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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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Schauspielerinnen für seinen Film.«
    »Solltest du nicht darin mitspielen?«
    »Natürlich! Aber er muss ja noch die Nebenrollen besetzen. Auf jeden Fall bedeutet ihm dieser Film alles und da muss ich natürlich für ihn da sein. So ist das in einer Partnerschaft, Dimple. Das wirst du auch noch sehen.«
    Ein geheimnisvoller Zug zeigte sich auf ihren mittlerweile geschminkten Lippen. Auf einmal schien meine Karsh-Geschichte ziemlich blass, verglichen mit ihrer so genannten »Partnerschaft«.
    »Hör zu, Dimple, ich weiß, dass ich in letzter Zeit viel mit Dylan zusammen war. Aber das ist eine richtig ernste Beziehung – und es wird immer ernster. Und Dylan, na ja, also der hat ziemlich viel Erfahrung, da muss ich natürlich mithalten. Ich meine, er studiert schon. Er ist ein Mann . Den darf ich nicht verlieren, verstehst du?«
    »Na, dann benutzt doch Kondome.«
    Sie starrte mich an.
    »Das ist deine Reaktion darauf?«
    »Wieso, reden wir nicht gerade darüber?«
    »Denkst du etwa, dass mich nur das ausmacht?«, sagte sie wütend und klappte den kleinen Schminkspiegel zu. »Ob ich mit ihm ins Bett gehe oder nicht? Glaubst du nicht, dass ich mich auch intelligent mit ihm unterhalten oder … oder, äh … ihn auf andere Weise bei Laune halten kann?«
    »So habe ich das doch gar nicht gemeint«, entgegnete ich.
    »Na, du solltest dich mal reden hören. Es klang nämlich genau so.«
    Für die restliche Bahnfahrt schwiegen wir uns an. Gwyn saß zwar direkt neben mir, aber ich spürte, wie sich etwas zwischen uns geschoben hatte, eine Art Wand, durchsichtig und hauchdünn, jedoch komplett undurchdringlich.
    Als die Bahn an unserer Station Halt machte, hielt ich es nicht länger aus.
    »Mensch, Gwyn, es tut mir Leid«, sagte ich. »Verderben wir uns doch nicht gegenseitig den ganzen Tag! Schließlich sind wir zusammen, und das ist doch alles, was zählt, oder?«
    »Du hast Recht«, seufzte sie. »Ich bin diejenige, der es Leid tut. Ich glaube, ich bin ein bisschen angespannt in letzter Zeit. Du, können wir eine Abmachung treffen?«
    »Was immer du willst.«
    »Lass uns für einige Zeit nicht mehr über Jungs reden, okay?«
    »Okay«, sagte ich. Meine Geschichte hatte bis jetzt gewartet, da konnte sie auch noch etwas länger warten. Jetzt würde ich Gwyn erst mal mein Stadtviertel zeigen.
    ★ ★ ★
    Nachdem wir bereits eine Stunde lang durch das griechische Viertel geirrlichtert waren, konnte ich das indische immer noch nicht finden.
    »Es wirkte damals mit meiner Mutter so einfach«, jammerte ich.
    »Sollen wir sie anrufen?«, sagte Gwyn und zückte ein winziges Handy. »Ich habe mir ein neues angeschafft. Und ich habe deine Nummer sogar eingespeichert.«
    »Echt?«, sagte ich erfreut.
    »Klar. Hier, du drückst auf die Fünf und schon geht's los.«
    Wer war denn von eins bis vier eingespeichert, fragte ich mich.
    »Dann ist deine Mutter wohl die Eins, und wer kommt dann?«
    »Nee, eigentlich ist die Eins für Nachrichten, die Zwei ist Dyls Handy, die Drei seine Festnetznummer, die Vier ist für seine Eltern in Jersey, dann kommst du, dann die Nummer von meinem Job und dann Lillian.«
    Wenn ich ein Handy hätte, wäre Gwyn meine Nummer eins. Na ja, okay, vielleicht wären meine Eltern auf der Eins, aber Gwyn wäre spätestens auf der Zwei einprogrammiert. Inzwischen hatte Gwyn bereits meine Mutter an der Strippe.
    »Hallo, Mrs Lala, raten Sie mal, wo ich Ihre Tochter hingeschleppt habe. Nach Jackson Heights, um uns im indischen Viertel umzusehen. Seit einiger Zeit finde ich nämlich, dass sie sich ein bisschen mehr mit ihren indischen Wurzeln auseinander setzen sollte. Das Problem ist nur, dass wir das Viertel nicht finden.«
    Sie reichte mir ihr Handy.
    »Hallo, Mama«, sagte ich.
    »Geh in ein Geschäft«, sagte meine Mutter mit derart lauter Stimme, als würde sie ein Gespräch mit jemandem in Indien führen. Ich hielt das Handy ein paar Zentimeter von meinem Ohr weg. »Und frag einen Verkäufer nach dem Weg. Sprich auf keinen Fall irgendwelche dahergelaufenen Typen auf der Straße an. Und Dimple: Was immer du dir später aussuchst, bezahl auf keinen Fall den vollen Preis. Und komm heute Abend bitte nicht zu spät, damit wir heute mal wieder wie eine richtige Familie gemeinsam zu Abend essen können.«
    »Ihr habt heute Abend ein richtiges Familienabendessen?«, fragte Gwyn, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Ja, hast du ja mitgekriegt. ›Wie eine richtige Familie.‹«
    »Lillian und ich haben heute auch so 'ne Art

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