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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Eintrag:
    Mercedes-Benz Kastenwagen des Flensburger Sexhauses Uhse-Meier, amtl. Kennzeichen FL-BD-389, fährt in die Lagerhalle ein. Kleintransporter verlässt das Grundstück um 21:48 Uhr. (Gibt es morgen Vibratoren im Sonderangebot? J )
    »BINGO, edz hammers derwischd!« Kunigunde Holzmann stieß einen Jubelschrei aus. »Gifdbrieh! Habbis ned gsachd?«
    Nun konnte er kommen, der Polizei-Oberschlaumeier, ihr Neffe Gerald Fuchs. Nun hatte sie die Beweise in Händen, nach welchen sie so lange gesucht hatte.
    Freudig erregt griff sie zum Telefon und rief ihre Freundin Retta an. Noch ahnte sie nicht, dass der Tag noch weitere, schwerwiegende Enthüllungen bringen sollte. In zwei Stunden würde sich die Witwe Veronika Sapper bei ihr melden. Der Witwe Veronika waren auch noch ein paar Kleinigkeiten eingefallen.

    Kleinigkeiten

    Die trauernde Witwe Veronika dachte viel nach. Sie hatte ja nun Zeit. Immer wieder zermarterte sie sich ihr Hirn, wie es kommen konnte, dass sich ihr geliebter Hubsi quasi selbst vergiftete. Je öfters und je länger sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, dass dies nicht der Fall gewesen sein konnte. Kunnis und Rettas Worte und Einschätzungen geisterten ihr ebenfalls immer wieder im Kopf herum. Wie hatten die beiden sich ausgedrückt? »Jede Kleinigkeid kann wichdich sei. Dei Hubsi had doch alle Bilsn kennd, der had kaane Gnollnblädderbils in sein Korb nei. Im Lebm ned!«
    In ihrem Herzen hatten sich noch immer große Schuldgefühle angesammelt, da sie ihrem Mann das tödliche Mahl zubereitet hatte. Sie hatte niemand mehr, der sie liebevoll ›Waggerla‹ nannte, keiner, der ihre Englischkenntnisse lobte. Ach, wie sie ihren Hubsi vermisste. Die Trauer und die Selbstvorwürfe waren es, welche ihr das Gehirn zerfraßen, und die Zweifel und die Wut, dass möglicherweise doch ein Dritter ihren Mann auf dem Gewissen hatte. Jeden Tag besuchte sie ihn am Friedhof und sprach mit ihm, bekam aber keine Antwort auf ihre stillen Fragen. Gerade mal zwei Meter von ihr entfernt lag er in seiner kalten einsamen Holzkiste. Sie betete für sein Seelenheil. Plötzlich war es ihr, als ob er ihr doch ein Zeichen gab. In ihren Gedanken erzählte er ihr noch einmal die Geschichte von der kaputten Klimaanlage in seinem VW-Golf . Sie sah ihn vor sich, wie er sich vor Lachen schüttelte und ihr erzählte, dass sein Auto ab sofort mit kaltgepresstem, türkischem Olivenöl gekühlt würde. Auch ihr entglitt ein leichtes Lächeln, als sie sich an die Geschichte erinnerte. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr gefror ihr das Lachen. Sie erinnerte sich an Kunni Holzmanns Worte:
    »Naa, Veronika, dees is ned wurschd, ieberhabds ned, jede Kleinichkeid is wichdi.«
    Auch, wenn sie sich lächerlich machte, sie beschloss Kunni von der Geschichte zu erzählen. Warum sollte sie ihr Hubsi gerade heute, am Grab, an diese Geschichte erinnert haben? Das war kein Zufall. Sie würde die Kunni anrufen, wenn sie vom Friedhof nach Hause kam.
    »Kunni Holzmann?!« Kunigunde Holzmann hatte den Telefonhörer abgenommen.
    »Kunni, iech bins, die Veronika.«
    »Ja, Veronika, dees is abber schee, dassd orufsd! Wie gehds der denn?«
    »Ja, suweid ganz gud. Es is hald gor ned schee, wemmer su allans is. Abber su gänga hald die Gäng. Will ja aa ned immer bloß jammern. Grood kummi vom Friedhof hamm, und do habbi mier dengd, edz rufi mal bei dier oh, weil du gsachd hasd, iech solled aa amol ieber Gleinichkeidn nochdengn. Du wassd scho, wecher dem Hubsi sein rädslhafdn Tod. Und do is mer heid werkli a komische Gschichd eigfalln. Ehrlich gsachd, iech bin mer aa immer nu unsicher, ob is ieberhabd derzähln soll, weil die suwos vo banal is. Iech waas ned…!?«
    »Nix gibds, Veronika. Iech mecherd die Gschichd scho gern hehrn. Und die Retta aa. Hosd grood Zeid? Dann kumm hald vorbei. Dring mer a Dässla Kaffee midanander. An Kuugn habbi sowieso immer dahamm.«
    Fünfundzwanzig Minuten später stand Veronika Sapper vor Kunnis Haustür. Retta Bauer ließ sie ins Haus. Der Küchentisch war zum Kaffee gedeckt und in der Mitte stand ein appetitlicher Eierlikörkuchen. Die Kaffeemaschine spotzte heißes Wasser in den Kaffeefilter und entließ links und rechts heißen Dampf, der sich bis zur Decke hoch kringelte.
    »Hogg di hie Veronika, der Kaffee is aa gleich ferdi«, sprach die Kunni und schnitt mit einem großen Tortenmesser den Kuchen auf. »Hasd a wenga Zeid miedbrachd, odder mussd scho bald widder geh?«
    »Iech hab scho

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