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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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wo ich doch so viel Arbeit mit dem Teig hatte …«
    Arbeit mit dem Auftauen des Teiges entsprach wohl eher den Tatsachen.
    »Vielleicht ein andermal?«, sagte Karsh. »Es tut mir Leid, aber ich muss noch nach New York, mir eine Wohnung ansehen.«
    Meine Mutter flitzte in die Küche und kam mit einer Tupperware-Box in der Hand zurück. Sie reichte sie ihm.
    »Dann bestehe ich aber darauf, dass du die mitnimmst.«
    »Danke, Tantchen«, sagte er lächelnd und ging auf die Veranda. Dann wandte er sich zu mir um. »Vergiss bitte das Foto nicht, okay?«
    »Das werde ich bestimmt nicht vergessen«, sagte ich. Es war wirklich Zeit, dass ich aufwachte.
    »Es würde mir sehr viel bedeuten.«
    »Ich weiß, was es dir bedeuten würde, Karsh.«
    »Prima, dann sind wir uns einig.«
    »Vergiss nicht, den Behälter wieder zurückzubringen!«, rief meine Mutter ihm nach, als er uns von der Auffahrt zuwinkte.
    Sie grinste und knuffte mich in die Seite.
    »Du siehst so aufgewühlt aus. Was ist denn da unten passiert in deiner Verdunkelungskammer?«
    »Nichts«, murmelte ich.
    »Wunderbar! Nichts hat immer was zu bedeuten, wenn es aus dem Munde eines jungen Mädchens kommt.«
    Sie starrte mich an. »Und deine Augen sind auch schon wieder ganz rot.« »Muss wohl die Chemie sein«, sagte ich und versuchte
    krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten. »Ich meine, die Chemikalien.«

28. KAPITEL
Indischer Kochkurs
    »Du wirst nicht glauben, wer mich gestern Nachmittag während der Arbeit besucht hat!«, sagte Gwyn. Sie hatte mich zu einem kurzen Update rübergebeten, und ich stand bei ihr in der Küche und sah ihr zu, wie sie einen Salat mit extra-wenig Kalorien in ihre Lunch-Box packte.
    »Wer?«
    »Flashman! Du weißt schon, dieser Fotograf, der uns vorm HotPot fotografiert hat. Er heißt übrigens Serge Larmonsky und war gerade zufällig wegen einem Shooting in der Gegend – da ist er einfach vorbeigekommen, um Hallo zu sagen. Gott sei Dank war ich pünktlich vom Mittagessen zurückgekommen und sah super aus, also mit Henna und Bindi und Rakhis – das volle Programm.«
    »Ja, und hat er dich auf 'n Date eingeladen, oder wie?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Natürlich nicht, Dimple«, seufzte sie. »Das ist doch 'n echter Profi-Fotograf! Der hat mich gefragt, ob das von mir ernst gemeint war, als ich ihm vorm HotPot erzählt habe, dass ich gerne auf der anderen Seite der Kamera stehen würde, ja, dass ich gerne was mit Fotografie zu tun haben würde.«
    Sie war offensichtlich in den paar Minuten auf dem Bürgersteig richtig effizient gewesen.
    »Jedenfalls meinte er – hör dir das an: dass er liebend gerne mit mir zusammenarbeiten würde. Dass er sich freuen würde, meine Meinung zu dieser neuen Zeitschrift - Flash! – zu hören, die sie bald launchen wollen. Und dass ich genau ihr Zielpublikum bin.«
    Ich war platt. Im Hinausgehen erzählte sie mir alle Details über das am Ende des Sommers geplante Shooting im Central Park, zu dem Serge sie eingeladen hatte. Das sah ja ziemlich gut aus für sie, und ich wünschte, ich könnte auch irgendwie mitmachen. Aber ich tippte mal, dass ein weiterer Fotograf eher nicht benötigt wurde …
    »Wow!«, sagte ich. »Das ist super, Gwyn. Vielleicht kann ich ja mitkommen und bei dem Shooting zugucken?«
    »Auf jeden Fall!«, sagte sie und nickte. »Dimple, da könnten richtige Jobs für uns rausspringen! Weißt du, wie viele Leute diese Zeitschrift lesen werden? Na ja, ich auch nicht, aber auf jeden Fall 'ne ganze Menge. Viele Leute lesen Zeitschriften – und vielleicht werde ich entdeckt! Und Karsh – stell dir nur mal vor, was passiert, wenn der ein Foto von mir da drin sieht!«
    Ich erzählte ihr lieber nicht, dass Karsh bereits ein Foto von ihr gesehen, beziehungsweise nicht nur gesehen, sondern sich auch noch darin verliebt hatte. Aber da ich nun mal ein Mensch bin, der doch wieder nur Schuldgefühle bekommt, wenn er so etwas verschweigt, kam es schon aus meinem Mund raus, der sich in solchen Momenten praktisch in ein selbstständiges Wesen verwandelt.
    »Oh mein Gott! Warum hast du mir denn nichts davon gesagt, Dimple?«
    »Hab ich doch gerade. Kleine Überraschung.«
    Überraschung für mich, aber das sagte ich besser nicht.
    »Hm, das macht mir Mut – mein Plan, ein möglichst passendes Mädchen für ihn zu werden, scheint zu funktionieren«, verkündete sie. »Jetzt muss ich den nächsten Schritt machen, und wie heißt es so schön: Liebe geht durch den Magen. Ich habe mir überlegt –

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