Karma Girl
ich erkennen, dass es sich hier um ein selten schönes Mädchen handelte – lange braune Haare mit ein paar gefärbten Strähnchen, dazu ein hautenges rotes Jeans-Minikleidchen, das sich an ihre makellosen Kurven schmiegte. Also hatte Julian bereits Ersatz für mich gefunden! Julian, der im Übrigen heute wieder ziemlich heiß aussah.
»Ich dachte, er wäre noch solo«, flüsterte ich und rutschte immer tiefer auf meinem Stuhl. Warum musste er sich von sämtlichen Starbucks, die es in der Stadt gab, ausgerechnet dieses aussuchen?!
»Habe ich auch gedacht«, antwortete Gwyn. »Das tut mir wirklich Leid. Aber bleib cool, Dimple. Dir muss nichts peinlich sein.«
Da ging schon die Tür auf und Julian stiefelte herein. Ich schielte kurz nach den Notausgang-Schildern, aber es war bereits zu spät. Er winkte uns schon zu.
»Hey, Gwyn, das ist ja witzig, dich hier zu treffen!«
Seine Stimme klang übertrieben überrascht, obwohl ich mir sicher war, dass er uns schon von draußen gesehen hatte. Schließlich wandte er sich auch mir zu. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Mitesser auf meiner Nase ausdehnten und sich – wie immer in solchen Stresssituationen – ein großer Pickel auf meiner Nasenspitze breit machte.
»Oh, äh, hallo, Dimple«, sagte er ziemlich nervös. »Was macht denn dein Magen?«
Wollte er mich etwa vor seiner neuen Flamme demütigen, die soeben hinter Dylan auf der Bildfläche erschien?
»Äh, hi«, sagte ich. »Dem geht's wieder besser. Danke fürs Fragen.«
»Ich hätte mich schon viel früher danach erkundigen sollen«, meinte er.
Das war nun ein bisschen arg seltsam. Ich blickte fragend zu Gwyn, aber die war bereits grinsend aufgesprungen und im Begriff, sich Dylan an den Hals zu werfen. Dann passierte etwas Merkwürdiges. Julians Tussi schmiegte sich ziemlich eng an Dylan, fuhr ihm mit einer Hand durch das Haar und fixierte Gwyn gleichzeitig mit eisigem Blick. Gwyn starrte total irritiert von einem zum anderen.
»Hey, Dilly, lange nicht gesehen«, brachte sie schließlich hervor und lächelte gequält.
Dylan hatte eine recht blasierte Miene aufgesetzt und sah irgendwie gleichgültig durch Gwyn hindurch. Mir behagte das ganz und gar nicht und ich hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend.
»Wer ist denn das kleine Mädchen?«, sagte die Strähnchen-Tussi. »Dilly?«
»Ach, das ist nur 'ne Freundin. Noch von meiner Schule.«
»Nur 'ne Freundin?!«, schrie Gwyn und versuchte zu lachen, allerdings klang das Lachen eher wie ein Husten, wenn man sich verschluckt hat. »Sehr witzig.«
»Na ja, wir sind doch Freunde, oder?«, sagte Dylan und gab ihr einen pseudo-freundschaftlichen Knuff gegen die Schulter. »Übrigens haben wir uns tatsächlich lange nicht gesehen. Wie geht's denn so, Gwyneth?«
»Gwyndolyne«, sagte Gwyn.
Lange nicht gesehen? Sie war doch noch heute Morgen bei ihm gewesen. Keine Ahnung, was mit seiner inneren Uhr los war.
»Gwyn? Kommt mir irgendwie bekannt vor. Oh, ist das das Mädchen, das dir immer hinterherrennt und das du nicht loswirst?«, sagte die Strähnchen-Tussi kühl.
Sie musterte Gwyn von oben bis unten.
»Tolles Outfit übrigens, das du da trägst. Sieht ja gar nicht trashig aus …«
Plötzlich schien es gar nicht mehr so cool zu sein, in einem Touri-T-Shirt durch die Gegend zu laufen. Aber egal.
»Das ist sein T-Shirt!«, sagte ich.
»Äh, sicher«, sagte Dylan.
»Natürlich ist das deins«, protestierte Gwyn.
»Ja, das ist wirklich deins«, schaltete sich Julian völlig überraschend ein. Doch Dylan ignorierte ihn.
»Gwyn, Gwyn«, seufzte er nun und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Du hättest wirklich weiter deine Medizin nehmen sollen .
»Äh, das ist Kashmere, das sind D und G – Kashmere spielt die Hauptrolle in unserem Film«, sagte Julian schnell, als ob eine gegenseitige Bekanntmachung jetzt noch etwas retten könnte.
»Also, Liebling, genug geschwafelt«, sagte Kashmere zu Dylan. »Lassen wir die Kinder mal allein. Setzt ihr Jungs euch an einen Tisch und ich hol den Kaffee. Wie möchtet ihr ihn denn?«
»Äh, ich hab eigentlich gar keinen Durst mehr«, sagte Julian.
»Für mich bitte schwarz«, sagte Dylan.
»Ich liebe dich auch, Süßer«, schmachtete Kashmere, dann gab sie ihm einen Kuss, der mich sofort davon überzeugte, dass sie die Hauptrolle spielte – und zwar nicht nur im Film. Da war Zunge und noch viel mehr drin, ein Kuss, der sich gewaschen hatte. Nach dieser Vorstellung stolzierte sie mit
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