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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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um dich ganz zu haben. Ich habe dich vor ihm gerettet.»
    Ihr Mund stand offen. Sie wollte etwas sagen und spuckte kleine Bläschen aus.
    «Keine Angst», sagte Professor Ullrich. «Das Schicksal muss sich nicht wiederholen, Vivien. Ich bin ja da.»
    «Bist du auch von Thara gekommen, weil ich hier bin?»
    Er schaute nach unten und nickte. «Ich glaube, ja, Vivien.»
    «Bist du Josch?»
    Er legte das tönerne Kunstwerk auf den Schreibtisch zurück, sodass er seine Hände frei hatte. Ganz langsam näherten sich seine Fingerspitzen ihrem Gesicht. Er berührte sie mit beiden Daumen oberhalb ihrer Nasenwurzel, strich dann mit den Fingern über ihre Stirn bis zu den Schläfen und vollzog dort kreisende Bewegungen. Langsam tastete er sich zu ihren Ohrläppchen herunter. Er hielt sie zwischen den Fingern und drückte sie sanft.
    Es war wie eine Antwort auf ihre Frage. Ja, das waren die Hände eines Heilers. Das waren die Hände von Josch. Er musste nichts mehr sagen. Dankbar schloss sie die Augen.
    Er brauchte sie nicht mehr einzusperren. Schleusen und Tore waren sinnlos geworden. Sie würde ihm nicht mehr weglaufen. Wie hatte sie ihm misstrauen können? Was auf Thara begonnen hatte, würde nun hier ausgefochten werden.

24
    Joachim Ackers fegte die alten Zeitschriften vom Bett. Sie fielen auf den Boden, zu den alten Socken und dem Weißweinglas, in dem ein Rest Rotwein vertrocknet war.
    Er legte sich mit der Fernbedienung ins Bett, die Hände locker neben sich. Er hatte sich die erste Meditationsmusik seines Lebens gekauft. Er drückte den Startknopf zweimal, dann füllten die Lautsprecherboxen des CD-Spielers den Raum mit einem Klinkel-Klankel, das er am besten mit dem Wort Glasmusik umschreiben konnte.
    Ackers versuchte, sich selbst zurückzuführen. Er wollte sich diesen Fuchs noch einmal anschauen. Er wollte noch einmal, ganz für sich allein, feststellen, ob das sein konnte. War er wirklich einmal ein Mädchen gewesen? Er wollte es allein herauskriegen, ohne Professor Ullrich. Nichts sollte seine Wahrnehmung trüben können. Niemand sollte ihm etwas einflüstern können.
    Er stellte sich das ganz einfach vor. Wie man die Atmung machen musste, wusste er ja. Er würde dann in diesen Zustand fallen und sich die Sache noch einmal anschauen.
    Doch während er atmete, kamen ihm Zweifel. Seine Hände begannen zu kribbeln. Der Brustkorb schien schwer, als läge nicht eine lockere Wolldecke auf ihm, sondern schwere Steinplatten. Was, wenn ich stecken bleibe, dachte er. Was, wenn ich nicht wieder zurückkomme? Wie lange werde ich hier liegen? Wie verwirrt werde ich rumlaufen? Kann man sich überhaupt selbst zurückführen?
    Er brach den Versuch ab. Die Musik machte ihn nervös. Das Atmen strengte ihn an. Er hatte das Gefühl, so könne er höchstens asthmakrank werden, aber auf keinen Fall ein früheres Leben erleben.
    Er stieg aus dem Bett und schaltete den CD-Spieler aus, ohne die Fernbedienung zu benutzen. Er hatte im Esoterikladen noch zwei Bücher über Rückführungen gekauft und eine Zeitschrift. Er konnte in den Büchern nur blättern, las sich aber nicht wirklich fest. Dafür war er zu nervös.
    Dieser Thorwald Dethlefsen hatte also Leute per Hypnose zurückgeführt. Zunächst in ihr Geburtserlebnis, dann immer weiter. Er war selber ganz baff gewesen über das, was geschehen war. Stellenweise fand Ackers diese Berichte wahrhaftig und schlüssig. Dann wieder hätte er die Bücher am liebsten an die Wand geklatscht und das alles vergessen. Er fragte sich, ob dieser Humbug ihn nicht einfach nur daran hinderte, seinen Kriminalfall zu lösen. Oder war er in seiner Midlife-Crisis? Überforderte ihn der Fall inzwischen? Brauchte er vielleicht einfach Urlaub oder eine neue Beziehung?
    Er schlug zwei Spiegeleier in die Pfanne und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Die Eier schienen ihn aus der Pfanne heraus anzuschauen. Er konnte sie nicht so lassen und verrührte das Eigelb mit dem Eiweiß, sodass die beiden Dotter nicht mehr aussahen wie Augen.
    Beim Essen hatte er das Gefühl, etwas zu töten. Er spürte, dass zwischen ihm und den Raubtieren kein großer Zivilisationssprung war. Auch er tötete, um zu essen. Gedankenlos und ohne jedes schlechte Gewissen. Er nahm sich, was er brauchte.
    Ackers blätterte in der Esoterikzeitschrift und stieß dort auf die entscheidende Adresse. Die Reinkarnationstherapeutin Brigitte Zablonski.
    Sie wohnte im gleichen Viertel wie er. Das kam ihm lachhaft vor. Warum war ihm früher nie

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