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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nicht?»
    Professor Ullrich nickte. «Ja. Aber wir waren froh, ihn für ein paar Minuten loszuwerden. Er hat den Anfall bei Vivien ausgelöst. Sie darf auf keinen Fall zu ihm zurück. Stoppen Sie diesen Mann, Kommissar Ackers! Im Interesse des Kindes!»

23
    Es traf Vivien ohne jede Vorwarnung. Der aasige Geruch der Blutwurst katapultierte sie nach Thara zurück. Sie saß zusammen mit Mikey Schröder im Sozialraum und spielte Dame. Mikey hatte noch nie gegen Vivien gewonnen. Trotzdem wurde es ihm nicht langweilig. Er liebte es, ihren konzentrierten Blick zu sehen. Manchmal, wenn er sie mit einem Zug für einen Augenblick in Schwierigkeiten brachte, wenn er in ihren Augen sah, dass sie nachdenken musste, dann fühlte er sich ernst genommen wie selten im Leben. Es war jedes Mal wie ein kleiner Sieg.
    Er war verliebt in sie, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er würde es ihr nie sagen. Es machte ihn schon glücklich, dass sie ihm ab und zu einen Blick schenkte und mit ihm Dame spielte.
    Mickey erzählte niemandem etwas von seiner Liebe zu Vivien. Nicht einmal Professor Ullrich. Und dem sagte er in den Therapiestunden sonst alles. Vielleicht ahnte Ullrich etwas, denn Mikey hatte dem Professor gegenüber einmal erwähnt, er würde jeden umbringen, der Vivien etwas antun wolle.
    Jetzt brauchte sie ihn. Sie war in höchster Not. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, das Blutwurstbrötchen in der Hand. In ihrem Gesicht zeigte sich blankes Entsetzen. Ihr Körper begann zu zittern.
    Mikey wusste, wie epileptische Anfälle aussahen. Er hatte so etwas oft erlebt und kriegte sie selbst ab und zu. Aber was hier passierte, war anders. Mickey war groß und stark. Er hob Vivien vom Stuhl, legte sie auf den Boden und rief um Hilfe.
    Marga, die dicke Putzfrau, war zuerst da. Sie lobte ihn: «Das hast du gut gemacht, Mikey.» Dann drückte sie den Alarmknopf.
    Uta schaute in das geöffnete Maul des Hillruc. An den nach hinten gerichteten beweglichen Hechelzähnen hingen Fleischfetzen. Sie würde lieber ersticken, als in seiner Gegenwart noch einmal einzuatmen. Der faulige Geruch von Wahnsinn, Angst und Tod lähmte sie. Die verschlingende Gier seiner rot glühenden Augen ließ ihre Seele vor Angst fast aus dem Körper springen.
    Sie war in einer Eishöhle gefangen. Von hier gab es kein Entkommen mehr. Sie sah über sich die riesigen Eiszapfen, die wie überdimensionale Lanzenspitzen nach unten zeigten.
    Toi hielt ihre Hände fest. Doch er verletzte sie nicht mit seinen Klauen. Die langen schorfigen Finger krümmten sich um ihre Handgelenke. Er hob sie mühelos hoch. Sie baumelte jetzt vor seinen Nüstern. Er saugte die Luft scharf ein. Ihr Kleid flatterte in seine Richtung. Er lachte. Das gefiel ihm.
    Er schüttelte sie, als sei sie ein Rheanussistrauch, dessen große, kürbisähnliche Früchte er so gerne aß. Während er sie mit einer Hand weiterhin hochhielt, sodass sich ihr Körper lang zog, fuhr er die messerscharfen Klauen seiner anderen Hand aus und berührte Uta damit vorsichtig. Oft hatte sie gesehen, wie er damit die Dorfbewohner aufgeschlitzt oder Stücke aus einem toten Ata geschnitten hatte. Sie glaubte, dass ihr Leid gleich beendet sein würde, doch er schlitzte sie nicht auf, er riss ihr nicht das Herz heraus, um es noch pochend zu verschlingen, sondern er schnitt ihre Kleider in Fetzen. Er wollte sie als Nest für seine Eier benutzen.
    Der Gedanke gab Uta Kraft zurück. Sie trat ihm gegen die hohe Stirn. Toi gackerte merkwürdig. Sie hatte nie einen Hillruc lachen hören. Jetzt wusste sie, wie es sich anhörte.
    «Er will, dass seine Brut in mir reift!», schrie Vivien.
    Mikey Schröder stand verängstigt mit einem Stuhl als Schutzschild vor seiner Brust in einer Ecke. Marga kniete vor Vivien und hielt ihren Kopf fest. Sie hörte auf dem Flur schnelle Schritte. Gleich würde Professor Ullrich da sein.
    Uta hatte ihre Mutter anschwellen sehen, bis ihr Bauch platzte und die Hillruc-Brut aus ihr herauskroch. Sie hatte den Leidensweg ihrer Mutter miterlebt. Sie war noch klein gewesen, aber man musste nicht groß sein, um zu begreifen, was geschah. Ein Hillruc hatte seine Eier in ihrer Mama reifen lassen.
    Sie hatte Josch gebeten: «Töte mich. Töte mich!» Doch Josch war ein Heiler. Wenn Heiler töteten, verloren sie ihre Kraft.
    Als die kleinen Hillrucs den Körper ihrer Mutter zerfetzten und schmatzend ins Freie krochen, hatte Uta daneben gestanden. Seitdem wusste sie, dass sie aus dem gleichen Körper war wie

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