Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
Vom Netzwerk:
Treffen mit deinem zukünftigen Ehemann?«
    »Mensch, ich hab schon gedacht, du würdest nie fragen«, grinste ich.
    »Warum hast du denn dann nichts gesagt, anstatt einfach nur dazusitzen«, schimpfte sie. »Also: Sah er gut aus?«
    »Total schleimig«, sagte ich.
    »Na, komm schon, erzähl mal ein bisschen mehr.«
    »Also zunächst einmal hört er die gleiche Musik wie meine Eltern. Er hat sogar die gleichen Platten wie mein Vater.«
    »Deine Eltern sind ja hipper als ich dachte, Dimple!«
    »Nein, nein, nein! Wir reden hier über die Top Twenty aus der Steinzeit! Dann hat er ein total enges Verhältnis zu seiner Mutter. Er umarmt sie in aller Öffentlichkeit und so. Er wohnt sogar noch bei ihr – und das als Student!«
    Also ganz anders als Julian, dachte ich.
    »Er hängt sogar zusammen mit ihr an der Uni rum«, fügte ich hinzu, nachdem keinerlei angewiderter Kommentar von Gwyn zu hören war.
    »Das ist süß , Dimple!«
    »Was ist denn daran süß? Das geht ja wohl gar nicht. Ich meine, an der Uni , wo man doch normalerweise total frei ist.«
    »Wenn ich mich mit Lillian so in der Öffentlichkeit zeigen könnte, würde ich dem Himmel danken. Was macht denn übrigens sein Vater?«
    »Der wickelt noch etwas Geschäftliches in Indien ab oder so.«
    »Dann ist dein Zukünftiger also bereits der Herr im Haus. Das ist doch ritterlich.«
    Das wurde ja richtig schwierig, ihr meine Sicht der Dinge klar zu machen.
    »Okay. Hör dir das an: Wenn ihm Alkohol angeboten wird, lehnt er ab.«
    »Und das sagt ausgerechnet die Expertin! Komm, das ist doch genau richtig, wenn man sich bei den Eltern beliebt machen will. Und außerdem ist es besser für die Performance im Bett, falls ihr je so weit kommen solltet …«
    Gwyn fing an, sich noch einmal ihre Einkäufe näher anzuschauen.
    »Wie sieht's denn modisch bei ihm aus?«
    »Spießig. Durchschnittlich. Bundfaltenhose.«
    Sie zog die Nase kraus.
    »Mit Bügelfalten«, ergänzte ich, um der Sache Nachdruck zu verleihen.
    »Oh, ich verstehe. Das könnte tatsächlich ein Problem werden. Aber nichts, was man nicht mit ein bisschen Nachhilfe aus der Welt schaffen könnte. Ist er denn wenigstens groß.«
    »Für einen Inder, ja – für einen Dylan nicht.«
    »Na, wenigstens können eure Kinder später über den Tresen gucken.«
    »Kinder? Gwyn, bei mir zieht sich alles zusammen, wenn ich bloß an ihn denke. Kapierst du das nicht? Wir haben absolut nichts gemeinsam. Das Ganze ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es ist wie bei Tita nic – nur ohne die Romanze, versteht sich. Lieber würde ich in der Nase bohren, als diesen Nachmittag noch mal durchzumachen.«
    Gwyn kicherte.
    »Na gut, wenn dein Bombay-Bursche aus dem Rennen ist, dann sollte ich vielleicht jemanden erwähnen, der eventuell wieder drin ist. Bedeutet dir der Name Julian Rothschild noch etwas?«
    »Julian? Was ist mit ihm?«
    »Neuste Neuigkeiten: Er hat mir gestern Abend gesagt, dass ihm die ganze Sache mit der Abfüllerei bei Chimi's ziemlich Leid tut.«
    »Hat er nicht!«
    »Ich schwör's bei allem, was mir heilig ist«, sagte sie.
    Sie verstaute ihre neuen Sachen in den Tüten und lehnte sich dagegen. Ihrem tiefen Seufzer nach zu urteilen, schien sie sich ziemlich für mich und über meine wieder etwas gestiegenen Chancen bei Julian zu freuen. Sie schloss die Augen, ein süßes Lächeln tanzte auf ihren Lippen.
    »Haben die wirklich geglaubt, ich wäre ein Model?«, fragte sie.

12. KAPITEL
Chai und Capuccino
    Wir beschlossen, noch einen Capuccino im Starbucks zu trinken, bevor wir endgültig nach Hause fahren würden.
    Gwyn bestellte, während ich den Tisch freihielt. Als sie zurückkam, hatte sie zwei Becher in der Hand, die ganz und gar nicht nach Capuccino-Tässchen aussahen.
    »Chai«, erklärte sie. »Ich fühle mich inspiriert.«
    »Du bist eine richtig passende Freundin«, grinste ich. »Karsh würde stolz auf dich sein.«
    »Karsh?«, fragte sie. »Oh, heißt er so?«
    »Ja. Karsh, ähm, Karsh Kapoor.« Aus irgendeinem Grund senkte ich die Stimme. Man weiß ja nie, wer zuhört. Oder, wie ich nun überlegte, wer einen beobachtet. Tatsächlich verspürte ich ein seltsames Prickeln im Nacken. Ich drehte mich um – und siehe da, wer steuerte da auf dem Bürgersteig direkt auf uns zu und schaute in unsere Richtung? Julian!
    Als ich sah, wen er und Dylan da im Schlepptau hatten, lief es mir heiß und kalt den Rücken runter: eine langbeinige, dunkelhaarige Schönheit. Sogar von meinem Platz aus konnte

Weitere Kostenlose Bücher