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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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richtig.« Tom ist schon bereit zum Aufbruch. Wir waren nicht einmal eine Stunde hier. »Wir sehen dich in zwei Wochen zu Hause, Vater.«
    »Stimmt«, sagt Miss Finster. »Obwohl wir traurig sein werden, wenn er uns verlässt.«
    »Ja, also dann.« Tom streicht eine eigenwillige Locke aus seiner Stirn, aber sie fällt ihm wieder in die Augen. Es gibt kein Händeschütteln und keine Umarmung. Wir lächeln und nicken und gehen so schnell wie möglich unserer Wege, erleichtert, voneinander und von den verlegenen Gesprächspausen befreit zu sein. Gleichzeitig schäme ich mich dieses Gefühls der Befreiung. Ich frage mich, ob andere Familien genauso sind. Die meisten scheinen miteinander glücklich zu sein. Sie passen zusammen wie die Teile eines schon fertigen Puzzles, dessen Bild klar ersichtlich ist. Aber wir sind wie diese seltsamen übrig gebliebenen Teile, die sich nicht eindeutig, mit einem zufriedenen »Ah, endlich!«, einfügen lassen.
    Vater nimmt Miss Finsters Arm wie ein vollendeter Gentleman. »Miss Finster, darf ich bitten?«
    Miss Finster schenkt ihm ein helles Schulmädchenlachen, obwohl sie bestimmt so alt wie Mrs Nightwing ist. »Oh, Mr Doyle. Jetzt aber marsch!«
    Arm in Arm gehen sie auf das große weiße Gebäude zu. Vater dreht wie beiläufig den Kopf zurück. »Ich seh euch zu Ostern.«
    Ja, in zwei Wochen werden wir wieder zusammen sein.
    Aber ich bezweifle, dass er mich überhaupt sehen wird.
    *
    Auf der Fahrt nach London in der Kutsche stelle ich Tom zur Rede. »Thomas, wirklich, warum musst du Vater so quälen?«
    »Ja, ja, verteidige ihn nur, wie immer. Bist ja auch sein Herzblatt.«
    »Ich bin nicht sein Herzblatt. Er hat uns beide gleich lieb.« Mir ist etwas flau im Magen, als ich das sage, so als wäre es eine Lüge.
    »Das behaupten sie immer, nicht wahr? Schade, dass es nicht wahr ist«, sagt Tom bitter. Plötzlich hellt sich sein Gesicht auf. »Zufällig hatte er mit dem Athenäum-Klub nicht recht. Ich bin eingeladen, dort mit Simon Middleton und Lord Denby zu speisen.«
    Die Erwähnung von Simons Namen raubt mir den Atem. »Wie geht es Simon?«, frage ich.
    »Na wie schon. Wie einem, dem alles in die Wiege gelegt wurde. Schönheit. Charme. Reichtum. Also kurz gesagt, ausgezeichnet.« Tom schenkt mir ein kleines Lächeln und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass er sich auf meine Kosten lustig macht.
    Simon Middleton, einer von Londons begehrtesten Jungesellen, besitzt in der Tat all diese Vorzüge. Er hat mir in den Weihnachtsferien glühend den Hof gemacht und wollte mich heiraten, aber ich habe ihm einen Korb gegeben. Und plötzlich weiß ich nicht mehr, warum.
    »Es ist verfrüht, darüber zu sprechen«, fährt Tom fort, »aber ich glaube, der alte Denby will die Mitgliedschaft für mich beantragen. Obwohl du Simon so schäbig behandelt hast, Gemma, hält seine Familie noch immer sehr viel von mir. Mehr als Vater.«
    »Hat … Simon gesagt, dass ich ihn schäbig behandelt habe?«
    »Nein. Er hat dich überhaupt nicht erwähnt.«
    »Wie schön für dich, dass du die Middletons wiedersehen wirst«, sage ich leichthin, so als hätten mich seine Worte nicht im Geringsten verletzt. »Ich bin sicher, Simon genießt es, junge Damen in der Stadt herumzukutschieren?« Ich hänge ein kleines Lachen an, das ungezwungen klingen soll.
    »Mmmm«, sagt Tom. »Darüber weiß ich nichts.«
    »Aber sie sind zurzeit in London?« Mein Lächeln gerät ins Wanken. Komm schon, Thomas. Wirf mir einen Knochen hin, du elender Geizkragen von einem Bruder.
    »Noch nicht, aber bald. Sie erwarten zur Ballsaison Besuch von einer entfernten Cousine aus Amerika, einer Miss Lucy Fairchild. Stinkreich, soviel ich weiß.« Tom lächelt selbstgefällig. »Vielleicht könntest du mich ihr vorstellen. Oder vielleicht wird sie den Wunsch äußern, mir vorgestellt zu werden, wenn ich erst mal ein angesehenes Mitglied des Athenäums bin.«
    Nein. Es ist völlig unmöglich, in Gegenwart meines Bruders ein Lächeln im Gesicht zu behalten. Nicht einmal Mönche könnten das nötige Maß an Langmut aufbringen.
    »Ich begreife nicht, warum dir so viel an diesem Athenäum gelegen ist«, sage ich gereizt.
    Tom grinst so blasiert, dass ich nicht umhinkann, ihn mir in einem großen, von hungrigen Kannibalen umringten Kessel vorzustellen, unter dem ein fröhliches Feuer prasselt. »Nein, natürlich nicht, Gemma. Du möchtest zu nichts und niemandem gehören, stimmt’s?«
    »Die Mitglieder der Hippokrates-Gesellschaft sind

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