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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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das ist okay.«
    »Mensch, Gwyn«, freute sich mein Vater, »das hast du genau richtig gemacht.«
    »Also, Leute, dann lasst uns jetzt aber was richtig Hausgemachtes essen gehen«, sagte meine Mutter.
    »Oh, fahren wir denn schon wieder zurück nach Jersey?«, fragte Gwyn.
    »Jersey?«, sagte meine Mutter verächtlich. »Ich rede von der Sixth Street. Und lasst uns schnell noch Radha anrufen, die arbeitet heute nur halbtags, oder? Hat jemand ihre Büronummer?«
    »Die direkte Durchwahl rücken sie leider nicht raus«, sagte Karsh. »Aber sie hat heute mein Handy dabei.«
    Gwyn hatte bereits ihr eigenes Handy gezückt und wählte Karshs Nummer. Oder besser gesagt, sie drückte eine Taste. Ich versuchte, noch schnell woanders hinzugucken, aber es war zu spät. Ich hatte alles gesehen.
    Taste eins.
    ★ ★ ★
    Um den tollen Parkplatz nicht zu verlieren, gingen wir zu Fuß in die Sixth Street. Meine Mutter dirigierte uns in ein Restaurant namens East Is Feast, dem einzigen weit und breit, so behauptete sie, das nicht von Bang ladeschern geführt würde, die ja praktisch die ganze indische Küche mit ihren seltsamen Menü-Erfindungen ruinierten.
    Zunächst musste ich wie immer in Restaurants meine Eltern zum Händewaschen begleiten – ein Ritual, das sie mir beigebracht hatten, seit ich die Metro benutzte. Ich wies zwar noch darauf hin, dass wir gelaufen und praktisch mit nichts anderem außer mit Luft und uns selbst in Berührung gekommen waren, doch es half nichts. Als wir wiederkamen, war die Sitzverteilung natürlich bereits geregelt, wobei die beiden Kopfenden des Tisches für meine Eltern freigehalten wurden. Sabina ließ sich geräuschvoll neben Kavita auf einen Stuhl plumpsen, und zu meiner Rechten saß Gwyn, die sich sofort Karsh zuwandte und diese strategisch günstige Position praktisch die ganze Zeit über beibehielt.
    Meine Mutter begann sofort, die Speisekarte zu studieren.
    »Nein, nein, nein«, sagte sie abschätzig und schnalzte dazu mit der Zunge. »Wer übersetzt bloß diese Karten? Saag Paneer - In Spinat schwimmende Hüttenkäseflocken . Das ist ja wohl kaum die richtige Definition für Paneer. Klingt eher nach … Wiedergekäutem oder so.«
    Sie knallte die Karte auf den Tisch und ein kühler Luftzug wehte mir ins Gesicht.
    »Soll ich einfach für den ganzen Tisch bestellen?«, fragte sie in die Runde – obwohl es sich dabei wohl eher um einen Beschluss als eine Frage handelte. »Radha wird bestimmt nichts dagegen haben, nicht wahr, Karsh?
    Außerdem kommt sie sowieso ein bisschen später, und ich weiß auch noch so ungefähr, was sie gerne isst.«
    Sie wartete nicht mal eine Reaktion ab, sondern wandte sich direkt an den Kellner, um auch ja sicherzustellen, dass die Turka (Gewürzmischung) genau nach ihrem Geschmack zubereitet werden würde.
    »Gehen Sie doch bitte gleich in die Küche und sprechen Sie mit dem Koch«, sagte Sanjit (so der Name auf seinem Namensschild) leicht gereizt.
    »Aber gerne, junger Mann, vielen Dank!«, entgegnete sie, marschierte ohne Umschweife los und verschwand hinten im Dunkel des Restaurants.
    Sofort machte sich eine verlegene Stille am Tisch breit, die mein Vater zu unterbrechen versuchte, so wie man es eben als Vater macht, der mit einer Hand voll Jugendlicher an einem Tisch sitzt, die er nicht versteht.
    »Also, Sabina«, sagte er, »schön, dich endlich mal kennen zu lernen. Kavita hat uns schon erzählt, was für eine wichtige Rolle du in ihrem Leben spielst.«
    »Hat sie?«, sagte Sabina und zog eine Augenbraue hoch.
    »Natürlich! Wir wissen, dass du ihre Mitbewohnerin bist. Und dass du großen Einfluss auf ihr Studium hast. Was genau studierst du noch mal?«
    » Women and Gender Studies «, sagte Sabina ziemlich laut und mit einem, wie es schien, etwas aggressiven Unterton.
    »Frauen?«, sagte mein Vater und kaute auf einem Zahnstocher herum. »Geht's da um Kochen und Nähen? Lernt ihr auch Instrumente? Ich persönlich fand immer, dass die Veena ein sehr feminines und vor allem roman tisches Instrument ist.«
    Sabina reagierte gar nicht darauf, ich dagegen fand den Kommentar ziemlich lustig.
    »Der war gut, Papa!«, sagte ich und blinzelte ihm ziemlich offensichtlich zu, damit er meinen Wink kapierte.
    »War der gut? Ah, ja – der war gut!«
    »Und Südasienstudien«, fügte Sabina hinzu. »Beides im Hauptfach.«
    »Lernt man da, wie man so als Südasiat ist?«
    Mein Vater sah höchst verdutzt aus.
    »Glaub mir, Papa«, sagte ich. »Seit gestern ist das

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