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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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können?«
    Felicity zieht einen Schmollmund. »Du kannst es, meinst du.«
    »Wir können es«, korrigiere ich sie. »Aber zuerst müssen wir den Dolch finden, den Wilhelmina an sich genommen hat, und ich habe keine Ahnung, wo wir ihn suchen sollen.«
    »Vielleicht ist er hier in Spence«, schlägt Ann vor.
    »Wir wissen nicht einmal, ob Wilhelmina vertrauenswürdig ist. Schließlich hat sie ihn gestohlen, stimmt’s?«, sinniert Felicity.
    »Ich denke, sie hat einen Fehler gemacht und möchte es jetzt wiedergutmachen, indem sie mich zu dem Dolch führt«, sage ich.
    »Aber warum hat sie ihn überhaupt an sich genommen?«, bohrt Felicity.
    »Ihr sollt eure Darbietungen vorbereiten!«, schimpft Cecily, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Die beiden helfen mir, ein Gedicht auszuwählen«, antworte ich mit der größtmöglichen Herablassung.
    Die Tür wird schwungvoll geöffnet und ich fürchte schon, Mrs Nightwing ist gekommen, um uns eine Strafpredigt über unsere Trödelei zu halten. Stattdessen ruft sie nach Ann.
    »Miss Bradshaw, wollen Sie bitte mit mir kommen?«
    Ann folgt ihr mit hängendem Kopf hinaus und ich kann mir nicht denken, was sie ausgefressen haben könnte.
    »Endlich«, sagt Cecily schadenfroh.
    »Cecily, was weißt du?«, fragt Felicity.
    Cecily dreht eine Pirouette. »Ihre Verwandten vom Land sind gekommen, um sie mitzunehmen. Brigid ist oben und packt ihren Koffer.«
    »Aber das geht nicht!«, rufe ich. Felicity und ich tauschen entsetzte Blicke.
    »Sie fanden, es sei Zeit. Höchste Zeit, wenn ihr mich fragt.«
    »Genau das tun wir nicht!«, entgegne ich angriffslustig.
    Cecily öffnet den Mund zu einer wütenden Antwort. In diesem Moment erscheint Miss McChennmine und ich könnte mir die Zunge abbeißen. »Miss McChennmine, darf Miss Doyle so beleidigend zu mir sprechen?«
    Miss McChennmine misst mich mit einem strengen Blick. »Miss Doyle? Ist eine Entschuldigung angebracht?«
    »Bitte verzeih mir, liebe Cecily« Mein Lächeln ist so falsch wie die Arzneien eines Quacksalbers.
    Cecily stemmt wieder die Hände in die Hüften. »Miss McChennmine!«
    Ich bestürme Miss McChennmine. »Ist es wahr? Sind Anns Verwandte gekommen, um sie zu holen?«
    »Ja«, antwortet sie.
    »Aber das dürfen sie nicht!«, protestiere ich. »Sie will nicht zu ihnen! Sie ist nicht zur Gouvernante bestimmt. Sie …«
    Miss McChennmine runzelt die Stirn. »Aber Miss Bradshaw hat diese Abmachung selbst getroffen.«
    Die Worte dringen wie durch Wasser an mein Ohr und ich kann mir keinen rechten Reim darauf machen. Eine kalte Beklommenheit zieht sich in meinem Magen zusammen.
    Ich stürze zur Treppe, renne hinauf, während Felicity hinter mir meinen Namen ruft und Miss McChennmine zur Ordnung mahnt. Als ich völlig außer Atem unser Zimmer erreiche, sitzt Ann in ihrem graubraunen Reisekostüm auf ihrem Bett. Sie stapelt ihre Groschenromane und das Modeheft, das Felicity ihr geschenkt hat, ordentlich aufeinander. Das Macbeth -Programm liegt obenauf. Brigid stopft die letzten Kleidungsstücke in Anns Koffer.
    »Brigid«, keuche ich. »Könnten Sie mich bitte einen Augenblick mit Ann allein lassen?«
    »Ja, in Ordnung«, schnieft Brigid. »Schließen Sie den Koffer gut. Und vergessen Sie Ihre Handschuhe nicht, Herzchen.« Unsere Haushälterin wischt sich mit einem Taschentuch die feuchten Augen und verlässt hastig das Zimmer. Ann und ich sind allein.
    »Sag mir, dass es nicht wahr ist!«
    Ann schließt den Koffer und stellt ihn zu ihren Füßen auf den Boden. »Ich hab dir die Groschenromane dagelassen. Zur Erinnerung an mich.«
    »Du kannst nicht mit ihnen fahren. Auf dich wartet ein Engagement in der Truppe von Mr Katz. Die Bühnen der Welt!«
    Ein schmerzlicher Zug tritt in ihr Gesicht. »Nein. Das war für Nan Washbrad, deren Schönheit für sich selbst spricht, nicht für Ann Bradshaw. Das Mädchen, für das sie mich halten, gibt es nicht. Nicht wirklich.«
    Ich schleudere den Koffer auf ihr Bett, klappe den Deckel auf und beginne auszupacken. »Dann werden wir einen Weg finden. Mithilfe der Magie wird es uns gelingen.«
    Ann legt ihre Hand auf meine. »Verstehst du nicht, Gemma? Es würde nicht funktionieren. Nie und nimmer. Ich kann nicht die sein, die dem Bild entspricht, das sie von mir haben und haben wollen.«
    »Dann sei eine andere. Sei du selbst ! «
    »Das genügt nicht.« Sie dreht ihre Handschuhe zusammen, zerknüllt sie zu einem Ball und streicht sie wieder glatt. »Deshalb habe ich den Brief geschrieben

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