Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Starke Arme hielten sie auf, Arme, die sie schon einmal umfangen hatten. Amadeo zog sie in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern, kaum breit genug für eine Person. Er drückte sie gegen die Hauswand. »Du entkommst mir kein zweites Mal, Giulio. Beichte mir dein Geheimnis.«
»Da gibt es nichts.« Sie schüttelte heftig den Kopf, ihr Haar flog, und sie atmete keuchend.
»Ich vergesse kein hübsches Mädchen, das einmal in meinen Armen gelegen hat, kleine Schäferin.«
»Nein, nein. Das bin ich nicht.«
Mit dem Gewicht seines Körpers drückte er sie gegen die Mauer. Er griff mit einer Hand in ihr Haar und hielt ihren Kopf fest, mit der anderen tastete er ihre Brust entlang. Sein Gesicht leuchtete auf, als er fündig geworden war. »Wenn das keine Brüste sind, hast du dir wohl Äpfel unter dein Wams geschoben. Jetzt wird mir alles klar.«
»Lasst mich gehen.«
Er redete weiter, als hätte sie nichts gesagt. » Il Sasso hat keinen Sohn, sondern eine Tochter. Aus Gründen, die ich noch nicht verstehe, lügst du alle Welt an und gibst dich als sein Sohn und Lehrbursche aus. Aber nachts verwandelst du dich in eine Schäferin der Herzen. Warum?«
»Ich lüge nicht.«
»Statt Giulio sollte ich wohl besser Giulia zu dir sagen.«
»Giuliana.« Sie gab auf. Es hatte keinen Zweck mehr, das Offensichtliche zu leugnen. So gut hatte sie Amadeo an dem einen Abend kennengelernt, um zu wissen, dass er von einer einmal aufgenommenen Fährte nicht abließ.
Er wiederholte ihren Namen, ließ die Silben auf der Zunge zergehen – es hörte sich gut an. »Der Name passt besser zu dir als Giulio. Warum, meine schöne Schäferin?«
»Kann eine Frau Mosaikleger werden, selbst Lehrlinge ausbilden?«, entgegnete sie ihm fragend und antwortete sich anschließend gleich selbst. »Die Zunft lässt das niemals zu. Was mein Vater geschaffen hat, muss fortbestehen, sein Name muss weiterleben.«
»Wie lange willst du den Burschen spielen? Willst du niemals heiraten, keine Kinder bekommen?«
»Ich weiß nicht.«
»Beim heiligen Marco, das ist eine Idee, die verrückter nicht sein könnte. Wer weiß alles davon?«
»Ich, mein Vater, unsere Haushälterin Ana und jetzt Ihr, Signore. Verratet mich nicht. Oh bitte, bitte. Ich bin in Eurer Hand. Wenn Ihr es Eurem Vater sagt, müssen wir Venedig verlassen.«
»Du bist in meiner Hand.«
Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Es ließ sie ahnen, dass er ihrer Bitte nicht ohne Gegenleistung nachkommen wollte.
»Bitte, bitte, Signore.«
Er zögerte mit der Antwort, und mit jedem Wimperschlag, das sein Schweigen länger dauerte, fühlte sie sich ihm mehr und mehr ausgeliefert.
»Ich verrate dich nicht, wenn du etwas für mich tust.«
»Was?« Ihr Herz hüpfte.
»Alles. Du bist in meiner Hand und wirst alles tun, was ich von dir verlange. Du wirst meine Schäferin sein, mein Bursche, wirst vor mir knien und mich deinen Meister nennen, wirst mir Vergnügen bereiten, wann immer und wo immer ich es will.«
Sein Gesichtsausdruck ließ dabei keinen Zweifel aufkommen, welche Art Vergnügen er meinte. Sie schnappte nach Luft, fühlte sich, wie ein Fisch sich fühlen musste, nachdem ein Fischer ihn an Land gezogen hatte.
»Das könnt Ihr nicht verlangen, Signore Bragadin, bitte.«
»Ich kann, und ich werde.«
»Das ist unchristlich.«
»Deine Lügengeschichten sind also gottesfürchtig? So brauchst du mir nicht zu kommen, meine schöne Schäferin. Wir Venezianer sind ganz und gar unmoralisch, und die Veroneser sind nicht besser. Gib mir dein Versprechen oder ich gehe auf der Stelle zu meinem Vater und erzähle ihm, wer du wirklich bist. Ich sage es auch noch drei oder vier anderen Leuten, und spätestens übermorgen lacht ganz Venedig über Il Sasso . Du hast die Wahl.« Seine Hand lag noch auf ihrer Brust, und er drückte sanft zu.
Sie konnte nicht ausweichen, seine Hand nicht wegschieben. Und hatte sie eine Wahl? Giuliana überlegte, und alles, was sie sich vorstellen konnte, waren seine Lippen auf ihren. Sie sollte ihn Herrn und Meister nennen, ihm Vergnügen bereiten – ein Angebot jenseits jeder Moral. Sie hatte die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Langsam nickte sie.
»Ich bin in Eurer Hand, Signore Bragadin.«
Ein zufriedener, lüsterner Blick traf sie, und unwillkürlich zog sie die Schultern hoch, als könne sie das vor ihm verbergen.
»Du hast eine kluge Wahl getroffen, schöne Schäferin.«
»Was soll ich für Euch tun?«
»Als erstes hörst du auf, mich
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