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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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aufgefallen, was für Menschen es hier gab? Hatte er in einer anderen Welt gelebt?
    Ackers meldete sich telefonisch an und wunderte sich über Frau Zablonskis geschäftsmäßige Stimme. Sofort bekam er einen Termin.
    Er fuhr mit dem Fahrstuhl hoch in den sechsten Stock. Es war ihm ein bisschen peinlich, aber er hatte seine Dienstwaffe dabei. Er war zwar während seiner Dienstzeit hier, aber doch nicht wirklich in staatlichem Auftrag. Er hatte mehr Interesse daran, etwas über sich selbst herauszufinden als über diesen Fall. Trotzdem hatte er das Gefühl, wenn er auf dieser Rückführungsschiene weiter ermittelte, würde er den Fall lösen. Die Lösung würde ihm vor die Füße fallen wie eine reife Frucht.
    Brigitte Zablonski musterte Ackers zunächst durch den Spion. Er spürte ihren Blick genau. Als sie öffnete, war er erstaunt. Er hatte ein engelhaftes Wesen erwartet oder ein blasses Medium, vielleicht auch eine alte Kräuterfrau. Die hier sah ganz anders aus. Sie hatte lange, dunkelblonde Haare, trug ein Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, mit großen, fröhlichen Farbmustern darauf. Barfuß stand sie auf dem flauschigen Teppich und lachte ihn an. Sie war gut geschminkt, kirschrote Lippen, einen kleinen Pickel am Hals hatte sie mit Puder übertüncht. Die Augenbrauen waren gezupft und auf ein Mindestmaß reduziert. Ihr Ausschnitt war etwas gewagt, doch die Art, wie sie da stand, hatte nichts Verführerisches an sich. Ihr offenes Lachen war entwaffnend.
    «Willkommen», sagte sie, trat zur Seite und winkte Ackers mit der Hand herein. Solche Gesten, stellte er sich vor, hatten mittelalterliche Pagen gehabt.
    Sie ging voran. Er konnte einen Blick in die Küche werfen. Eine moderne Einbauküche mit Spülmaschine. Auf dem Tisch standen Pizzareste. Neben einem Kerzenstummel eine halb volle Flasche Rotwein.
    Brigitte Zablonski bat ihn in ihr Arbeitszimmer. Ein bequemer alter Ohrensessel strahlte deutlich die Botschaft aus: Ich bin ein Stammplatz. Hier sollte sich sonst niemand hineinsetzen. Vor dem Sessel ein dickes Kissen. Neben dem Sessel ein kleines Tischchen, darauf ein Block, eine Kerze. Keine Räucherstäbchen. An der Wand ein Sofa. Sie nahm im Ohrensessel Platz, schlug die Beine übereinander und bettete die Füße auf das Kissen.
    Ackers zögerte, ob er sich auf die Couch setzen sollte oder in den Korbsessel. Beide Möbelstücke waren auf den großen Ohrensessel ausgerichtet.
    Sie ließ ihm die Wahl und beobachtete ihn dabei. Er hatte das Gefühl, schon allein daraus, wie er sich jetzt verhielt, würde sie ihre Rückschlüsse ziehen. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart merkwürdig nackt, geradezu gläsern.
    Ackers setzte sich auf den äußersten Rand des Korbsessels. Von hier aus hätte er Frau Zablonski mühelos berühren können, obwohl zwischen ihnen das Tischchen stand.
    Sie zündete die Kerze an und fragte, was ihn zu ihr führte, wie er an ihre Adresse gekommen war und was ihn an einer Reinkarnationstherapie interessierte.
    Er eierte ein bisschen herum, deshalb stellte sie klar: «Es kommen viele Leute zu mir, die sich einfach nur für eine Rückführung interessieren, weil sie das spannend finden und mal sehen wollen, was sie in einem früheren Leben waren. Was ich mache, ist aber kein Partyjux, sondern eine ernst zu nehmende Therapieform. Oft kommen Menschen, die es wirklich nötig haben. Meistens erst, wenn sie eine lange Odyssee hinter sich haben. Es gibt seelische Probleme, für die die moderne Psychotherapie wirklich gut gerüstet ist. Aber manche Phobien oder sonstige störende Verhaltensmuster kommen nicht aus Verletzungen in diesem Leben, sondern aus einem früheren Leben. Dort stößt die Schulpsychologie an ihre Grenzen. Mit den Menschen, die das betrifft, gehe ich dann weiter.»
    Sie betonte, dass die Krankenkasse das natürlich nicht bezahlte. Üblicherweise seien Phobien, Suchtprobleme oder Partnerschaftsschwierigkeiten, die durch karmische Verstrickungen entstanden waren, in sechs bis zehn Sitzungen zu heilen. Sie berechne pro Sitzung dreihundert Euro. Falls er nur neugierig sei, solle er sein Geld lieber für andere Belustigungen ausgeben. Unterhaltend sei das hier nämlich nicht.
    Ackers’ Hände begannen zu schwitzen. So, wie sie dasaß, war es bestimmt nicht zu heiß im Raum. Doch er fühlte sich wie in der Sauna.
    Er sagte, dass er nicht aus purer Neugier komme, sondern bereits eine Rückführung hinter sich habe. Das schien sie zu beeindrucken. Sie nickte und fragte, wer

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