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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ihn gegen die Wand.
    Vivien saß aufrecht im Bett. Ihr Körper reagierte bereits auf das Jetzt, ihr Bewusstsein aber war noch in der Rückführung. Sie hatte Mühe, ihr Thara-Bewusstsein und ihr Jetzt-Bewusstsein übereinander zu kriegen.
    «Ich bin Josch», sagte Tom mit der Sicherheit von einem, der genau weiß, was los ist, und sich nichts mehr vormachen lässt. «Halb Dörfler, halb Hillruc.»
    Professor Ullrich wich zurück und schaute sich nach einer Waffe um. Er hatte den Hirschfänger bei sich, in seinem Blazer. Um Zeit zu gewinnen, lachte er höhnisch und rief: «Ich weiß, wie es aussieht, wenn Hillrucs sich mit Menschenweibchen paaren. Sie werden nicht so wie du. Frag Uta. Sie weiß es auch!»
    Sie sah die kleinen, kriechenden, reptilienartigen Monster vor sich. Verzweifelt hielt sie sich die Augen zu, versuchte, ins Jetzt zu kommen.
    Professor Ullrich hatte seinen Hirschfänger gezogen und hielt die Spitze der Klinge auf Tom gerichtet. Merkwürdigerweise beruhigte sich Toms Atmung, und sein Ton wurde fast sachlich.
    «Ja, so ist es, wenn sie ihre Eier in die Tschikas legen. Aber bei mir war es nicht so. Ich bin der Sohn von Lin.»
    Vivien drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn er der Sohn von Lin war, dann … dann war er ihr Sohn.
    «Was redest du für einen Unsinn? Du willst Vivien doch nur verwirren.»
    Tom schüttelte den Kopf. Er hörte sich selbst sprechen und wusste, dass er uralte Wahrheiten von sich gab. Doch es war, als formten seine Lippen die Worte ohne sein Zutun. Staunend hörte er sich selbst zu.
    «Toi hat Lin mies behandelt. Er hat sich Tschikas aus Droba geholt und Lin nicht mehr beachtet. Lange bevor Xu ins Spiel kam, hat Lin versucht, es ihm gleichzutun.»
    «Es stimmt. Lin war mit einem Dorfmann befreundet. Er suchte nach seiner Schwester, die Toi sich aus dem Ata-Käfig geholt hatte. Er wollte sie befreien, aber sie war längst tot. Ich habe ihn getröstet», sagte Lin und lachte hysterisch. «Ich, einen Dorfmann! Ich habe ein Kind von ihm bekommen. Josch!»
    Tom wich dem Angriff des Messers aus. Wieder fühlte er mörderische Wut in sich aufsteigen. «Toi hat meinen Vater in Stücke gerissen!»
    «Ja», sagte Vivien atemlos, «das stimmt. Und dann wollte Toi dich einfach wegwerfen, Josch. Für ihn warst du nur ein Stück Dreck. Nicht einmal wert, getötet zu werden. Abfall. Kot. Scheiße.»
    «Aber…» Professor Ullrich ließ das Messer sinken. «Aber…» Fast rührend in seiner Hilflosigkeit stand er in der Mitte des Raumes. «Aber dann … Das würde ja heißen, Vivien, ich wäre dein Sohn.»
    Vivien war verwirrt. Sie griff sich mit beiden Händen an den Kopf, zog sich an den Haaren, als könnte sie so die Weisheit aus sich herausreißen. Doch Tom hakte sofort ein.
    «O nein. Ich bin Josch. Ich! Nicht der da.»
    Der Professor schien ihn gar nicht mehr zu beachten und seine ganze Aufmerksamkeit Vivien zu widmen, doch Tom registrierte durchaus, dass er ihn weiterhin aus dem Augenwinkel beobachtete.
    «Vivien, Uta, ich weiß gar nicht, wie ich dich jetzt nennen soll. Lin! Das erklärt alles. Warum haben wir uns immer so zueinander hingezogen gefühlt? Uns gegenseitig beschützt? Du warst immer der wichtigste Mensch für mich, Vivien, nicht einfach nur meine Lieblingspatientin. Alles habe ich für dich aufgegeben. In einem früheren Leben, stell dir das doch nur vor, Vivien, warst du meine Mutter! Und Toi, dein schlimmster Gegner, hat meinen Vater umgebracht! Wundert es dich da noch, dass wir jetzt so zusammenstehen?»
    Tränen schossen Vivien in die Augen. Plötzlich schien alles einen Sinn zu ergeben.
    «Er lügt», sagte Tom. «Er lügt. Glaub ihm nicht. Ich bin Josch.»
    Klar war nur, dass sie nicht beide Josch sein konnten. Vivien wusste nicht, wo alte Wirklichkeit und Wunschträume sich vermischten. Sie wollte, dass das endlich aufhörte. Es sollte vorbei sein.
    Der Professor beschwor sie: «Ich will dir doch nur helfen.»
    «Ich auch», warf Tom ein. «Ich auch. Warum wäre ich sonst hier?»
    Im selben Moment gingen die beiden Männer aufeinander los. Tom versuchte, den Hirschfänger an sich zu bringen. Sie kämpften um das Messer. Den Dolch in seinem linken Stiefelschaft hatte Tom noch nicht gezogen. Den hob er sich auf. Als allerletzten Trumpf.
    Als der Hirschfänger zu Boden fiel, sprang Vivien aus dem Bett und griff danach. «Hört auf! Hört auf!»
    Sie versuchte, die beiden auseinander zu bringen, indem sie jedem eine Ohrfeige verpasste, und es wirkte

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