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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kopf. «Nein, nein. Sie schlagen mir eine Art Hyperventilation vor. Ich hab so was mal erlebt. Ohne mich.»
    Nun unterbrach Professor Ullrich sein gebundenes Atmen. Er verließ das Zimmer, kam aber schon wenige Augenblicke später zurück, in einem Jogginganzug, der ihm mindestens eine Nummer zu groß war. Seine Haare schimmerten immer noch feucht.
    «Wissen Sie, was Ihr Problem ist, mein Lieber? Ihnen macht der Verstand einen Strich durch die Rechnung. Das ist es. Ihr Kopf hat Angst, die Regierungsgewalt zu verlieren. Deswegen macht er Ihnen solche Probleme. Ich habe Ihnen keine bewusst herbeigeführte Hyperventilation vorgeschlagen. Das holotrope Atmen ist nur ein Weg, sich auf einen Körper-Seele-Prozess zu konzentrieren. Um diese Atmung durchzuhalten, brauchen Sie Ihre volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Dabei können Sie nicht über die nächste Steuererklärung nachdenken. Die Atmung zwingt Sie, sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Nach einer Weile führt es Sie zu tiefer Entspannung. Sie führt Sie zu sich selbst. Das ist es. Wenn Sie Angst davor haben, dann gehen Sie jetzt besser wieder. Sie vergeuden meine und Ihre Zeit.»
    «Aber ich …»
    Professor Ullrich winkte ärgerlich ab. «Nein, nein, nein. Ich versuche hier nicht, einem Blinden die Farben zu erklären. Ich helfe Menschen, selbst hinzuschauen. Mehr nicht. Im Grunde wollen Sie das doch nur machen, um mich zu widerlegen. Gleichzeitig haben Sie aber Angst davor, es könnte sich herausstellen, dass ich Recht habe. Sie sind mit sich selbst nicht im Reinen. Das ist keine gute Voraussetzung.»
    «Sie glauben wirklich, ich komme in ein früheres Leben zurück, einfach nur indem ich so atme? Mein lieber Professor, es gibt eine Menge Leute, die würden Sie für verrückt erklären.»
    Der Professor nahm Ackers an die Hand und zog ihn zum Fenster. Er zeigte nach draußen. Dort stand Ackers’ blauer Audi A4.
    Ackers’ Atem hatte sich noch nicht beruhigt. Die Scheibe beschlug bei jedem Ausatmen, und noch bevor der milchige Fleck verschwand, atmete Ackers ihn wieder groß.
    «Stellen Sie sich einen Menschen vor, der vor - sagen wir - zweihundert Jahren geboren wurde. Einen gebildeten Menschen. Einen, der alle Wissenschaften seiner Zeit kennt und sich ständig auf dem Laufenden hält. Versuchen Sie ihm doch mal klar zu machen, wie dieser Haufen Blech da vorne von alleine fährt. Sie schütten ein bisschen Benzin rein, drehen einen Schlüssel um, und es fährt los. Finden Sie die Idee nicht völlig verrückt? Es ist doch nur tote Materie, nichts weiter. Wie soll sie sich fortbewegen? Woher soll die Kraft kommen? Versuchen Sie, es diesem Menschen zu erklären. Er wird es nicht kapieren. Aber den Menschen heute brauchen Sie das nicht mehr zu erklären. Niemand wird bezweifeln, dass so ein Auto fahren kann, denn alle haben die Erfahrung schon gemacht. Schon als sie ganz klein waren, haben sie Autos gesehen, die über die Straßen fuhren. So wurde es eine anerkannte Realität. Ich lade Sie jetzt ein, mit mir zu fahren. Erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen erkläre, wie es funktioniert.»
    Ackers nickte. Im Grunde musste er nicht mehr überzeugt werden. Er wollte es am eigenen Leib erleben.
    «Okay. Was soll ich tun?»
    Professor Ullrich zeigte auf die Matratze. «Legen Sie sich dorthin und entspannen Sie sich.»
    Im gleichen Augenblick bekam Ackers Durchfall. Er kniff die Arschbacken zusammen, weil er befürchtete, es könne ihm gleich schon die Beine hinunterlaufen.
    Professor Ullrich musste es ihm wohl anmerken, denn er schlug ihm vor, vorher die Toilette aufzusuchen. Er zeigte ihm den Weg dorthin.
    Die Normalität dieses gekachelten Raumes ließ Ackers wieder an seinem Entschluss zweifeln. Er stand am Waschbecken und wusch sich die Hände. Dabei schaute er in den Spiegel. Er sah sein Spiegelbild an wie einen Fremden und probierte einige Atemzüge, so wie Professor Ullrich sie ihm vorgemacht hatte. Er wollte sehen, wie er dabei aussah, ob etwas mit ihm geschah. Es kam ihm ein bisschen lächerlich vor. Fast wie ein Orgasmus, hecheln mit geschlossenem Mund. Er zwinkerte sich selbst komplizenhaft zu. Es tat gut, sich selbst zu sehen. Er fühlte sich jetzt sicherer. Durchtrieben. Clever. Zieh das durch, dachte er. Du wirst dich sonst ewig ärgern. Was soll schon passieren? Mehr als schief gehen kann es nicht. Du bist ein gestandener Kerl.
    Er klatschte sich Wasser ins Gesicht und kehrte zu Professor Ullrich zurück. Der stand vor dem Steinei. Er machte einen

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