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Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Oliver
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biss sich auf die Fingerknöchel, um nicht hemmungslos zu heulen. Besser, sie richtete ihre Gedanken auf die Flucht. Istanbul stellte sie sich als eine Stadt ähnlich wie Venedig vor. Bestimmt konnte man dort für Jahre verschwinden. Ihr größtes Problem bestand darin, dass sie keinen einzigen Dukaten besaß. Eine Überfahrt zurück nach Venedig konnte sie sich nicht kaufen. Bliebe, sich heimlich an Bord eines Schiffes zu schleichen. Kein guter Gedanke. Ob sie sich die Überfahrt erarbeiten konnte? Sie hatte gesehen, wie schwer die Mannschaft der Madonna di Tempesta schuftete und zweifelte, ob sie es auch konnte, ohne dass ihr wahres Geschlecht entdeckt wurde.
    Das Schiff sackte in ein besonders tiefes Wellental, und Giuliana schreckte aus ihren Träumen von Flucht und Rückkehr auf. Eine Böe fegte über sie hinweg, und die Madonna di Tempesta legte sich auf die rechte Seite, steuerbord sagten die Seeleute dazu. Sofort richtete sich das Schiff wieder auf, aber Giuliana kam es so vor, als stöhne das alte Mädchen dabei. Aus dem Nichts waren am Himmel Wolken aufgetaucht. Aristides hatte recht behalten mit seiner Wettervorhersage, und sie fragte sich, woran er das gesehen hatte. Waren der Himmel zu blau und die Wolken zu fein gewesen?
    Mit den Wolken frischte auch der Wind auf, ließ das Schiff schlingern. Die Seeleute holten die Segel ein, und Giuliana hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Ihr erging es als Einziger so, die anderen liefen leichtfüßig über das Deck, balancierten die Bewegungen des Schiffes geschickt aus. Giuliana versuchte es auch, aber sie konnte einfach nicht voraussehen, wo und wie eine Welle auf die Bordwand treffen und das Schiff sich bewegen würde.
    »Reine Übung«, sagte Aristides und grinste über ihre hilflosen Versuche.
    »Da du schon wusstest, dass ein Sturm kommt, weißt du sicher auch, wie lange er anhalten wird.«
    Er grinste noch breiter. »Das ist kein Sturm, und es wird auch keiner. Ist nicht mehr als eine frische Brise, die einem mal so richtig den Staub aus den Kleidern bläst.«
    Ihr kam es wie ein Sturm vor, aber wenn das keiner war, wollte sie keinen erleben, dachte sie, als sie sich an der Reling festhielt.
    »Du bist nichts als eine Landratte.«
    Darauf zu antworten, hielt sie für unter ihrer Würde. Schwankend zog Giuliana sich in die Nähe des Hauptmastes zurück und setzte sich aufs Deck. Wenn sie die Beine breit ausstreckte, ließ es sich aushalten.
    Der Bug tauchte in ein Wellental und hob sich gleich darauf wieder, ihr Magen machte die heftigen Bewegungen mit. Giulianas spärliches Frühstück aus hartem Brot und abgestandenem Wasser wollte wieder heraus. Sie schluckte, aber der Mageninhalt ließ sich nicht hinunterwürgen, immer mehr quoll in ihren Mund. Sie sprang auf und stürzte zur Reling. Alles, was sie heute Morgen und wahrscheinlich auch gestern Abend und gestern Morgen gegessen hatte, spuckte sie ins Meer.
    »Landratte.«
    Sie drehte sich mit einem flauen Gefühl im Magen um und sah sich dem Kapitän gegenüber. Er hatte sie nicht mehr beachtet, seit ihre Weiblichkeit entdeckt worden war. Seine feiste Zufriedenheit ärgerte Giuliana.
    »Du hast kein …«
    Ihr Magen spielt schon wieder verrückt, bevor sie den Satz herausgebracht hatte. Sie musste sich wieder über die Reling beugen, spuckte und würgte, bis nur noch bittere Galle kam.
    »Was immer du sagen wolltest, heb es dir auf bis Istanbul. Ich muss mich um mein Schiff kümmern.«
    Sie war nicht in der Lage, eine bissige Bemerkung hervorzustoßen, konnte sie sich doch kaum auf den Beinen halten. In ihren Augen war es ein Sturm, ein ausgewachsener noch dazu. Sie war sich der hämischen auf ihren Rücken gerichteten Blicke bewusst, aber zu schwach, etwas dagegen zu unternehmen. Immer wieder stieg ihr Galle in den Mund, es hörte erst auf, als sie absolut nichts mehr im Leib hatte, was sich herauskotzen ließ. Sie fühlte sich danach immer noch zittrig, war nicht in der Lage, aufrecht zu stehen und jemandem frech ins Gesicht zu blicken. Nach jedem Halt greifend schleppte sie sich in die Kabine, die ihr für die Dauer der Reise zugewiesen worden war. Aufatmend ließ sie sich auf die harte Pritsche sinken. Lag sie erst einmal, würde es ihr gleich besser gehen, hoffte sie.
    Es dauerte nicht lange, bis sie feststellen musste, dass sich ihre Hoffnung nicht erfüllte – es wurde schlimmer statt besser. Giuliana setzte sich auf. Sie wusste gar nicht, wohin mit ihrer Übelkeit. Halb sitzend, halb liegend

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