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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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die ich je in meinem Leben geführt habe.«
    »Oh, vielen Dank auch«, sagte Kavita sarkastisch, den Mund voll mit Peperoni-Pizza.
    »Ach, komm schon, Kavity. Du weißt schon, wie ich das meine.«
    »Was für ein Dialog denn eigentlich?«, warf Gwyn nun ein. »Auf mich hat das zum Schluss eher wie ein Monolog von Upma gewirkt, wenn ihr mich fragt.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, verteidigte Sabina Upma plötzlich. »Was willst du denn damit sagen?«
    »Nee – was wollte diese Upma eigentlich die ganze Zeit sagen, darum geht's doch wohl eher«, ließ sich Gwyn nicht beirren. »Im Grunde hat sie sich am Ende nur noch wiederholt.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Kavita ihr bei.
    »Seid ihr zum Schluss wenigstens noch zu einem Ergebnis gekommen?«
    »Darum geht's doch gar nicht!«, rief Sabina. »Schäm dich, Kavita. Aber wenn du's genau wissen willst: Ich habe mich nach der Konferenz tatsächlich noch eine Zeit lang mit ihr unterhalten. War sehr anregend.«
    »Na, das wird ja immer besser«, sagte Kavita wieder voller Ironie.
    »Ach, Kavity, das war doch nur eine rein intellektuelle Sache, eine mentale Herausforderung, wenn du so willst.«
    »Mehr ja wohl hoffentlich nicht«, antwortete Kavita schmollend. Sie hatte die Knie bis unters Kinn hochgezogen, ihr Nachthemd darübergespannt und hielt ihre Beine mit den Armen fest umschlungen. Ich fragte mich, ob sie vom vielen Studieren so gestresst war.
    »Jetzt sei nicht so besitzergreifend«, entgegnete Sabina und zwickte Kavita neckisch in die Wange. »War wirklich nur rein intellektuell. Musst du dir doch nicht gleich zu Herzen nehmen.«
    Sie knuffte Kavita in die Seite.
    »Wie wär's mit einer kleinen Henna-Session?«
    »Au ja, das wär toll!«, mischte Gwyn sich lautstark ein.
    Sabina schien auf einmal komplett überrascht zu sein, uns auch dasitzen zu sehen.
    »Wisst ihr was?«, sagte sie schließlich und klatschte in die Hände, als wolle sie sich selbst wachrütteln. »Ich bemale uns jetzt alle schön mit Henna, damit wieder gute Stimmung in der Bude ist!«
    Sie stieß Kavita sanft mit dem Fuß an.
    »Erst mal sind die beiden dran – um dich kümmere ich mich später.«
    »Versprochen?«, flüsterte Kavita lasziv.
    Was für ein merkwürdiger Dialog. Und hierbei handelte es sich definitiv um einen Dialog: Die beiden redeten, als wären sie ganz allein im Zimmer. Und die Art und Weise, wie Kavita Sabina anblickte, unter halb geschlossenen Lidern hervor, ähnelte irgendwie dem Blick, mit dem Gwyn Karsh ansah. Oder Dylan. Oder die meisten Jungs. Nämlich flirtend. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich jemals so mit Gwyn zu unterhalten oder sie so anzusehen.
    In meinem Bauch begann es zu rumoren, oder besser gesagt, ich fing an, diesem unbestimmten Bauchgefühl Beachtung zu schenken, das ich nun schon seit geraumer Zeit hatte. Warum brauchte ich eigentlich immer so lange, bis ich meinem Instinkt vertraute? Ich muss Kavita ziemlich direkt angestarrt haben, denn plötzlich blickte auch sie auf und schaute mich an. Einen Moment sah sie beinahe erschrocken darüber aus, so jäh aus ihrer trauten Zweisamkeit mit Sabina gerissen zu werden. Doch dann wurde ihr Blick freundlicher, beinahe so, als hätte es ein bisschen gedauert, bis sie mich wiedererkannte. Dann nickte sie kaum merklich, und dieses Nicken hätte alles bedeuten können: ja, nein, vielleicht, ich weiß nicht oder alles zusammen – je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
    Sabina war ins Badezimmer gegangen und kam be schwingt mit ihren Mal-Utensilien zurück. Als Erstes nahm sie sich Gwyn vor. Zunächst rieb sie ihr die Haut mit Eukalyptusöl ein, damit die Farbe noch prächtiger leuchten würde. Im ganzen Raum roch es wie in einer Sauna. Dann fing sie an, Gwyn Om-Symbole auf beide Handflächen zu malen. Anschließend waren Gwyns Beine dran. Sabina begann an den Fußgelenken und malte ihr ein wunderschönes Muster aus Blättern und Blüten bis zu den Oberschenkeln auf die Haut.
    Kavita sah sich das Schauspiel zusammen mit mir an, schien aber in Gedanken ganz woanders zu sein.
    »Dimple, kannst du mir mal kurz helfen?«, fragte sie mich schließlich, stand auf und räumte die Reste unseres kleinen Picknicks zusammen. Ich folgte ihr in die Küche, wo sie einen fast leeren Müllbeutel zusammenschnürte.
    »Komm mit«, sagte sie und öffnete die Haustür. »Ich will das nur schnell nach unten bringen.«
    Ich war mir nicht sicher, weshalb sie dafür Hilfe brauchte, denn den

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