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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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waren. Macalvie erinnerte sich an Declan Scott, der als Einziger noch dort wohnte. Declan Scott war ein Mensch, der im Leben schon genug Probleme gehabt hatte: vor drei Jahren war seine vierjährige Tochter verschwunden. Und bald darauf war seine Frau gestorben.
    Macalvie kannte Declan Scott.
    Eine Leiche im Garten fehlte dem Mann nun gerade noch.

4
    Als Jury am nächsten Morgen bei New Scotland Yard eintraf, rief er gleich Brendan an. Er war ziemlich beschämt darüber, dass er es nicht bereits am Vortag getan hatte, aber wenigstens wusste er, dass es nicht aus Gleichgültigkeit geschehen war.
    »Alles in Ordnung, Sir?« Nachdenklich rührte Wiggins in seinem Teebecher. Einen Tee hatte Jury dankend abgelehnt, was für Wiggins wahrhaft Schreckliches bedeutete.
    »Es ging mir schon mal besser«, meinte Jury mit einem Anflug von Lächeln, während er Brendans Nummer eintippte.
    »Dr. Nancy hat angerufen und auch Detective Inspector Blakeley von West Central drüben. Ist der nicht im Dezernat für Sexualdelikte? Und dort für Pädophilie zuständig?«
    »Stimmt.« Jury ließ sich auf seinen Stuhl sinken.
    »Sie sehen irgendwie blass aus.« Nun würde Wiggins gleich jedes Linderungsmittel aufrufen, das ihm zu Gebote stand. In letzter Zeit hatte er es mit Kräutern und Kristallen, von denen ja unzählige Kombinationen existierten. (Raute hilft bei – Wie hatte es bei Shakespeare geheißen? Beim »Angedenken« vielleicht?) Bei Niedergeschlagenheit, da war Jury sich sicher.
    Als sich ein Mädchen meldete, ärgerte er sich, weil er die Stimme nicht erkannte. Welche von den Töchtern war es? Das waren auch keine Mädchen mehr, sondern junge Frauen. Eine davon war die Mutter von diesem Baby, das man Großmutter Sarah überlassen hatte. Christine? Nein. Christabel. Ausgefallene Namen hatte seine Cousine sich ausgesucht. »Ist da Christabel?«
    »Nein, Jasmine. Chris is nich da.« Starker nordenglischer Akzent.
    »Eigentlich möchte ich deinen Dad sprechen.«
    »Sag’s doch gleich!« Sie wandte sich ab und rief nach Brendan.
    »Ja?«, meldete sich Brendan.
    Er hatte die Nase schon voll von allem. Nein, eher überwältigt war er davon. »Brendan, hier ist Richard. Mein herzliches Beileid. Was kann ich tun?«
    »O, Mann, bin ich froh, dass du anrufst. Ich bin total fertig.« Die Erleichterung machte sich in Tränen Luft. Seine Worte klangen gedämpft. »Du kommst doch zur Beerdigung, ja?«
    »Natürlich. Samstag, nicht wahr?«
    »Ja. Dauert ein bisschen länger, als ich eigentlich wollte, aber mein Bruder kommt frisch aus dem Krankenhaus, und der will auf jeden Fall dabei sein, also warten wir noch ein, zwei Tage. Könnte ich dich um einen Gefallen bitten, Mann?«
    »Kannst du. Um alles.«
    »Wenn du mir ein bisschen was vorstrecken könntest...?«
    »Klar kann ich. Ich hatte sowieso vor, mich an den Ausgaben zu beteiligen. Es ist also nicht vorgestreckt, ich bezahle meinen Anteil. Du weißt, sie war meine einzige noch lebende Verwandte. Du sollst nicht alle Ausgaben für die Beerdigung allein tragen müssen.«
    Wiggins (bemerkte Jury) spitzte die Ohren.
    »Danke«, sagte Brendan. »Danke.«
    »Wie viel brauchst du?«
    »Na ja, ich dachte – vielleicht zweihundert?«
    Der Gute würde mehr brauchen. »Bist du sicher, das reicht dir?«
    »Ja. Sollte schon reichen.«
    »Scheint mir nicht genug für die Beerdigungskosten. Du weißt doch, wie die sind...« Jury würde ihm einfach stillschweigend mehr schicken.
    Brendan sagte: »Ja. Ach, ich weiß auch nicht. Da ist noch was – ich mach mir Sorgen um Dickie. Der Geschäftsführer auf seiner Arbeit – der blöde Kerl macht ihm die Hölle heiß, hat ihn sogar beschuldigt, er würde klauen.«
    Dickie war der Junge, den Sarah ziemlich spät noch bekommen hatte, das war alles, was Jury noch über ihn wusste. »Und was sagt Dickie dazu?«
    »Nicht viel. Aber ich fürchte, der Kerl hat ihn auf dem Kieker.« Ein Seufzer. »Kinder! Besonders in dem Alter. Er weiß einfach nicht, wo er hin will.«
    Wer weiß das schon?
    »Du weißt ja, wie Teenager sind, man kommt schwer an sie ran.«
    »Ich weiß, sie denken anders als Erwachsene, aber warum auch nicht?«
    »Stimmt. Ach, weißt du, du kennst das. Du verstehst es. Pass auf: Der Gottesdienst ist am Samstagnachmittag um drei. Wir treffen uns vor der Kirche.«
    »Okay, Brendan.« Jury verabschiedete sich und legte auf. Wieder fühlte er sich irgendwie ganz frustriert und niedergeschlagen. Er kramte nach einem Umschlag, fand einen. Dann hielt

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