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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Dankbar
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Straßen waren danach blitzsauber, aber in mir regte sich Unmut. Hier wurde Wasser sinnlos verschwendet, nur um die Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit von Menschen zu unterstützen. Warum können Spanier nicht wie andere auch ihren Abfall in Mülltonnen entsorgen? Man muss den Müll doch nicht stumpf fallen lassen. Wo bleibt die Verantwortung für unsere Erde? Wenn jeder einfach alles so an Ort und Stelle liegen lassen kann, wird nicht gerade das Gefühl dafür gefördert, wie Müll vermieden werden kann. Ich war entsetzt. Dieses Phänomen wiederholte sich am Wochenende in jeder größeren Stadt, in den Tapas-Bars war dies ebenfalls an der Tagesordnung.
    Wir und die Müllmänner schienen die einzigen wachen Menschen in der Stadt zu sein. Die Suche nach einer geöffneten Bar, um zu frühstücken, gestaltete sich schwierig. Erst am Plaza Santo Domingo wurden wir fündig. Diese Bar sollte am nächsten Morgen noch etwas Besonderes für mich bereithalten.
    Der restliche Tag war gespickt mit vielen wundervollen Erlebnissen. Ich war wirklich brav: Gemäß der ärztlichen Verordnung versuchte ich wenig zu laufen und zu stehen, legte bei jeder Gelegenheit das Bein hoch und verzichtete auf Sightseeingtouren. Es war trotzdem nicht langweilig, im Gegenteil, ich hatte den ganzen Tag sehr viel Spaß. Auf der Plaza Mayor, die durch die barocke Fassade des alten Rathauses und den anderen Altbauten ringsherum einen morbid-schönen Charme ausstrahlte, fand ein Wochenmarkt statt. Hier machte ich eine Ausnahme: Steffi und ich - Gabriella und Karin hatten andere Pläne - schlenderten von Stand zu Stand, wobei ich mehr humpelte als schlenderte. Wir konnten uns an den vielen Farben der unterschiedlichen Lebensmittel nicht sattsehen. Ebenso überwältigte uns der Duft des Gemüses und der Obstsorten. Waren wir für diese Düfte und Farben deshalb so sensibel und wahrnehmungsbereit, weil das Wandern unsere Sinne geschärft hatte? Zu Hause in Münster gibt es meiner Meinung nach einen der schönsten Märkte Deutschlands, aber so intensiv hatte ich das Drumherum noch nie erlebt. Eine Marktfrau begeisterte uns am meisten. Sie hatte einen Stand mit Kirschen und Kartoffeln, ihre Haare hatten das gleiche Rot wie die Kirschen. Zufall oder bewusste Verkaufsstrategie? Egal, es war faszinierend und sprach uns so an, dass wir ein Pfund dieser köstlichen Kirschen kaufen mussten. Daneben versorgten wir uns mit Salat, Tomaten, Zwiebeln, Möhren, Gurken sowie Öl und Essig, um uns am Mittag mit einem schmackhaften Essen zu beschenken. Würziger Käse, Serranoschinken und frisch gebackenes Brot rundeten unsere spätere Mahlzeit ab. Sechs Euro hatten mich die Einkäufe nur gekostet. Grundnahrungsmittel sind in Spanien anscheinend wesentlich preiswerter als bei uns.
     

     
    Vor der Herberge hatte sich bereits wieder eine kleine Schlange von neu angekommenen Pilgern gebildet, die nach und nach immer länger wurde. Die Nonnen und die Hospitaleras halten das mächtige Tor bis elf Uhr verschlossen, um die Herberge zu reinigen und ein wenig Ruhe zu haben.

    Ich hatte mich schon vorher gefragt, welche vertrauten Gesichter ich wiedersehen würde und nun standen so viele Bekannte in Reih und Glied hintereinander: Erni und Toni, das Salzburger Ehepaar; Fernando und Antonia, die mit Gu die Sardinen gegrillt hatten; Bernhard mit der Pfeife, Paul aus Holland, mit dem ich seit Hontanas immer wieder ein paar Worte gewechselt hatte und meine Schweden Malin und Michael. Sie blieben nicht in der Herberge, sondern bevorzugten für diese Nacht ein Hostal. Daher verabredeten wir uns für den frühen Abend. Es war ein großes Hallo, wie freute ich mich! Wieder einmal erkannte ich, wie wichtig mir die Begegnungen mit den Menschen auf dem Weg waren.

     
    Sich mit ihnen zu beschäftigen, an ihren Geschichten teilzuhaben, ihre Unterschiedlichkeiten wahrzunehmen, die vielen verschiedenen Lebenserfahrungen auf sich wirken zu lassen und mit ihnen anregende Gespräche und Diskussionen zu führen, das alles war zusätzliches Salz in der Suppe, die Camino hieß. Im Innenhof in der Sonne sitzend, gemeinsam mit Gabriella und Steffi, verlief der Nachmittag kurzweilig und erlebnisreich. Steffi konnte ich mit einer ausgiebigen Kopfmassage überdies noch glücklich machen. Sie genoss es sichtlich. »Wenn man so lange allein unterwegs ist, vermisst man die Streicheleinheiten, den körperlichen Kontakt mit anderen Menschen doch sehr«, war ihr Kommentar.
    Einer fehlte mir, Hans-Jakob. Ich

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