Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
eigentlich aus Augsburg, bin seit vielen Jahren hier. Wo kommst du her?«
»Aus Verona. Eigentlich jetzt aus Venedig, aber davor habe ich in Verona gelebt.«
»Es tut mir leid, dass du so lange warten musstest. Ich hatte am Nachmittag zu tun, und dann habe ich einfach nicht mehr an dich gedacht. Du musst hungrig sein, ich werde für dich noch etwas zu essen auftreiben und anständige Kleidung. Das sind ja nur noch Fetzen, die du da anhast. Trägt man so was in Venedig?«
Giuliana schaute an sich herunter, strich über den Rock. »Ganz bestimmt nicht. Das haben sie mir auf der Madonna di Tempesta gegeben. Ich möchte mich waschen.«
»Das kannst du. Alles, was du willst.«
Mimi ergriff ihre Hand, und gemeinsam gingen sie über den Hof und durch eine andere Tür als die, durch die zuvor die kleine Frau verschwunden war. Das schien ein sehr weitläufiges Haus zu sein. Giuliana sah hinter der Tür eine Wache stehen, mit dem gleichen gebogenen Schwert, wie es auch der Wächter in der Kutsche gehabt hatte.
Hinter der nächsten Tür stand wieder eine Wache. Sie schaute sich nach dem Mann um, während Mimi so tat, als gäbe es ihn nicht. Er bewegte keinen Muskel, nur seine Augen leuchteten.
Die blonde Frau brachte sie schließlich in einen warmen Raum, in dem sich Steinbänke an den Wänden entlangzogen. Sie waren mit dicken Kissen gepolstert, noch mehr Kissen lagen auf dem Boden, kleine runde Tische standen herum. Auf einer Seite des Raumes gab es statt einer Wand ein geschnitztes Gitter.
»Das ist unser Aufenthaltsraum. Da drüben gibt es ein Bad.« Mimi zeigte auf eine Tür. »Unsere Schlafkammern sind dort.« Sie deutete auf eine andere Tür.
Niemand befand sich im Aufenthaltsraum, und Mimi hielt sich auch nicht lange auf, sondern führte sie ins Bad. Das Becken war in den Boden eingelassen, an einer Seite führten Stufen hinein. Es gab auch hier Steinbänke, runde Tische und Kissen.
»Hier kannst du baden, das Wasser ist warm.«
Giuliana streifte sich das Kleid von Leib und stieg ins Wasser. Endlich den Schmutz der Madonna di Tempesta und das Gefühl von Marcellos Händen auf ihrer Haut abwaschen. Sie tauchte ganz unter. Den Luxus eines Badebeckens hatte sie noch nie im Leben genießen dürfen, selten genug hatte sie in einem hölzernen Badezuber in lauwarmem Wasser gesessen. Als sie wieder auftauchte, hielt Mimi ihr einen duftenden Schwamm hin, und nachdem Giuliana sich gewaschen hatte und entspannt aus dem Badebecken stieg, hüllte sie sie in ein großes Laken.
Sie setzten sich auf eine der Ruhebänke. Eine kleine verschleierte Frau brachte ein Tablett mit Kuchen und einen dampfenden Getränk. Giuliana nippte vorsichtig daran, es schmeckte frisch, sie kannte es jedoch nicht. Nachdem sie drei oder vier der kleinen Kuchen verschlungen hatte, fühlte sie sich rundherum wohl.
»Was ist das für ein Haus?«, fragte sie kauend.
»Es gehört Basin Farhaad.«
»Es ist ziemlich groß.«
»Unser Herr ist reich gesegnet mit irdischen Gütern, möge Allah sie ihm erhalten.«
»Hat Aristides heute morgen mit ihm gesprochen?«
»Mit ihm oder Hemjün, seinem Vertreter für alle Geschäfte. Beide sind streng, aber gerecht.«
»Warum sagst du das? Warum sprichst du von ihnen, als wären sie unsere Herren?« Giuliana wischte sich die letzten Krümel vom Mund.
»Basin Farhaad ist unser Herr. Du hast wirklich nichts von dem verstanden, was heute passiert ist?«
»Was soll passiert sein?« Da lag ein Geheimnis in der Luft, sie bekam auf einmal Gänsehaut.
»Basin Farhaad hat dich gekauft.«
Giuliana schluckte. Sie hatte das Gefühl, das Blut steige ihr erst in den Kopf und sacke dann schnell nach unten. »Das geht doch nicht. Ich gehöre niemanden.«
»Das musst du mit dir selbst ausmachen. Du wurdest an Basin Farhaad verkauft, und in Istanbul wirst du niemanden finden, der die Rechte deines Herrn über dich anzweifelt.«
»Welche Rechte hat er?«
»Alle, die er will.«
Mimi sah aus, als fände sie diese Frage reichlich seltsam, während Giuliana begann, sich in ihrem eigenen Körper fremd zu fühlen. Sie zog das Laken enger um sich, als könnte sie das irgendwie schützen. Schutz würde sie jedoch nirgends finden, nicht in dieser Stadt, in der sie niemanden kannte. Sie durfte einfach nicht verzweifeln, sie musste sich zusammenreißen, dann tat sich auch ein Weg auf.
»Was soll ich tun für Basin Farhaad?« Sie stolperte über den fremden Namen des Mannes. »Die Fliesen schrubben, Kochen oder ihm auf andere
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