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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dichter Nebel über ihr zu liegen schien. Sie wusste, dass sie eigentlich noch nicht hätte wach sein sollen, doch es war aus irgendeinem Grund erforderlich. Sonnenlicht strömte durchs Fenster. Raven setzte sich auf, sodass die Bettdecke verrutschte und ihren nackten Körper entblößte.
    »Mikhail«, sagte sie leise, »du nimmst dir wirklich zu viele Freiheiten heraus.« Automatisch nahm sie mit ihm Kontakt auf, den sie so dringend brauchte. Doch als sie spürte, dass er schlief, zog sie sich zurück. Es genügte ihr zu wissen, dass er in Sicherheit war.
    Raven fühlte sich anders als sonst, glücklicher. Endlich konnte sie mit jemandem sprechen, jemanden berühren, auch wenn es schien, als versuchte sie, ein Raubtier zu bändigen. Es war so schön, sich in der Gegenwart eines anderen Menschen entspannen zu können. Mikhail trug große Verantwortung. Raven wusste nicht, wer er war, nur, dass er ein wichtiges Amt zu bekleiden schien. Offenbar machte ihm seine Gabe nichts aus, während sie sich noch immer wie eine seltsame Verirrung der Natur fühlte. Sie wünschte sich, wie er zu sein. Selbstbewusst, ohne sich darum zu kümmern, was die anderen dachten.
    Raven wusste nur wenig über die rumänische Kultur. Die Landbevölkerung war überwiegend arm und abergläubisch.
    Doch es waren freundliche Menschen mit großer künstlerischer Begabung. Mikhail unterschied sich von ihnen. Raven hatte außerdem vom Volk der Karpatianer gehört. Doch sie wusste nicht viel über sie. Sie waren keine Zigeuner, sondern Menschen, die über große Bildung und 63

    viel Geld verfügten, doch freiwillig zurückgezogen in den Bergen und Wäldern lebten. War Mikhail ihr Anführer? War er deshalb so überlegen und arrogant?
    Die Dusche tat Raven gut und spülte die bleierne Müdigkeit davon. Danach zog sie sich an: Jeans und einen warmen Pullover. Obwohl die Sonne schien, war es in den Bergen kalt, und Raven plante, die Umgebung zu erkunden. Die Haut an ihrem Hals brannte. Raven sah in den Spiegel und untersuchte die Wunde. Es war ein seltsamer roter Fleck, den Mikhails leidenschaftlicher Kuss hinterlassen hatte.
    Raven errötete, als sie an den Kuss dachte. Musste der Mann denn ausgerechnet auch noch so sexy sein? Sie konnte so viel von ihm lernen. Mikhail schien in der Lage zu sein, sich ständig vor den Gedanken und Gefühlen anderer zu schützen. Es wäre ein solches Wunder für sie, sich endlich einmal in einem Raum voller Menschen aufzuhalten und nur ihre eigenen Gedanken wahrzunehmen.
    Sie zog ihre Wanderstiefel an. An diesem Ort war ein Mord geschehen! Unvorstellbar. Wahrscheinlich kamen die Dorfbewohner um vor Angst. Als Raven ihr Zimmer verließ, spürte sie einen seltsamen Luftzug. Es war, als müsste sie durch eine unsichtbare Wand gehen. War das Mikhails Werk? Versuchte er, sie einzusperren? Nein, wenn er zu so etwas in der Lage wäre, hätte die Barriere sie auch wirklich aufgehalten. Eher war es möglich, dass er sie vor Eindringlingen schützen wollte. Obwohl er außer sich vor Wut und Trauer über den sinnlosen, grausamen Mord war, hatte er sich trotzdem die Zeit genommen, ihr beim Einschlafen zu helfen. Der Gedanke, dass Mikhail sie beschützte und ihr beistand, gab Raven ein Gefühl der Sicherheit.
    Es war drei Uhr nachmittags - zu spät für ein Mittagessen.
    Raven war hungrig. In der Küche bereitete die zuvor-kommende Wirtin ein Picknick für sie vor. Mit keinem Wort 64

    erwähnte die Frau den Mord. Sie schien überhaupt nichts davon zu wissen. Raven zögerte, sie danach zu fragen. Seltsam, denn die Wirtin war so freundlich - sie sprach sogar von Mikhail, der ein alter Freund ihrer Familie zu sein schien. Dennoch brachte Raven es nicht über sich, von dem Mord und seiner Bedeutung für Mikhail zu sprechen.
    Draußen schwang sich Raven ihren Rucksack auf den Rücken. Nirgendwo war etwas von dem Schrecken zu spü-
    ren, den der Mord ausgelöst haben musste. Weder die Leute im Gasthof noch die Passanten auf den Straßen schienen sonderlich aufgeregt zu sein. Doch Raven wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Die Eindrücke der vergangenen Nacht waren zu stark gewesen. Sie hatte die Einzelheiten des Mordes genau gesehen und hätte sich solche Grausamkeiten nie selbst ausdenken können.
    »Miss Whitney? Sie sind doch Miss Whitney, nicht wahr?«, erklang eine Frauenstimme. Margaret Summers eilte mit ängstlichem Gesicht auf Raven zu. Sie war eine zierliche Frau Ende sechzig mit grauem Haar und schlichter, vernünftiger

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