Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
standen im Gegensatz zu seiner gebogenen Nase und seiner messerscharfen Stimme, die abgehackte Worte hervorstieß.
Mimi übersetzte: »Dreh dich. Heb die Arme, neig den Kopf. Heb ihn wieder, schau den Herrn nicht direkt an.«
Giulliana kann sich vor wie eine Puppe. Widerspruch regte sich in ihrem Geist.
»Sie hat was«, sagte Basin Farhaad; Mimi übersetzte. »In ihren Augen schwelt ein Feuer, in ihrem Haar sowieso. Es zeugt davon, dass sie aufsässig sein kann, aber das ist sie natürlich nicht. Was kann sie?«
Da hatte sie einiges zu bieten. Giuliana zählte an den Fingern auf. »Ich spreche Italienisch und Latein, kann lesen und schreiben, habe Dante gelesen und Petrarca. Ich kann auch kochen und weiß einen Haushalt zu führen.«
Der Herr dieses Hauses sah nicht aus, als beeindrucke ihn irgendetwas davon, und Mimis Stimme war beim Übersetzen immer leiser geworden.
»Kannst du tanzen, singen, ein Instrument spielen? Du musst mehr können als nur das Auge eines Mannes erfreuen.«
»Ich kann das alles lernen. Ich lerne schnell.«
»Das wirst du müssen.« Basin Farhaad sah nicht aus, als interessiere ihn sehr, was sie sagte. »Dein Unterricht beginnt heute. Eine Frau muss aber nicht nur schön und in den Künsten bewandert sein, sie braucht auch Mut, damit sie einem Mann gefällt.«
Ganz ähnlich hatte Amadeo sich auch ausgedrückt. Sie nickte.
»Hast du Mut, kleine Ileana?« Bei dem Namen, den Sulana ihr gegeben hatte, stolperte seine Zunge, und auf einmal hielt er eine Peitsche in der Hand.
In Istanbul schienen alle Männer immer mit Peitschen bewaffnet zu sein. Er schwang sie durch die Luft, und die Spitze traf Giuliana am Arm. Sie zuckte zurück, der Schmerz biss sich durch ihre Haut und den Arm hinunter bis in die Fingerspitzen. Basin Farhaad schaute sie herausfordernd an.
Das brachte Giuliana dazu, nicht zurückzuweichen. Die Peitsche zischte ein zweites Mal auf sie zu, diesmal traf sie ihre Hüfte. Wieder biss sich ein scharfer Schmerz in ihre Haut, bemächtigte sich diesmal ihres Beines. Sie zuckte nicht mit einem Muskel, musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um das Zittern ihres Beines zu unterdrücken. Sie wollte dem Sklavenhalter nicht die Genugtuung gönnen, sie leiden zu sehen.
»Sie hält sich wie eine Sultana«, übersetzte Mimi.
»Ich werde nicht schreien oder um Gnade winseln, sag ihm das«, verlangte Giuliana von der blonden Augsburgerin. Sie schaute Basin Farhaad gerade in die Augen, er sollte nicht auf den Gedanken kommen, sie fürchte Schmerz, obwohl sie innerlich zitterte.
Mimi zögerte, aber nachdem Giuliana sie angestoßen hatte, öffnete sie den Mund. Sie sprach schnell und schüttelte mehrmals den Kopf, als wolle sie zeigen, sie täte keinesfalls ihre Meinung kund.
»Du bettelst nach mehr«, lautete die verblüffende Antwort.
Der dritte Schlag traf ihre andere Hüfte. Diesmal war sie vorbereitet, ihre Hand schoss vor und hielt die Peitschenschnur fest. Ein, zwei Schritte ging sie daran entlang auf ihren Herrn zu. Das brachte Basin Farhaads Augen endlich zum Leuchten.
»Meine Peitsche gefällt dir.« Mimi übersetzte, und Ungläubigkeit war ihrer Stimme deutlich anzuhören. »Du hast die seltene Gabe, den Schmerz willkommen zu heißen. Es gibt nicht viele wie dich. Es hat dir doch gefallen?«
Sie dachte an Amadeos Lektionen, wie eine Frau einem Mann gefiel, ohne willenlos zu sein. Sie musste die richtige Mischung zwischen Unterwürfigkeit und Widerspruchsgeist beherrschen und wissen, wann das eine oder andere angebracht war. Der Mann vor ihr war nicht Amadeo, sie spielten kein Spiel, und bei den Osmanen schien die Unterwürfigkeit der Frau eine größere Rolle zu spielen.
»Nein«, sagte sie mit fester Stimme.
Er verstand ohne Mimis Übersetzung. Weiße Zähne blitzen auf, als er lachte. »Du lügst. Ich weiß, wann einer Frau der Schmerz gefällt, du kennst dich selbst nicht gut. Warte, bis wir allein sind.«
Mimi hatte übersetzt, und ihre Stimmlage hatte immer verwunderter geklungen. Giuliana hatte die Übersetzung kaum gebraucht, die leise Stimme des Osmanen und sein tiefer Tonfall sagten mehr als Worte.
Er räusperte sich. »Es gibt Männer, die für eine Frau mit deiner Gabe viel Geld zu zahlen bereit sind. Du bist ein gutes Geschäft für mich. Mir persönlich liegt am Schmerz einer Frau nichts.« Er versetzte ihr noch einen leichten Hieb mit der Peitsche, bevor er sie einrollte und einem Diener reichte.
»Deine Gabe ist einiges, nicht alles. Du musst
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