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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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wir deswegen kostbare Zeit verlieren sollen.
    »Sie werden staunen. Denn in dieser Schachtel ist der Beweis, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.« Ich wage zu behaupten, dass wir eine Menge mehr über dieses Thema wissen als der gute Mr Smith. Er öffnet eine Schachtel mit Fotografien und reicht eine davon einer Dame in der vordersten Reihe zur Ansicht. Wir schauen so gut es geht über ihre Schulter. Es ist nichts Besonderes, nur ein Bild von einem Mann, der an seinem Schreibtisch sitzt und einen Brief schreibt. Aber als ich ein zweites Mal hinschaue, sehe ich noch etwas anderes. Neben dem Mann ist eine geisterhafte Anwesenheit einer Frau in Weiß, so durchscheinend wie Spitze.
    »Das sind echte Geisterfotos, meine Damen. Sehen Sie selbst, wie der Geist vor Ihren Augen lebendig wird. Was unwiderlegbar beweist, dass die Geister von Verstorbenen mitten unter uns sind und es ein Leben nach dem Tod gibt!«
    »Oh, darf ich sehen?«, fragt eine Dame rechts von uns.
    »Nun, was sagen Sie? Greifen Sie zu, Madam, nur zehn Pence und es gehört Ihnen. Überraschen Sie Ihre Freunde und Ihre Familie! Dieses Foto habe ich bei einer Séance in Bristol aufgenommen.« Er senkt seine Stimme zu einem bedeutungsschwangeren Flüsterton. »Was ich dort gesehen habe, hat mein Leben verändert – Geister, mitten unter uns!«
    Die Damen stöhnen und flüstern. Eine zieht ihre Geldbörse hervor. »Ich hätte gern ein Bild, bitte.«
    »Welches Sie wollen, Madam, sind genug da.«
    Ich stoße meine Freundinnen an. »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen …«
    Eine energische Stimme hinter uns verschafft sich Gehör. »Glauben Sie seinen Behauptungen nicht, werte Damen. Das ist nichts weiter als eine optische Täuschung.«
    Ein eleganter Herr mit dichtem schwarzem, von silbernen Strähnen durchzogenem Haar und einem gepflegten Spitzbart bahnt sich den Weg nach vorn. Tiefe Falten liegen um seine Augen und seinen Mund und er stützt sich auf einen Spazierstock. Obwohl er älter ist als der Mann in meinen Visionen, besteht kein Zweifel, dass er der ist, den wir suchen: Dr. Theodore Van Ripple.
    »Das ist er«, flüstere ich Ann und Felicity zu.
    Der Doktor humpelt näher. »Diese geisterhafte Erscheinung ist genauso wenig ein Geist aus dem Jenseits wie Sie oder ich. Es ist nur eine Fotomontage. Ein Trick mit der Belichtung, verstehen Sie?«
    »Wollen Sie mich einen Lügner nennen, Sir?«, schnaubt Mr Smith.
    Der Mann verbeugt sich. »Sie werden mir verzeihen, Sir, aber ich kann nicht zulassen, dass solch liebenswürdige, gutherzige Damen mit Unwahrheiten hinters Licht geführt werden.«
    Mr Smith sieht seine Felle davonschwimmen und versucht zu retten, was zu retten ist. »Meine Damen, ich versichere Ihnen, ich habe diesen Geist mit eigenen Augen gesehen! Das hier ist der Beweis, glauben Sie mir!«
    Aber es ist zu spät. Die Dame in der vordersten Reihe ist kopfschüttelnd gegangen. Andere rücken nach. Sie wollen immer noch an das Wunder glauben.
    Felicity drängt sich zu Dr. Van Ripple durch. »Ist das wahr, Sir?«
    »Oh ja. Absolut. Ich kenne viele Tricks. Ich handle selbst mit Illusionen und bin mit der Welt aus Rauch und Spiegeln bestens vertraut. Ich bin ein berufsmäßiger Zauberer. Tatsächlich bin ich heute schon aufgetreten. Für ein paar Minuten«, fügt er bitter hinzu. »Aber ich werde für Sie eine Extravorstellung geben.«
    Er greift in seine Tasche und holt einen Stapel Karten heraus. »Hier. Kommen Sie. Nehmen Sie eine Karte. Irgendeine. Sie können sie Ihren Freundinnen zeigen, aber ich darf die Karte nicht sehen.«
    Ich recke meinen Hals, doch Miss McChennmine ist noch nirgends zu sehen, also wähle ich eine Karte aus – das Pik-Ass – und zeige sie Ann und Felicity, bevor ich sie in meiner Hand verstecke. Dr. Van Ripple gibt den Stapel an Mr Smith weiter.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun und diese Karten mischen, Sir?«
    Sichtlich verwirrt ordnet Mr Smith die Karten neu. Er gibt Dr. Van Ripple den Stapel zurück, der die Karten wieder und wieder mischt und dabei die ganze Zeit wie ein geborener Schausteller höflich plaudert. Schließlich legt er seine weiß behandschuhte Hand auf den Kartenstapel und erklärt: »Sie haben das Pik-Ass, liebe Dame. Stimmt’s?«
    Erstaunt zeige ich ihm das Ass. »Wie haben Sie das bloß gemacht?«
    Seine Augen zwinkern. »Über die Gesetze der Magie, meine Liebe, spricht man am besten nicht. Denn sobald wir die Illusion erkennen, glauben wir nicht mehr daran.«
    »Er hat die

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