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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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besonders hartnäckigen Verehrer. Es war der Sohn einer befreundeten Familie und ich wollte ihn auf möglichst schonende Weise loswerden. Eine sehr weise Frau, die ich kannte, hatte damals die Lösung parat, wie ich das erreichen konnte, ohne dass Zwietracht zwischen unseren Familien aufkam. Sie gab mir einen Umschlag, den ich dem Jungen geben sollte, wenn ich ihn das nächste Mal sah. Und das tat ich – in dem Umschlag war ein Rakhi.«
    »Oh, Mrs Radha, ich wär danach nur noch verliebter in Sie gewesen!«, rief Gwyn. Sie sah Sabina und Kavita an, warf die Hände in die Höhe und ergänzte schnell: »Also wenn ich ein Junge wär.«
    »Nein, nein, das hast du falsch verstanden, Yaar. Ich habe ihm mit diesem Geschenk ohne Worte klar gemacht, dass er für mich wie ein Bruder war und dass ich für ihn wie eine Schwester sein würde.«
    »Ja, das macht irgendwie Sinn«, sagte Gwyn. »Ich meine, Dimple hat mir die Rakhis gegeben, und sie ist im Grunde ja auch wie eine Schwester für mich.«
    »Das ist aber süß«, sagte Radha anerkennend.
    In diesem Augenblick kam Sanjit an unseren Tisch und fragte, ob wir Chai wollten. Meine Eltern schlugen vor, dass Karsh und ich zunächst Gwyn nach Hause bringen sollten, damit sie sich für ihre Schicht bei Starbucks umziehen könnte, und wir fünf uns dann bei uns zu Hause zum Tee treffen würden.
    Auf dem Weg nach draußen nahm ich mir eine Hand voll Mukhvas (das ist dieser Nuss- und Gewürzmix, der immer in diesen Restaurants in einer Schale am Eingang steht) und sortierte alles bis auf die weiß und rosa gefärbten Zuckerstückchen aus. Und die hielt ich so fest in meiner Hand, dass sie komplett geschmolzen waren, als wir beim Auto ankamen.

25. KAPITE L
Eine kurze Geschichte über Liebe und Laddoos
    Nachdem wir Gwyn abgesetzt hatten und vor unserem Haus parkten, war die Hochzeitsmafia bereits eingetroffen. Wir schlüpften aus unseren Schuhen, stellten sie neben die anderen Paare auf die Veranda und gingen barfuß hinein.
    »Ah, habt ihr euch eine schöne Zeit gemacht?«, rief Radha in unsere Richtung und zwinkerte uns zweideutig zu.
    Sie stand in der ganz offensichtlich exklusiv für sie eingerichteten Raucherecke und blies den Rauch zum Fenster hinaus. Komischerweise schien sie sich überhaupt nicht wegen des Rauchens zu genieren. Dafür aber meine Eltern, die uns ein bisschen belämmert vom Sofa aus ansahen und sich die Backen wie Hamster mit Paan voll gestopft hatten.
    »Mutter!«, rief Karsh leicht säuerlich.
    »Ich weiß, ich weiß, Yaar – sie ist nicht der Typ Mädchen.«
    »Und ich bin nicht der Typ Junge!«
    Das Ganze hatte etwas derart Schrilles, dass bei mir keinerlei Schamgefühl aufkam.
    »Keine Sorge«, grinste ich, »wir haben uns so weit voneinander weggesetzt, dass sich noch nicht mal unsere Füße berührt haben.«
    »Aaray, Beta, da sieht man's mal wieder«, sagte Radha. »Ob Osten oder Westen – es geht doch immer um die Füße. So wie damals, als Rohitbhai sich die Mädchen vom Leibe halten musste.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich und hockte mich neben dem Couchtisch auf den Boden. Karsh setzte sich neben mich, und ich reichte ihm eine Tasse Chai, der frisch gekocht auf dem Tisch stand.
    »Hast du etwa nicht gewusst, dass dein Vater seinerzeit einer der begehrtesten Junggesellen Indiens war? Tja, das hast du nicht von deinem Bapu erwartet, was?«
    » Mein Papa?«
    Der Mann, um den es ging, spielte diese Auszeichnung mit einer abwinkenden Handbewegung herunter, aber ich registrierte, dass er sich darüber doch ziemlich freute: Seine Backen platzten nun fast vor Stolz und Paan.
    »Oh ja, er war ein echter Mädchenschwarm. Womit ich nicht sagen will, dass deine Mutter nicht auch ein heißer Feger war. Im Grunde waren die beiden wie ein Traum-paar aus Bollywood. Man hat immer den Eindruck gehabt, wo immer sie auftauchten, müssten sofort Palmen und Tänzer auf der Bildfläche erscheinen.«
    »Nun aber, Radha«, versuchte mein Vater, sie etwas halbherzig zu bremsen, nachdem er den Bissen endlich erfolgreich hinuntergeschluckt hatte. Doch Radha war jetzt in Fahrt.
    »Hat er dir das wirklich nie erzählt? Dimple, dieser Mann war unser Elvis, mit seinem kleinen Motorrad und seinen zurückgekämmten Haaren!«
    »Motorrad?«
    Redeten wir hier eigentlich über dieselbe Person? Kaum zu fassen, was da alles an interessanten Details zum Vorschein kam, wenn Radha bei uns zu Besuch war.
    Nun hatte auch meine Mutter Feuer gefangen, hopste auf dem Sofa auf und ab wie

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