere war nur noch eine vage Erfahrung. Wie ein Traum oder ein Film, den er gesehen hatte. Der Verstand versuchte schon, es einzuordnen, zu bagatellisieren und verschwinden zu lassen hinter wichtigeren Lebensentscheidungen.
    «Ist Marga auch hier?», fragte der Professor.
    Tom schüttelte den Kopf.
    «Wirklich nicht? Warum hast du sie nicht mitgebracht? Du warst doch schon bei ihr im Auto. Sie hat es mir am Handy erzählt.»
    «Ich weiß. Ich saß daneben.»
    Während Tom so ruhig und sachlich wie möglich von den Ereignissen der vergangenen Tage berichtete, meldete sich in ihm immer wieder eine alte Gestalt. Ein Mann, viel älter als Toms Vater im jetzigen Leben, der behauptete, einst Josch gewesen zu sein und nun in Tom weiterzuleben, beschwor ihn wieder und wieder, den Dolch zu ziehen und den Professor zu töten. «Er ist Toi!», sagte diese alte innere Stimme. «Er ist Toi, lass dich nicht täuschen! Toi ist schlau. Wenn ihr in den Bergen seid, wird er dich töten und Vivien schwängern. Tu es, so lange es noch möglich ist! Sei nicht dumm. Bring ihn um!»

81
    Etwas an diesem van Ecken gefiel den Schweizer Kollegen überhaupt nicht. Grundsätzlich waren sie bereit zu kooperieren. Alles war schnell und unbürokratisch auf höchster Ebene geregelt worden. Jeder sah ein, dass in diesem Fall andere Spielregeln galten. Bereitwillig zeigten die Schweizer die Fotos vom Tatort, legten die Laborberichte vor und berichteten über jeden einzelnen Schritt, den sie bisher unternommen hatten.
    Es waren nicht seine Worte, die die Luzerner Kollegen gegen van Ecken aufbrachten. Es war nicht einmal sein Tonfall. Etwas in seinem Blick sagte ihnen, dass er sie zutiefst verachtete, dass er in ihnen nur Stümper sah. Leute, die ihm im Weg standen. Er billigte ihnen nicht den Hauch einer Chance zu, diesen Killer zu fassen. Es war sein Monster. Und er wollte es zur Strecke bringen. Sie trauten ihm zu, dass er auf schweizerischem Boden seine bundesdeutsche Schusswaffe zog und eine Exekution durchführte.
    Wys, der ihm zugeteilte Luzerner Verbindungsbeamte, lehnte das zwar einerseits ab, wäre aber andererseits durchaus erleichtert gewesen, wenn es dazu gekommen

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