Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
Vom Netzwerk:
vollendetem Hüftschwung zur Theke.
    »Du weißt genau, dass das dein Shirt ist!« Gwyn kochte vor Wut. »Ich kann's nicht fassen, dass du so getan hast, als wüsstest du das nicht.«
    Dylan antwortete nicht. Julian fing an, ein kleines Liedchen zu pfeifen und die Decke anzustarren.
    »Dann hat dir also all das mit mir gar nichts bedeutet?«
    »Ich wollte es dir schon länger sagen«, meinte Dylan. »Ich bin jetzt mit ihr zusammen.«
    Also! Ich schloss mich Julian an und überprüfte ebenfalls den Zustand der Decke.
    »Du wolltest es mir sagen?«, explodierte Gwyn. »Wann denn? Gestern im Badezimmer? Heute Morgen im Flur?«
    »Beim Sex jedenfalls nicht.«
    »Du hättest es mir überhaupt nicht gesagt! Oder willst du mir etwa weismachen, dass du plötzlich 'ne Eingebung hattest und gewusst hast, dass ich hier bin – und dann extra hierher gekommen bist, um alles zu beichten?«
    »Ich hab dich gewarnt, dass so etwas passieren würde«, murmelte Julian. »Ich hab dir gesagt, dass du's ihr sagen solltest.«
    »Es ist nun mal so, dass wir nicht mehr in Jersey sind«, stellte Dylan fest und ignorierte Julian völlig. »Es wird Zeit, dass man die Welt, dass man andere Kulturen kennen lernt. Und ich glaube, das interessiert dich nicht wirklich. Wie soll ich jemals ein großer Künstler werden, wenn sich alles nur in Springfield abspielt. Sogar er hier …«
    Er zeigte auf Julian.
    »Sogar er kann manchmal ziemlich provinziell denken und er hat immerhin eine künstlerische Ader.«
    Julian blinzelte Dylan an, als hoffe er, dass er sich verhört hatte. Seine Gesichtszüge sahen auf einmal sehr verkrampft aus. Wir beide taten so, als wären wir plötzlich am Zeitschriftenständer ziemlich vertieft in die Hausund-Garten-Magazine.
    »Du meinst also, ich wäre kulturell nicht interessiert genug?«, rief Gwyn.
    »Du hast dich doch immer nur für Shopping-Malls begeistert«, entgegnete Dylan einigermaßen irritiert. »Ich möchte mit einem Mädchen zusammen sein, das sich ein bisschen in der Welt auskennt. Und das bist nicht du.«
    Nun waren wir alle sprachlos.
    »Hier in New York geht doch die Post ab«, ergänzte er. »Hier kann man sich so richtig ins Leben stürzen.«
    »Ich bin also nur eine Freundin, hm?«, fragte Gwyn leise.
    Dylan zuckte mit den Schultern und nickte.
    »Tut mir Leid, Süße.«
    »Weißt du was? Ich bin nicht deine Süße, Dylan Reed! Ich gehöre dir nämlich nicht.«
    »Du wirst schon darüber hinwegkommen«, versuchte Dylan, sie halbherzig zu trösten. »Es wird ein bisschen dauern, aber du wirst es schon schaffen. Und eines Tages wirst du jemand anderen kennen lernen.«
    Ich hielt es nicht mehr aus. Ich konnte zwar selbst manchmal etwas garstig zu Gwyn sein, aber wenn jemand anderer ihr gegenüber gemein war, brannte bei mir eine Sicherung durch. Also mischte ich mich ein.
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle! Sie hat doch schon längst jemand anderen kennen gelernt! Stimmt's, Gwyn?«
    »Äh, ja«, sagte Gwyn, aber es klang nicht so richtig überzeugend.
    »Und sie wollte es dir schon länger sagen «, erklärte ich.
    »Oh, ja?«, hakte er nach. »Wen denn?«
    »Du kennst ihn nicht«, sagte Gwyn.
    »Ach, ein unsichtbarer Jemand. Hat er keinen Namen, oder was?«
    »Natürlich hat er einen Namen! Er heißt Karsh … ähm …«
    Sie wandte sich zu mir.
    »Karsh ähm ?«, bohrte Dylan.
    »Kapoor«, sagte ich.
    »Karshähm Kapoor!«, sagte Gwyn. »So heißt er. Und danke, dass du mich mal mit zur Uni genommen hast, denn da hab ich ihn kennen gelernt.«
    Erst dachte ich, das sei ein ziemlich gewagter Bluff, aber Dylan sah tatsächlich ganz schön verunsichert aus – und als Gwyn fortfuhr, wurde mir auch klar, dass er allen Grund zur Eifersucht hatte.
    »Er ist ein echtes Computer-Genie, groß und unglaublich gut aussehend …«
    »Und er spielt Tablas!«, setzte ich noch einen drauf. »Er ist ein absolutes Ass in Sachen Percussion.«
    »Wow«, sagte Julian. »Klingt ziemlich cool.«
    Das klang tatsächlich ziemlich cool. Und das Beste war: Es stimmte sogar! Ich war schon drauf und dran hinzuzufügen, dass er auch noch nett zu seiner Mutter war, hielt dann aber zum Glück im letzten Moment die Klappe.
    »Na klar«, schnaubte Dylan. »Als ob es so einen Typ überhaupt geben würde. Und selbst wenn, dann würde er bestimmt nicht mit jemandem wie -«
    Gwyns Lippen bebten und blitzartig stürmte sie los Richtung Toiletten. Ich wollte ihr schon nachrennen, aber ich musste da noch was loswerden.
    »Komm ihr nie wieder

Weitere Kostenlose Bücher