Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
bekommen.« In aller Ruhe goss Mikhail etwas Saft in das Glas auf seiner Seite und zerrieb dann ein kleines Stück Gebäck zwischen seinen Fingern, dessen Krümel er über die beiden Teller streute.
»Mikhail«, begann Raven langsam, »sei vorsichtig, wenn du den geistigen Kontakt benutzt. Ich glaube, es gibt außer mir noch jemanden, der über telepathische Fähigkeiten verfügt.«
»Alle Angehörigen meines Volkes können telepathisch miteinander kommunizieren«, erwiderte er vorsichtig.
»Nicht jemand wie du«, entgegnete Raven und rieb sich die Schläfen, »jemand wie ich.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte er leise, jedoch in ungehaltenem Ton. »Du weißt doch, dass mein Volk von einer Bande von Mördern bedroht wird, die unsere Frauen ermorden will. Ich habe drei der Angreifer bis zu dem Gasthof zurückverfolgen können, in dem du wohnst.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, Mikhail. Du weißt, dass ich es immer vermeide, andere Menschen zu berühren. Im Laufe der Jahre habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, niemanden nahe an mich herankommen zu lassen.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und runzelte die Stirn. »Es tut mir Leid. Ich hätte dir früher von meinem Verdacht erzählen sollen.«
Mikhail glättete die feinen Linien auf ihrer Stirn mit seinen Fingerspitzen und strich ihr dann sanft über die Lippen.
»Ich wollte dich nicht so anfahren, Kleines. Doch wir müssen bei nächster Gelegenheit über deinen Verdacht reden. Hörst du es?«
Raven lauschte. »Ein Auto.«
»Etwa eine Meile entfernt.« Tief sog Mikhail die Nachtluft in seine Lungen. »Pater Hummer und zwei Fremde. Frauen.
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Sie tragen Parfüm. Eine ist schon älter.«
»Außer mir gibt es nur noch acht andere Gäste.« Raven hatte Mühe, Atem zu holen. »Sie sind zusammen auf einer Rundreise. Ein älteres amerikanisches Ehepaar, Harry und Margaret Summers. Jacob und Shelly Evans sind ein Geschwisterpaar aus Belgien. Und dann noch vier Männer, die alle aus unterschiedlichen Teilen Europas stammen. Ich habe mit keinem von ihnen wirklich gesprochen.«
»Jeder von ihnen könnte zu den Mördern gehören«, sagte Mikhail finster, freute sich jedoch insgeheim darüber, dass Raven den Männern nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er wollte nicht, dass sie andere Männer auch nur ansah. Niemals.
»Ich glaube, dass ich es gemerkt hätte, denkst du nicht?«, fragte Raven. »Mit Mördern habe ich mehr Erfahrung, als mir lieb ist. Nur ein anderer Mensch verfügt über telepathi-sehe Fähigkeiten, und sie sind bestimmt nicht stärker als meine.«
Raven hörte das Motorengeräusch jetzt deutlich, obwohl sie im dichten Nebel den Wagen nicht entdecken konnte.
Mikhail hob ihr Kinn mit den Fingerspitzen an. »Wir sind bereits nach dem Brauch meines Volkes miteinander verbunden. Willst du mit mir das Ritual deines Volkes vollziehen ?«
Ravens blaue Augen weiteten sich vor Erstaunen. Mikhail lächelte, erfüllt von männlichem Stolz. Offenbar war es ihm gelungen, sie zu überraschen.
»Mikhail, ist das etwa ein Heiratsantrag?«
»Ich weiß nicht genau, wie man das macht. Sollte ich vielleicht auf die Knie fallen?« Er lächelte Raven strahlend an.
»Du bittest mich, dich zu heiraten, während ein Wagen voller Mörder auf uns zu fährt.«
»Möchtegern-Mörder«, erwiderte Mikhail mit einem Zwinkern. »Sag Ja. Du weißt, dass du mir nicht widerstehen 143
kannst, also sag Ja.«
»Nachdem du mich gezwungen hast, diesen ekelhaften Apfelsaft zu trinken? Außerdem hast du deine Wölfe auf mich gehetzt, Mikhail. Es gibt eine lange Liste deiner Sünden, die ich dir vorhalten könnte.« Ihre Augen funkelten amüsiert.
Mikhail zog sie an sich und drückte sie an seine kräftige Brust. »Ich sehe schon, dass ich hier noch viel Überzeu-gungsarbeit leisten muss.« Er ließ seine Lippen sanft über ihre Wange gleiten und küsste sie dann auf den Mund. Für Raven war es, als ließe sein Kuss die Erde beben.
»Niemand sollte in der Lage sein, so zu küssen«, flüsterte sie.
Mikhail senkte seinen Mund wieder auf den ihren, sanft und zärtlich diesmal. Er liebkoste Raven mit der Zungenspitze, und der Kuss schien ein sinnliches Versprechen zu enthalten. »Sag Ja, Raven. Spürst du nicht, wie sehr ich dich brauche?«
Er presste sie so fest an sich, dass Raven deutlich den Beweis für sein Begehren fühlte. Er nahm ihre Hand und führte sie hinunter zu seinem erigierten Glied. Raven streichelte ihn sanft und verursachte ihnen
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