Karparthianer 04 Magie des Verlangens
ihren Wolf, der wieder sanft ihre Wunde leckte. Savannah hätte schwören können, dass er auf irgendeine Weise mit seinem Blut in ihren Körper gelangt war, die Blutung stillte und die Schmerzen linderte. Wärme, Licht und Energie durchfluteten sie. Sie hatte keine Angst, denn ihr Wolf tröstete und beschützte sie.
Savannahs Wunde verheilte erstaunlich schnell, und sie erzählte ihren Eltern nie etwas von dem Unfall, wohl wissend, dass sie ihr wegen der Experimente mit dem Tageslicht Vorwürfe machen würden. Sie wären entsetzt gewesen, wenn sie erfahren hätten, welche Risiken Savannah einging. Aber sie bereute die Entscheidung nie, auf Menschenblut zu verzichten und sich der Sonne auszusetzen. Savannah hatte dadurch eine besondere Freiheit gewonnen, und diese Freiheit würde es ihr nun ermöglichen, Gregori zu entkommen.
»Es tut mir Leid, Gregori«, flüsterte sie. »Ich kann mein Leben einfach nicht in deine Hände legen. Du bist viel zu mächtig, als dass jemand wie ich mit dir leben könnte. Bitte suche dir eine andere Gefährtin und werde glücklich.« Savannah wusste, dass ihr dieses Glück versagt bleiben würde, doch sie hatte keine andere Wahl, wenn sie nicht wollte, dass dieser schier allmächtige Karpatianer ihr Leben übernahm. Sie biss sich auf die Unterlippe. Trotz ihrer Entschlossenheit widerstrebte es Savannah plötzlich, Gregori zu verlassen. Aber er würde ihr Leben übernehmen, es lag in seiner Natur.
Sie würde allein bleiben. Savannah konnte weder nach Hause zurückkehren noch Kontakt zu ihrem Wolf aufnehmen. Es war ihr bestimmt, ihr Leben allein zu verbringen. Doch ihr Stolz und ihre Willensstärke würden es nie zulassen, dass ein Mann 48
ihr vorschrieb, wie sie ihr Leben führen sollte. Gregori hatte Recht gehabt, sie wusste um das Gefühl der inneren Leere, der Einsamkeit, selbst wenn sie von Menschen umgeben war.
Savannah war anders. Wie sehr sie sich auch bemühte, sie würde niemals wie eine Sterbliche leben können und niemals eine echte Karpatianerin sein. Savannah wusste, dass es für sie keinen anderen Mann als Gregori geben würde, auch wenn sie diese Erkenntnis niemals jemandem anvertraut hatte. Außer ihrem Wolf. Doch es war ihr lieber, die Ewigkeit allein zu verbringen, als Gregoris Besitz zu sein. Sie wusste, dass sie nie einen anderen Mann so sehr begehren würde wie ihn. Er hatte bereits von ihrer Seele Besitz ergriffen. Sie hatte versucht, ihm ihren Standpunkt klar zu machen, aber er war kein Mann, der eine andere Sichtweise als seine eigene gelten ließ.
Gregori war einer der ältesten Karpatianer, der mächtigste und klügste von allen. Der Dunkle. Er war ein tödlicher Jäger, ein echter karpatianischer Mann. Die vielen Jahrhunderte seines Lebens hatten seine dominante Haltung nicht gemildert oder seine Ansichten verändert. Er glaubte unerschütterlich daran, dass er ein Recht auf sie hatte, dass sie ihm gehörte. Er würde sie mit seinem Leben vor allen Gefahren beschützen und dafür sorgen, dass es ihr nie an etwas fehlte. Doch er allein würde über ihr Leben verfügen, wie es ihm gefiel.
»Es tut mir Leid«, wiederholte Savannah und versuchte, sich aufzusetzen.
Ein schweres Gewicht auf ihrer Brust hinderte sie daran, sich zu bewegen. Savannahs Herz pochte vor Aufregung. Sie warf Gregori einen ängstlichen Blick zu, da sie fürchtete, ihn aufgeweckt zu haben. Er lag still da, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben. Savannah atmete tief durch und bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. Beim nächsten Versuch rutschte sie vorsichtig zur Seite, als müsste sie sich unter einer Last hervorarbeiten. Im selben Augenblick legten sich zwei stählerne 49
Bänder um ihre Knöchel. Savannah blickte auf ihre Füße, konnte aber nichts entdecken, das sie festhielt. Trotzdem konnte sie sich nicht bewegen. Irgendetwas hielt sie fest.
Savannah überlegte, ob vielleicht ein anderer Karpatianer -
oder ein Vampir - ihr Versteck aufgespürt hatte. Doch kein Karpatianer hätte es gewagt, Gregori zu stören. Nein, er schaffte es sogar im Schlaf, sie zu kontrollieren. Mühelos, beinahe beiläufig. Er war sich seiner Stärke sicher, und Savannahs Widerstand störte ihn so wenig, dass er einfach weiterschlafen konnte. Savannah zweifelte nicht daran, dass es Gregori war, der ihre Flucht vereitelte. Sie lag still da und konzentrierte sich auf ihre Knöchel, um einen Weg zu finden, irgendeinen Hinweis darauf, wie die unsichtbaren Fesseln funktionierten und wie man sie abstreifen
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