Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
Kleidung. »Meine Liebe, Sie sehen so blass aus.
Wir hatten ja alle solche Angst um Sie. Wie dieser junge Mann Sie so einfach davontrug .. .«
Raven lachte leise. »Er wirkt ziemlich einschüchternd, nicht wahr? Er ist ein alter Freund von mir, der sich immer übertriebene Sorgen um mein Wohlergehen macht. Glauben Sie mir, Mrs. Summers, er passt gut auf mich auf. Mik-hail ist in dieser Gegend ein hoch angesehener Geschäftsmann.«
»Sind Sie krank, meine Liebe?«, fragte Margaret besorgt und kam Raven beunruhigend nahe.
»Auf dem Wege der Besserung«, antwortete sie und hoffte, dass es stimmte.
»Ich habe Sie schon mal gesehen!«, rief Margaret aufgeregt. »Sie sind diese außergewöhnliche junge Frau, die im 65
letzten Monat der Polizei in San Diego geholfen hat, diesen wahnsinnigen Mörder zu fassen. Was, um alles in der Welt, tun Sie hier?«
Raven rieb sich die Stirn. »Diese Art von Arbeit ist sehr anstrengend, Mrs. Summers. Manchmal werde ich krank davon. Diesmal war es eine lange Jagd, und ich musste einfach für eine Weile fortgehen. Ich wollte Urlaub an einem schönen, stillen und möglichst geschichtsträchtigen Ort machen, an dem mich niemand erkennt. Die Karpaten sind dazu ideal. Ich kann wandern, mich ausruhen und mir vom Wind alle Erinnerungen an die schrecklichen Verbrechen aus dem Kopf blasen lassen.«
»Ach, meine Liebe!« Tröstend streckte Margaret die Hand aus.
Raven wich ihr schnell aus. »Verzeihen Sie, aber ich vermeide es, andere Menschen zu berühren, nachdem ich den Gedanken eines Wahnsinnigen gefolgt bin. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
Margaret nickte. »Natürlich. Obwohl mir aufgefallen ist, dass der junge Mann nichts dabei fand, Sie anzufassen.«
Raven lächelte. »Er ist herrisch und hat ein Faible für dramatische Auftritte, ist aber sehr gut zu mir. Wir kennen uns schon eine ganze Weile, denn Mikhail reist sehr viel.«
Die Lügen kamen ihr flüssig über die Lippen, und Raven verabscheute sich dafür. »Ich möchte nicht, dass mich jemand erkennt, Mrs. Summers. Jede Art von Aufsehen ist mir zuwider, und ich brauche im Augenblick meine Ruhe.
Bitte verraten Sie niemandem, wer ich bin.«
»Aber nein, meine Liebe. Glauben Sie, es ist klug, allein durch die Berge zu wandern? Es soll in der Gegend noch viele wilde Tiere geben.«
»Mikhail begleitet mich auf meinen Ausflügen, und nachts 66
streune ich ohnehin nicht durch die Berge.«
»Na dann.« Margaret schien beruhigt zu sein. »Das ganze Dorf spricht ja von Ihrem Begleiter.«
»Ich sagte ja schon, dass er mich beschützt. Außerdem Hebt er die gute Küche unserer Wirtin«, fügte Raven lächelnd hinzu und hielt den Picknickkorb in die Höhe.
»Jetzt muss ich mich aber beeilen, sonst komme ich noch zu spät.«
Margaret trat zur Seite »Seien Sie vorsichtig, mein Kind.«
Raven winkte ihr freundlich zu und folgte dem Pfad, der in den Wald hineinführte und dort in den Bergwanderpfad mündete. Warum hatte sie es für nötig gehalten zu lügen?
Normalerweise genoss sie das Alleinsein und rechtfertigte sich auch nicht dafür. Doch aus irgendeinem Grund wollte sie mit niemandem über Mikhails Leben sprechen, schon gar nicht mit Margaret Summers. Ihr Interesse an ihm war verdächtig groß. Der Eindruck entstand nicht so sehr durch ihre Worte, als vielmehr durch ihren Tonfall und Gesichtsausdruck. Raven spürte, dass Margaret ihr neugierig nach-blickte, bis der Weg scharf abbog und sie zwischen den Bäumen verschwand.
Raven schüttelte traurig den Kopf. Sie verwandelte sich wirklich in eine Einsiedlerin, die niemanden mehr in ihrer Nähe duldete, nicht einmal eine freundliche alte Dame, die sich nur um ihre Sicherheit sorgte.
»Raven! Warten Sie!«
Sie blieb stehen und schloss verärgert die Augen. Doch als Jacob sie eingeholt hatte, war es ihr gelungen, sich ein freundliches Lächeln abzuringen. »Jacob, ich bin froh, dass Sie sich von diesem schrecklichen Erstickungsanfall erholt haben. Wie gut, dass sich der Kellner in erster Hilfe aus-kannte.«
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Jacob runzelte die Stirn. »Ich habe mich nicht an einem Stück Fleisch verschluckt«, erklärte er gereizt, als hätte ihn Raven schlechter Tischmanieren beschuldigt. »Alle glauben, dass es so war, aber sie irren sich.«
»Tatsächlich? Es sah so aus, als ob .. .« Raven verstummte.
»Nun, Sie haben ja nicht lange genug gewartet, um es herauszufinden«, erwiderte Jacob pikiert. »Sie haben sich einfach von diesem .. . Neandertaler wegtragen lassen.«
»Jacob«,
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