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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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auszumachen. Und genauso schnell ist es verschwunden.
    »Ich weiß, dass du hier drinnen bist«, sage ich. »Ich habe dich gesehen.«
    Felicity und Ann starren in die Dunkelheit.
    »Ich sehe gar nichts«, sagt Felicity und zuckt die Schultern.
    »Ich habe etwas gesehen«, sage ich und wirble herum. »Ich könnte schwören.«
    »Also gut. Zeig dich!«, befiehlt Felicity. Nur die Dunkelheit antwortet. »Gemma, da ist nichts, glaub mir. Lass uns weitergehen.«
    »Ja. In Ordnung«, stimme ich zu.
    Felicity singt ein Stück eines Liedes, das sie von Pippa gelernt hat, und Ann stimmt ein. »Ich habe einen Liebsten, der ist so treu wie Gold …«
    Ich werfe noch einen letzten Blick hinter mich. Gut getarnt unter einem Balken steckt das elfenhafte Wesen aus dem Niemandsland und bleckt die Zähne in einem hässlichen, hämischen Grinsen. Das Wesen leuchtet hell auf wie brennende Kohle und verglüht dann rasch zu Schwarz.

28. Kapitel
    Die Ägyptische Halle in Piccadilly ist ein herrliches Gebäude. Von vorne sieht es aus, als würde man auf eine antike Grabstätte zugehen, die direkt aus dem Wüstensand des Lands am Nil ausgegraben wurde. Der Eingang wird von riesigen Statuen des Götterpaares Isis und Osiris bewacht. Darüber wirbt ein großes Plakat für die Vorführung der Wolfson-Brüder. Außerdem hängt dort ein weiteres Plakat für die Dudley Galerie, wo viele Künstler ihre Werke ausgestellt haben.
    Das Innere scheint eine perfekte Nachbildung jener fernen Tempel zu sein. Da gibt es einen großen Raum, der von Säulen im ägyptischen Stil getragen wird. Die Säulen sind von oben bis unten mit geheimnisvollen Hieroglyphen bedeckt. Es würde mich nicht wundern, wenn uns plötzlich Cleopatra persönlich hier begegnete.
    Jede von uns hat als Andenken ein Programmheft für die heutige Nachmittagsvorstellung erhalten. Die Wolfson-Brüder sind auf Vorder- und Rückseite abgebildet, auf den Innenseiten sind Zeichnungen von einem seltsamen Metallkasten auf drei Beinen, einem schwebenden Tisch, einem unheimlichen Gespenst und einem Skelett, das mit seinem Schädel Fußball spielt. Die erste Seite verspricht einen Abend, den wir nicht so bald vergessen werden.
     
    DIE WOLFSON-BRÜDER PRÄSENTIEREN:
    DIE RITEN DES FRÜHLINGS
    EINE PHANTASMAGORISCHE GEISTERBESCHWÖRUNG
    DIREKT VOR IHREN AUGEN
     
    »Wie aufregend!«, ruft Mademoiselle LeFarge. »Ich bin Mrs Nightwing so dankbar, dass sie uns erlaubt hat hierherzukommen. Wie ich höre, ist es ganz und gar nicht so, als würde man Fotografien betrachten. Die Bilder bewegen sich, als seien sie so wirklich wie Sie und ich!«
    »Das möchte ich sehen«, sagt Ann.
    »Bald werden wir es alle sehen«, brummt Miss McChennmine, die ihr eigenes Programmheft ziemlich uninteressiert durchblättert.
    Felicity umklammert meinen Arm. »Wie sollen wir Dr. Van Ripple finden, wenn wir sie nicht abschütteln können?«, fragt sie gereizt.
    »Ich weiß es auch nicht – noch nicht«, antworte ich.
    Mehrere Schausteller nutzen die Gelegenheit, in der Halle für sich selbst Reklame zu machen. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen.
    »Man sollte sie alle vor Gericht bringen«, murmelt Inspektor Kent.
    »Aber, aber, Mr Kent«, tadelt Mademoiselle LeFarge.
    »Mr Kent, Sir. Soviel ich höre, darf man gratulieren.« Ein Polizist reicht dem Inspektor die Hand, der daraufhin seine zukünftige Frau vorstellt. Das ist der richtige Augenblick, um uns fortzustehlen – falls ich Miss McChennmine ablenken kann. Wird sie es wirklich merken, wenn ich die Magie benutze? Wird sie es durchschauen, wenn ich eine Illusion hervorrufe? Soll ich es wagen?
    »Gemma, was sollen wir tun?«, flüstert Felicity.
    »Ich überlege«, flüstere ich zurück.
    Miss McChennmine blickt misstrauisch zu uns her. »Was gibt es da hinten zu flüstern?«
    »Wir möchten die Ausstellung sehen«, sage ich. »Dürfen wir?«
    »Gewiss. Ich möchte sie auch sehen.«
    »Gut gemacht«, knurrt Felicity. »Sie wird nicht von unserer Seite weichen.«
    »Ich habe doch gesagt, ich überlege.«
    »In dieser Halle haben schon viele außergewöhnliche Ausstellungen stattgefunden«, doziert Miss McChennmine. »1816 wurde die Kutsche Napoleons gezeigt und später wurden die Wunder des Grabes von Sethos dem Ersten präsentiert.«
    »Oh, und was noch?« Ann zieht Miss McChennmine wissbegierig in ein Gespräch und ich habe einen Moment Zeit, um nachzudenken. Was könnte Miss McChennmine von uns weglocken? Ein wütender Löwe mit gefletschten

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