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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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Diwali
    Wir kurvten den Hang der Lancaster Road hinunter und fuhren in die kleine Sackgasse, in der Gwyn wohnte und die gegenüber von meiner Straße abzweigte.
    Julian hing mittlerweile fast komplett aus dem Fenster und grölte alle Lieder aus dem Radio mit, inklusive der Gitarrenriffs, als ob er mithilfe der Lautstärke meine Gegenwart ausblenden könnte. Schon lange bevor wir in Gwyns Auffahrt einbogen, hatte er mich abgehakt. Wahrscheinlich hatte er sich etwas anderes erhofft als meine Nonstop-Kotzerei – ich war wirklich nicht einfach an diesem Abend.
    Bei Gwyn zu Hause brannte kein Licht, was eher häufig vorkam. Es hatte eigentlich gar nichts zu bedeuten. Es hieß entweder, dass Mrs Sexton mit ihrem neuesten Schwarm unterwegs war oder dass sie halb ohnmächtig hinten im Anbau vor dem Fernseher hing und irgendwelche Familienshows glotzte. Wie auch immer, Gwyn konnte sich jedenfalls zu Hause bewegen, als sei sie allein, worum ich sie sehr beneidete. Und heute Nacht war Mrs Sexton tatsächlich nicht da, wie sich herausstellte.
    Noch bevor Dylan die Handbremse angezogen hatte, war Julian schon aus dem Wagen gesprungen.
    »Hey, Leute«, sagte er, »ich mach die Biege. Kann ich die Karre haben, Dyl?«
    »Du willst schon gehen?«, fragte Gwyn. »Aber ich hab Wein und Bier und diese Pepperidge Farm Cookies, du weißt schon, die weichen mit den weißen Schokoladenstückchen …«
    »Danke, Süße, aber ich muss wirklich nach Hause und meinen Pflanzen beim Wachsen zusehen. Dyl?«
    »Klar, Alter. Hier«, sagte Dylan und warf ihm die Autoschlüssel zu. Er schlang einen Arm um Gwyn und drückte sie an sich. »Komm einfach morgen vorbei – aber nicht zu früh. Ich muss ja heute nicht mehr nach Hause, stimmt's, Kleine?«
    »Äh, stimmt«, sagte Gwyn. »Jules, bist du denn nüchtern genug, um noch zu fahren?«
    »Mittlerweile bin ich nüchtern, glaub mir.«
    Julian stieg ins Auto und ließ den Motor an. Gwyn hatte einen Arm um mich und den anderen um Dylan gelegt.
    »Bis später«, sagte Julian und machte mit einer Hand das Heavy-Metal-Teufelszeichen.
    »Bis später«, sagte Gwyn. »Aber ich hoffe eher früher.«
    Ich persönlich hatte das Gefühl, Julian dachte mehr an nie wieder , brachte aber trotzdem ein halbherziges »Bis später« raus. Bis ich es gesagt hatte, war Julian schon von der Auffahrt gedüst, die Rücklichter leuchteten rot wie eine Wunde in der Nacht und verschwanden hinter der Kurve.
    Unter komplett anderen Umständen hätte mich diese kurze Episode vielleicht total fertig gemacht, und tatsächlich spürte ich auch einen dumpfen Schmerz, so wie damals, als ich meine Weisheitszähne gezogen bekam und die Betäubung nachließ. Doch mehr als alles andere war Julians flotter Abgang eine Erleichterung nach all den Peinlichkeiten des Abends.
    »Mach dir nichts draus, Süße«, sagte Gwyn und massierte meine Schultern. »Der kommt schon wieder zurück.«
    Die Reifenspuren auf der Straße ließen zwar nicht gerade darauf schließen, dass jemand im Auto saß, der es nicht abwarten konnte, an der nächstbesten Stelle umzudrehen, aber ich nickte trotzdem.
    »Ich glaube, ich mach auch 'nen Abgang, Gwyn«, sagte ich. »Vielen Dank für alles.«
    »Oh, neiiin , Dimple! Bleib doch noch ein bisschen. Bitte! «
    »Komm schon, Gwyn, ich bin doch nur ein fünftes Rad am Wagen?«
    Dylan warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, der ihr in etwa zu verstehen gab: Kopf hoch, vielleicht hat sie nicht ganz Unrecht .
    »Dimps, du bist kein fünftes Rad, das weißt du doch«, sagte Gwyn, strich mir die Haare aus dem Gesicht und schaute mir in die Augen.
    Doch für mich war vollkommen klar, dass meine Gegenwart hier nur der Wirkung eines Verhütungsmittels gleichkam.
    »Also, ich geh dann mal los«, sagte ich. »Rufst du mich an?«
    »Ich ruf dich an«, sagte sie.
    Ich schnallte mir den Rucksack auf und setzte mich in Bewegung. Keine Ahnung, warum, aber ich schluchzte ununterbrochen, und mein Magen wollte schon wieder bis in meinen Hals hinaufklettern.
    Bei uns zu Hause brannte noch ein Lichtlein. Das Haus des ewigen Diwali: Es handelte sich hierbei um eine symbolische Beleuchtung und diente als Nachtwache, um Einbrecher abzuschrecken, wenn wir außer Haus und – wie mir plötzlich dämmerte – auch wenn wir zu Hause waren. Überrascht über diesen plötzlichen Anflug von Geistesschärfe, schaffte ich es sogar, auf der Veranda den Schlüssel aus dem Nilpferd-Blumenkübel zu graben. Ich öffnete die Tür nur so weit, um

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