Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
hat er ja bisher nicht allzu viel Glück gehabt, oder?«
     
    Cody Platt saß mit zwei weiteren Kollegen, die Jury schon einmal gesehen hatte, aber nicht mit Namen kannte, in dem großen Wohnwagen, den die Polizei zum Büro umfunktioniert hatte. Die beiden anderen telefonierten mit ihren Handys und nickten Jury kurz zu. Als Cody bei Jurys Anblick aufstehen wollte, bedeutete der ihm, sitzen zu bleiben und nahm auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz.
    »Wenigstens wissen wir inzwischen den Namen des Opfers. Das ist ja schon mal was«, meinte Cody. Dann fügte er hinzu: »Wenn ich das mal so sagen darf – ein gutes Stück Polizeiarbeit war das.«
    Jury lächelte. »Sie dürfen, aber eigentlich war es die Polizeiarbeit meines Kollegen.«
    »Wer ist das?«
    Er nahm immer alles so verdammt wörtlich. »Ein Kriminalbeamter in SO5 mit einer speziellen Abneigung gegen Viktor Baumann. John Blakeley heißt er.«
    Cody kippte seinen Stuhl nach hinten, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte nachdenklich an die Decke des Wohnwagens. Kopfschüttelnd meinte er dann (als wäre er gefragt worden): »Nein, Sir, kenne ich nicht.«
    »Nein. Na, jedenfalls weiß ich von Blakeley, dass das Opfer eine Frau namens Lena Banks ist.« Jury berichtete Cody über das Etablissement in der Hester Street.
    »Mein Gott. Und das ist der Mensch, der das Sorgerecht für Flora bekäme?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Cody schüttelte bedächtig den Kopf. »Der Chef sagte, dieser Gerichtsanthropologe, Dench, hätte bloß einen Blick auf das Foto geworfen und – gleich Bescheid gewusst.« Er schnalzte mit den Fingern.
    »Das liegt vermutlich daran, dass er für solche Dinge ein besonderes Augenmerk hat. Dench fokussiert die Knochenstruktur, die Skelettüberreste. Der kann gar nicht anders. Wenn er Fisch isst, reiht er sämtliche Gräten akkurat auf seinem Teller auf.«
    »Irgendwie gruselig.«
    »Ja. Hm, vielleicht ist Dr. Dench ja ein bisschen gruselig, aber ein hoch konzentrierter Gruseltyp. Und darauf kommt es ja schließlich an, oder?«
    »Ich weiß nicht, kann schon sein.«
    Keine rhetorische Frage, die Cody nicht einer eingehenden Untersuchung für wert befunden hätte. Wo hatte Macalvie bloß diesen verschütteten Intellekt aufgetrieben? Unter welchem Knollenblätterpilz, unter welchem steinernen Brücklein? Jury lächelte. Cody hatte einen Verstand wie Treibsand, alles saugte der auf.
    »Dieses Etablissement in der Hester Street – wieso zum Teufel macht Blakeley dort nicht einfach eine Razzia?«
    »Ah! Schon mal was von hinreichendem Tatverdacht gehört? Nach der Schießerei letzthin kommt er vermutlich sogar damit durch, aber das hieße, jedes Haus in der Hester Street und vermutlich auch die Häuser in der Querstraße. Mit Sicherheit lässt es sich nicht sagen, woher dieses Mädchen kam. Deshalb ist ein Durchsuchungsbefehl so schwer zu bekommen.«
    »Ja, aber das verstehe ich nicht. Wenn er sagt, in dem Haus sind ständig bis zu zehn Kinder, dann soll das kein hinreichender Tatverdacht sein? Die haben das Haus doch bestimmt beobachtet, oder? Wenn die Kinder nicht selbst ein und aus gehen, dann doch die Dreckskerle – die so genannten Kunden? Man schnappt sich einfach einen von denen.«
    »Hat er ja. Das sind absolut respektable Geschäftsleute. Die daraufhin Beschwerde gegen Blakeley einlegten. Er versuchte, sich selbst als Kunde auszugeben, als Münzensammler, kam damit aber nicht weiter.«
    Cody brummte ungehalten. »Wieso nicht? Was für ein großartiger Numismatiker muss man da sein?«
    »Darum geht es gar nicht, glaube ich. Ich glaube, dort hinein gelangen bloß Männer, denen Viktor Baumann den Zugang genehmigt. Man muss also – irgendwie Bescheid wissen. Ich bin mir nicht sicher, worüber. Blakeley und seine Leute bekamen jedenfalls eins auf die Finger dafür, dass sie die arme Frau, die den Laden führt, belästigt haben.«
    »Das ist ja echt zum Heulen.« Codys Miene verdüsterte sich. »Ich hatte eine kleine Schwester. Eines Tages sollte ich auf sie aufpassen, während meine Mutter einkaufen ging. Ich war sauer, ich wollte mich eigentlich mit meinen Kumpels treffen und rumhängen, und wer will da schon so ein kleines Gör mitschleppen, Sie wissen schon, was ich meine. Wir gingen in Slough also die Straße entlang, und ich tat so, als würde ich sie nicht kennen, denn sonst würden mich die anderen aufziehen, weil ich Kindermädchen spielen musste, und sie rief immer, ›Cody, wart doch, wart doch .‹ Ich ließ sie

Weitere Kostenlose Bücher